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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Trainerwechsel immer nur zum Ablauf eines Vertrages vornehmen. Unsere Trainer waren alle drei, vier, fünf Jahre da. Das ist eines der Erfolgsgeheimnisse des FC Bayern. Es ist selten, dass einer entlassen wurde. Jetzt kann ich mir einen vorzeitigen Wechsel überhaupt nicht mehr vorstellen. Dazu machen wir uns jetzt vorher viel zu viel Gedanken über einen neuen Trainer.«
    Der ehemalige Mönchengladbacher Heynckes sei »à la longue genau der richtige Mann«. Heynckes war ganz und gar ein Hoeneß-Mann, und dementsprechend stellte sich der Bayern-Manager wie ein treusorgender Vater in allen kritischen Situationen schützend vor ihn. Als der Wunschtrainer in seiner ersten Saison 1987/88 nicht ganz wie gewünscht zurechtkam, verteidigte ihn sein Mentor aus der Chefetage mit dem Hinweis, dass jeder neue Bayern-Trainer erst einmal gewisse Umstellungsprobleme bewältigen müsse. Als wenig später feststand, dass die Bayern zum ersten Mal seit neun Jahren überhaupt keinen Titel holen würden, nahm er die Spieler ins Gericht, die versuchen würden, ihre eigenen Fehler Heynckes in die Schuhe zu schieben. Und als die Krise im Jahr darauf durch den Gewinn des Meistertitels für beendet erklärt wurde, zeigte er sich von dem seiner Meinung nach »souveränen« Trainer geradezu begeistert. »Ich habe noch nie mit einem Coach so intensiv diskutiert wie mit ihm«, lobte er die außergewöhnlich gute Zusammenarbeit. Vorübergehend ließen die Journalisten den Trainer in Ruhe, doch da in München die Zeit nach einer Krise immer zugleich die vor einer Krise ist, hielt die Harmonie nicht lange an. Im Herbst 1989 bemühte Hoeneß auf die Frage eines Journalisten nach der Sicherheit des Arbeitsplatzes von Heynckes das Götz-Zitat. Die Ausdrucksweise bereute er sogleich, nicht aber seine Kritik am Journalisten: »Also, ›leck mich am Arsch‹ würde ich mit einem Tag Abstand nicht mehr sagen. Aber in dieser Frage war doch schon wieder der Countdown gegen den Trainer eingebaut, dagegen muss man vorgehen.« Wenig später sah er sich in seinem Eintreten für den Trainer bestätigt. »Heynckes hat seinen Stil gefunden, den zieht er durch, der wird auch erfolgreich bleiben. Er zeigt Arbeitseifer, totales Engagement.«
    Bei normaler Betriebstemperatur zeigte sich Heynckes als ein etwas steifer Typ mit spröder Rhetorik. Nur in der Hitze des Fußballgefechts wurde er lebendiger und signalisierte seine Erregung durch einen hochroten Kopf, weshalb er während seiner Gladbacher Zeit von dem Spieler Wolfram Wuttke auf den Namen »Osram« (nach dem bekannten Hersteller für Glühbirnen) getauft worden war. In den vier Spielzeiten bis 1991 wurde er zwar zweimal Zweiter und zweimal Meister, dennoch konnte er die Kritiker nie vollends überzeugen, und er selbst signalisierte ebenfalls durch seine häufigen Errötungszustände am Spielfeldrand eine andauernde Unzufriedenheit mit der Qualität des Bayern-Spiels.
    Das lange Gären mündete schließlich in eine donnernde Eruption, als die Bayern in der Vorrunde der Saison 1991/92 schier unaufhaltsam dem Tabellenende entgegenstürzten. Am 5. Oktober bedeutete eine 1:4-Heimniederlage gegen die Stuttgarter Kickers das Absinken auf Rang zwölf in der Liga und das Ende des Trainers Heynckes. »Die Niederlage gegen die Kickers hat mich wie ein Blitz getroffen«, bekannte Hoeneß. Unter den nun gegebenen Bedingungen, meinte er später, »war es kaum noch möglich, den Erfolg zu haben, den wir uns wünschen und erhoffen«. Die Entlassung seines Wunschtrainers war die logische Konsequenz, auch wenn ihm die Entscheidung sehr schwerfiel. »Der Druck von außen wurde immer stärker. Irgendwann hätte der Verein darunter gelitten. Und der FC Bayern ist noch immer das Wichtigste, wichtiger als alle Personen.« Die Schuld an der unhaltbar gewordenen Situation gab er freilich in der Hauptsache nicht dem Trainer, sondern dem ungeduldigen Publikum, den massiven Angriffen aus den Medien sowie insbesondere den nörgelnden Querschießern im Verein und unkooperativen Stinkstiefeln in der Mannschaft. Es habe Spieler gegeben, kritisierte er, »die ihre hierarchischen Interessen innerhalb der Mannschaft in den Vordergrund gestellt haben«, Spieler, denen es wohl prinzipiell schwerfalle, »das Ganze im Auge zu behalten«. Damit zielte er vor allem auf Stefan Effenberg, der zudem die Fans mit dem Spruch aufgebracht hatte, beim Fußball gehe es doch sowieso »nur um die Kohle«.
    »Ich hatte mich gegen den Rauswurf von Heynckes

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