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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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gewehrt, konnte mich intern nicht durchsetzen«, meinte Hoeneß. Aber selbst er hatte einsehen müssen, dass es Heynckes nicht mehr gelang, mit der Situation klarzukommen, und vor allem, dass er nicht in der Lage war, sich unter der in München herrschenden extremen Mediensituation als Souverän des Geschehens zu behaupten. »Es ist immer wichtiger geworden, dass ein Trainer die Medienpolitik beherrscht«, gab Hoeneß zu; Heynckes war nicht solch ein Trainer. Der im Umgang mit Journalisten und Reportern immer etwas unsicher, unbeholfen und verletzlich wirkende ehemalige Klassestürmer aus Mönchengladbach war ein guter Trainer, hatte aber von Anfang an Probleme, seine Kompetenz vor laufenden Kameras entsprechend zu verkaufen. Als sich der Trainer zu Saisonbeginn einmal in ungewohnter Deftigkeit gegen Journalistenkritik gewehrt hatte (»Denen hat man ins Hirn geschissen«), war Hoeneß noch entzückt gewesen. »Es macht Spaß, den Jupp zu sehen«, hatte er frohlockend kommentiert. »Er kämpft wieder.« Weniger später musste er jedoch eingestehen, dass Heynckes nicht wirklich etwas dazugelernt hatte.
    Hoeneß schmerzte die Entlassung sehr. Der Jupp, meinte er, sei »ein hochanständiger Mensch mit absolut integrem Charakter«. Als er dem Mann, der in den letzten vier Jahren von einem Partner zu einem Freund geworden war, mitteilen musste, dass sein Vertrag nicht verlängert wird, wurde der Manager von seinen Gefühlen überwältigt: »Da habe ich geweint.« Schauplatz der Entlassungsszene war das Haus des damaligen Schatzmeisters Kurt Hegerich in Rottach-Egern am Tegernsee. »Uli und ich haben ganz offen gesprochen«, berichtete Heynckes. »Es war tatsächlich harmonisch: Nachdem ich den Auflösungsvertrag unterschrieben hatte, spielten wir bis nachts um drei Schafkopf, ließen uns sogar Essen vom Käfer kommen. Das vergesse ich nie.« Die beiden waren nun Freunde fürs Leben, fortan war der Jupp noch oft beim Uli in dessen Haus in Ottobrunn privat zu Gast und ließ in der Öffentlichkeit kaum eine Gelegenheit aus, den Freund ins richtige Licht zu rücken: »Ich habe Uli als ehrlichen, zuverlässigen Menschen kennen gelernt. Immer korrekt, nie nachtragend. Das hat mir imponiert.« Hoeneß seinerseits bereut bis heute bitterlich die vorzeitige Trennung von Heynckes, dem zum Erfolg lediglich »das letzte Quäntchen Glück« gefehlt habe. Dass er damals dem öffentlichen und vereinsinternen Druck nachgegeben habe, sei sein »größter Fehler« gewesen.
    Zu einer kleinen Form der Wiedergutmachung immerhin kam es Ende April 2009: Da verpflichtete Uli Hoeneß seinen bereits in Trainerrente gegangenen Freund kurz vor dessen 64. Geburtstag als Kurzzeit-Nachfolger von Jürgen Klinsmann für die restlichen fünf Saisonspiele. Heynckes enttäuschte nicht und sicherte den Bayern mit dem zweiten Platz die Qualifikation für die Champions League.
    Gute Freunde auf der Trainerbank
    Mit dem renommierten Giovanni Trapattoni, der wegen seiner zahlreichen in verschiedenen Ländern errungenen Titel als erfolgreichster Vereinstrainer überhaupt galt, wollte Uli Hoeneß im Sommer 1995 das Flair der großen weiten Fußballwelt nach München verpflichten. Neben dem immer stilvoll daherkommenden Italiener mit der sympathischen Ausstrahlung, einem Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle, wirkte der derbe Bayern-Boss zwar etwas ungehobelter als sonst, aber das verhinderte nicht, dass die beiden ein ausgesprochen gutes Verhältnis zueinander entwickelten. Als perfekte Lösung auf dem Trainerposten erwies sich der mit einer geradezu aristokratischen Würde ausgestattete »Trap« dennoch nicht, und das nicht nur wegen seiner unüberhörbaren Sprachprobleme. Der Mann mit der putzigen Ausdrucksweise verordnete der Mannschaft einen disziplinierten Defensivfußball, der wenig attraktiv und zudem auch nur mäßig erfolgreich war. Im Bayern-Präsidium wiegte man schon nach wenigen Monaten skeptisch die Köpfe und sann auf eine Beendigung des Experiments mit dem »Exoten«, das dann auch nur ein Jahr dauerte.
    Als der Italiener nach einem unglücklichen Intermezzo des »urdeutschen« Otto Rehhagel auf Hoeneß’ Veranlassung wieder zurückkehrte, sprach er ein wenig besser Deutsch und konnte mit dem Gewinn der Meisterschaft von 1997 auch einen Erfolg erringen. Verständigungsprobleme hatte er aber weiterhin, nicht nur beim Presse-Interview nach dem Spiel, sondern auch als Anweisungsgeber auf dem Trainingsplatz, wo sich der Fan klassischer Musik nach wie

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