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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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vor nicht als Komponist eines attraktiven Spiels verstand. Trotz aller Probleme unterstützte Hoeneß seinen Wunschtrainer, den er als einen »wunderbaren Menschen« schätzen gelernt hatte, wo er konnte, unter anderem begleitete er ihn regelmäßig zu Pressekonferenzen, um ihm dort im Bedarfsfall Deckung geben zu können. Das ging wenigstens einigermaßen gut – bis zum 10. März 1998, als der nach einer 0:1-Heimniederlage gegen Schalke 04 über seine Spieler erboste Trapattoni allein vor die Mikrofone trat. Heißblütig war er und zugleich zum Liebhaben knuddelig wirkte er, als er mit seiner berühmten »Ich-habe-fertig!«-Rede für einen kunstvollen Höhepunkt des italodeutschen Radebrechens sorgte und sich damit unsterblich machte. »Ein Trainer ist nicht ein Idiot!«, brüllte er erregt. »Ein Trainer sehen was passieren in Platz. In diese Spiel es waren zwei, drei oder vier Spieler, die waren schwach wie eine Flasche leer!«
    Während ganz Deutschland lachte, fand nur der Bayern-Manager die Sache gar nicht witzig. Völlig außer sich geriet er, als der Entertainer Harald Schmidt die Trapattoni-Rede genüsslich ausschlachtete. Ein Bild des finster dreinblickenden Helmut Kohl verspottete »Dirty Harry« mit den Worten: »Womöglich sagt der Kanzler auch im Kabinett: ›Ich bin müde jetzt Vater diese Spieler. Ich habe immer die Schulde…‹« Eine weitere Schmidt-Zote: »Was haben John F. Kennedy, Jens Weißflog, Verona Feldbusch und Giovanni Trapattoni gemeinsam? Sie sind am lustigsten, wenn sie versuchen, deutsch zu reden.« In der Sendung »ran« bei Sat.1 tobte Hoeneß: »Die Geschichte, die Harald Schmidt daraus gemacht hat, war eine Sauerei. Ein Trapattoni hat das nicht nötig. Ein Trapattoni hat solche Leute nicht nötig. Harald Schmidt muss noch lange leben, bis er einmal die Größe von einem Giovanni Trapattoni hat.« Moderator Reinhold Beckmann reagierte ebenso irritiert wie verständnislos (»Uli Hoeneß, jetzt sollten wir den Ball ein bisschen flachhalten«), aber der war kaum mehr zu bremsen. Kritik an Trapattoni akzeptierte er nun mal nicht, und so war kurz darauf im Fall eines besonders kritischen Fragestellers wieder einmal das Götz-Zitat fällig. Als der angeschlagene Trainer schließlich selbst mit den Worten: »Wenn ich in München bleibe, sterbe ich!«, um seine Vertragsauflösung bat, war für den Trapattoni-Freund Hoeneß klar, wer die Hauptschuld daran trug: Harald Schmidt! Und entsprechend titelte die »Hamburger Morgenpost« am 14. April 1998: »Kein Scherz – Hoeneß glaubt: Trapattoni flieht vor Dirty Harry.«
    Trapattoni wurde abgelöst von einem Gentleman mit schweizerischem Flair. Der aus dem nahe Basel gelegenen Lörrach stammende Ottmar Hitzfeld, Hoeneß’ ehemaliger Mannschaftskollege in der Olympia-Mannschaft von 1972, war als Doppelmeister und Champions-League-Sieger mit Borussia Dortmund zu Ruhm gekommen, und in ihm fand der FC Bayern endlich den geeigneten Cheftrainer, der nicht nur den Kader mit Autorität und einem ausgeklügelten Rotationsprinzip – beinahe jeder Spieler musste zwischendurch mal auf der Ersatzbank Platz nehmen – disziplinieren konnte, sondern auch mit diplomatischem Geschick die Ruhe im Verein wiederherzustellen vermochte. Die Hitzfeld-Mannschaft reifte wie guter Wein und erreichte nach drei Jahren das höchste Ziel: den Titel in der Champions League.
    Hitzfeld war erfolgreich, aber der Weg zum Triumph hatte Spuren hinterlassen. Der ehemalige Mathematiklehrer – ein bedächtiger und smarter, aber auch verletzlicher Typ – litt unter dem Burn-out-Syndrom und klagte: »Ein Jahr beim FC Bayern ist wie zehn Jahre bei einem anderen Verein.« Auf einem Flug nach New York im Sommer 2001 bot er Uli Hoeneß seinen Rücktritt an. Doch der wollte den Erfolgstrainer, der seinem FC Bayern endlich den ganz großen Triumph verschafft hatte, auf keinen Fall ziehen lassen. »Kommt nicht in Frage«, meinte er entschieden und überredete Hitzfeld – angeblich unter der wohl nicht ganz ernst gemeinten Drohung, aus dem Flieger auszusteigen – zum Weitermachen. Ein Fehler sei das nicht gewesen, meinte Hitzfeld später und äußerte kategorisch: »Ich breche meinen Vertrag nicht, wenn der Vertragspartner nicht einverstanden ist.« Doch Grund, diese Entscheidung zu bereuen, bekam er noch genug: Die drei weiteren Jahre in München erwiesen sich für ihn als extrem schwierig und stressig.
    Als er während der Saison 2002/03 trotz Tabellenführung in der

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