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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Bundesliga – aber nach einem blamablen Vorrunden-Aus in der Champions League – verstärkt in die Kritik geriet und auf allen Kanälen eine Hitzfeld-Diskussion einsetzte, schwieg Hoeneß demonstrativ. »Ich habe früher mal den Fehler gemacht, wichtige Dinge in der Öffentlichkeit zu besprechen«, begründete er sein Verhalten. »Das mache ich jetzt mit der Mannschaft und den Verantwortlichen selbst.« Später berichtete er über das entscheidende Gespräch mit dem Trainer in seinem Büro. »Es war sehr emotional. Wir sprachen über alles. Über Fußball, über den Sinn des Lebens. Ich habe ihm versichert: Wir werden nie hinter deinem Rücken mit anderen Trainern verhandeln. Wenn es nicht mehr geht, reden wir zuerst mit dir. Deadline war das Dortmund-Spiel.« Bayern siegte am 9. November 2002 mit 2:1, Hitzfeld blieb. Der Manager zeigte sich gegenüber dem integren Trainer absolut loyal. »Es macht keinen Spaß, über neue Leute nachzudenken, wenn man so ein gutes Verhältnis zu Ottmar hat wie ich.« Und wenn jemand der Meinung sei, dass die Probleme nicht an Hitzfeld, sondern an seiner Arbeit lägen, werde er sich damit auseinandersetzen, sofern es vernünftig begründet sei.
    Während der Winterpause im Januar 2004 – die Bayern standen nach durchwachsenen Leistungen in der Liga auf Rang zwei hinter Bremen – sah Hoeneß besonderen Bedarf, mit dem Trainer das Gespräch zu suchen. Man müsse »alles in Frage stellen«, meinte er, »denn wenn wir mit diesem Kader nicht besser Fußball spielen, muss es irgendwelche Ursachen haben.« Hitzfelds Position stehe allerdings außerhalb jeden Zweifels. »Sein Standing wurde von uns nie in Frage gestellt. Deshalb gibt es von mir dazu keinen Kommentar. Sagt man was, heißt es gleich, da ist ja doch etwas.« Es blieb aber eben doch etwas, nämlich das schlechte Spiel der Mannschaft. Seit zweieinhalb Jahren, schrieb der »Spiegel«, spiele der FC Bayern »freudlos wie nach dem von Hitzfeld eingeführten Rotationsprinzip: Er dreht sich um sich selbst und kommt nicht vom Fleck.« Nach einem matten Sieg über den Bundesliga-Mitläufer Hannover 96 an einem trüben Februartag reichte der mit einem roten Fanschal ausgestattete Hoeneß dem gestressten Chefcoach zur vorläufigen Beendigung der Trainerdiskussion mechanisch die Hand. Der Ottmar sei »ein perfekter Schauspieler«, hatte Hoeneß vor Jahresfrist behauptet, »er lächelt sogar noch, wenn es in ihm brodelt.« Als Psychologe lag da aber wohl eher Beckenbauer vorne, der ganz im Gegenteil behauptete: »Ich kenne keinen Menschen, bei dem man den Gefühlsstand so ablesen kann.« Hitzfeld stand der Frust ins Gesicht geschrieben.
    Als die Bayern im März 2004 im Achtelfinale der Champions League gegen Real Madrid ausgeschieden waren, kam die Trainerdiskussion erwartungsgemäß voll auf Touren. Während Karl-Heinz Rummenigge unter anderem den Autoritätsverlust des Trainers beklagte, in der ihm eigenen Diktion zum »Hinterfragen« seiner Arbeit aufforderte und Franz Beckenbauer ganz offen von Stuttgarts Coach Felix Magath schwärmte, erinnerte indes der korrekte Hoeneß an die Verdienste des Kritisierten: »Ich vergesse nie, was war. Hitzfeld hat den Verein 1998 nicht gerade in Topverfassung übernommen. Mit seiner Hilfe hat sich der FC Bayern sportlich gefestigt, wir haben dank seiner Arbeit riesige Erfolge gefeiert und uns wirtschaftlich toll entwickelt. Wir haben mit ihm 2001 das erreicht, was wir seit 25 Jahren nicht erreicht hatten: der beste Klub in Europa zu sein.« Die Vorhaltung eines Reporters vom »Stern«, ob er nicht eventuell aus Dankbarkeit zu weich sei, um jetzt schon einen Trainerwechsel zu forcieren, konterte er mit den Worten: »Ich habe auch meine kritischen Gedanken, was die Zusammenarbeit von Hitzfeld mit der Mannschaft betrifft. Ich sitze jeden Freitag mit ihm bei unserer Rotweinrunde zusammen. Da wird brutal offen geredet. Wenn Sie mal dabei wären, wären Sie schockiert.« Da sich alle im Führungsgremium dazu entschieden hätten, den Vertrag von Hitzfeld um ein Jahr zu verlängern, müsse man nun trotz aller Kontroversen zusammenstehen und die Sache durchziehen. »Der Verein muss seinen Weg gehen, seriös und berechenbar.«
    Ende April 2004 versuchte Uli Hoeneß gute Miene zum seit Monaten schlechten Bayern-Spiel zu machen. »Schauen Sie sich doch die Mannschaft an: Die spielt nicht gut, aber auch nicht desaströs, ich sehe keine Auflösungserscheinungen, keine Panik. Wir bekommen viele Briefe von

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