Das Prinzip Uli Hoeneß
herauskitzeln kann. Lächelnd die eigene Botschaft rüberzubringen, das kann ebenfalls ein Weg zum Erfolg sein.« Seinen Freund Hitzfeld, der selbst im Leiden noch freundlich lächeln konnte, vermisste er doch ein wenig, vor allem die allwöchentlichen, mit einem Gläschen Wein aufgelockerten Besprechungen gingen ihm ab. Aber nun gut, das musste man eben verkraften: »Jetzt trinke ich mit Felix Pfefferminztee, und das kann auch ganz lustig sein.«
Nach Magaths erstem Double im Jahr 2005 zeigte sich Uli Hoeneß äußerst angetan. »Er hat alles fantastisch gemeistert. Er ist eine richtig schöne Einheit mit der Mannschaft geworden.« Nicht so schön war, dass man international wieder einmal den Ansprüchen nicht hatte genügen können, aber das konnte ja noch werden. Nachdem der oft unnahbar wirkende Trainer in der neuen Saison souverän die Herbstmeisterschaft gesichert hatte, geriet Hoeneß geradezu ins Schwärmen über Magath: »Ich bin begeistert von unserem Trainer. Man könnte meinen, wir haben uns gesucht und gefunden. Felix ist immer für den Klub da und setzt sich für unsere Anliegen ein. Die positivste Seite, die ich an ihm kenne, ist, dass er in jeder Lage total cool bleibt.« Zum Saisonende klang er dann, obwohl Magath sein zweites Double hatte einfahren können – aber erneut international gescheitert war – schon etwas nüchterner. »Dass der Felix Magath nicht einer ist, der mit jemandem stundenlang Arm in Arm durch den Wald läuft, das ist nun mal so. Aber man muss die Menschen auch nicht verbiegen. Wir haben ihn so verpflichtet, wie er ist.« Da hatte die Uhr wohl schon zu ticken begonnen.
In der Winterpause 2006/07 lobte Uli Hoeneß noch die »sensationelle Vorbereitung« des Trainers – um ihn dann nur drei Wochen später zu entlassen. Weder der Manager noch der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge wollten am 31. Januar 2007, am Tag nach dem blamablen 0:0 gegen den Abstiegskandidaten aus Bochum – die Bayern lagen damit auf Rang vier mit acht Punkten Rückstand auf den Tabellenführer Bremen – auch nur ein einziges Wort zu den Journalisten sprechen, die sich in stattlicher Zahl auf dem Vereinsgelände an der Säbener Straße eingefunden hatten. Einige Stunden später war der Trainer mit sofortiger Wirkung und reichlich stillos beurlaubt: Als Magath von seiner Frau zum Vereinsgelände chauffiert wurde, um dort seine Verabschiedung entgegenzunehmen, lief die Meldung bereits im Radio. Magath ging dennoch mit seiner Entlassung sehr gefasst und professionell um. »Ich weiß doch, dass im Fußball irgendwann Situationen entstehen, wo es zwischen Mannschaft und Trainer nicht mehr funktioniert.« Und er verstehe auch, fuhr er fort, »dass eine Klubführung, bevor sie sich an die Spieler wagt, sich erst mal mit dem Trainer beschäftigt«. So lief das Geschäft, da musste ein Profi wie er keinen Groll entwickeln. Und außerdem war die Sache nicht gar so überraschend gekommen. »Seit letztem Frühjahr spürte ich, dass etwas nicht stimmt«, verriet Magath. Deshalb wollte er von sich aus im vergangenen Sommer den Verein verlassen. »Ich hatte gerade das Double wiederholt, was noch keinem Trainer zuvor gelungen war. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass meine Arbeit nicht richtig geschätzt wird. In diesem Zusammenhang habe ich gesagt: Da ist es doch besser, ich höre jetzt auf, ich gehe.« Aber Uli Hoeneß sagte damals »nein«. Und nun, da die vorzeitige Beendigung des Arbeitsverhältnisses entschieden und Ottmar Hitzfeld zurückgeholt war, erklärte er: »Der Wechsel war notwendig, vielleicht haben wir das zu spät erkannt. Deswegen hatte ich viele schlaflose Nächte.« Hitzfeld sei jetzt genau der Richtige, denn der sei »ein Trainer, der die jungen Spieler formt, der sie lehrt«.
Über das etwas Rätselhafte und Reservierte im Verhältnis zwischen Uli Hoeneß und Hitzfelds Nachfolger-Vorgänger kann man nur spekulieren. Der Bayern-Manager hielt Felix Magath offensichtlich nicht für einen besonders guten Pädagogen, gleichwohl wusste er dessen Qualitäten zu würdigen. Und der immer etwas spöttisch wirkende Schachspieler Magath, ein hochintelligenter Mann mit feiner Witterung, wusste, dass er im Haifischbecken an der Säbener Straße vorsichtig sein musste. Das Machtbewusstsein eines Beckenbauer, eines Rummenigge und vor allem eines Hoeneß konnte er nicht ignorieren. Dem Trainer war wohl bewusst, dass er die gegebene Rangordnung nicht ankratzen durfte, und er verhielt sich entsprechend,
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