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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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schlafe ich ruhiger, wenn Leute wie Franz und Kalle bei Entscheidungen mitreden.« Die Vorhaltung, dass alle manchmal doch recht wild durcheinander reden würden, vor allem in Transferfragen, wies er mit einer etwas kurios anmutenden Darstellung zurück: »Da steckt Methode dahinter, das ist von uns zum Teil gesteuert und so ausgemacht: Du nennst den, du den, damit ich mich um den kümmern kann, der gerade nicht im Spiel ist.« Von einem Machtkampf jedenfalls könne keine Rede sein. Außerdem habe man ja auch wieder Erfolg: »Wir sind Tabellenführer, haben wirtschaftlich eine sehr gute Basis und ein positives Image. Wir wären bescheuert, wenn wir diese wiedergewonnene Autorität in der Öffentlichkeit durch so einen Mist untergraben würden.« Meister wurden die Bayern dann zwar nicht mehr, aber immerhin sprang noch ein respektabler zweiter Platz hinter dem Dauerrivalen Werder Bremen heraus.
    Hoeneß hat die Installierung der Vizepräsidenten Beckenbauer und Rummenigge sicherlich zunächst nicht gepasst, und er war über die damit verbundenen ständigen Reibereien alles andere als erfreut, aber er konnte dann doch nach einiger Zeit seinen Frieden mit der neuen Situation schließen, zumal er für Fehlentwicklungen künftig tatsächlich nicht mehr automatisch allein den Kopf hinhalten musste. »Unstimmigkeiten von Anno Tobak sind ausgeräumt«, meinte er Ende des Jahres, »das Klima innerhalb der Führungsriege deutet auf ein dauerhaftes Hoch.« So viel Sonnenschein dürfte es nicht geworden sein. Aber immerhin hatten sich die Gewitterwolken über der Säbener Straße weitgehend verzogen – zumindest so weit es die Differenzen innerhalb des Triumvirats betraf. Dass die Verpflichtung des Beckenbauer-Mannes Ribbeck ein Fehler war, wollte sich manch einer im Präsidium nicht so richtig eingestehen, und Hoeneß legte sich in der Öffentlichkeit einen Maulkorb an. Um auf seine wahren Ansichten schließen zu können, musste man schon sehr genau auf die ironischen Untertöne seiner Statements hören, etwa wenn er auf die Frage nach Ribbecks Qualitäten antwortete, dieser mache eine »hervorragende PR-Arbeit«. Im Verhältnis zu seinem sonstigen Gebaren war der Drang zur Distanznahme äußerst auffällig – so, als hätte er vorausgesehen, dass mit Ribbeck bei den Bayern kein großer Staat zu machen sein würde. »Ich habe mir noch nie angemaßt, im sportlichen Bereich das Sagen zu haben«, äußerte er einmal in einem beinahe parodistischen Akt der Selbstverleugnung. »Alle meinen, ich würde überall mitquasseln. Der Trainer entscheidet, er muss auch den Kopf dafür hinhalten.«
    Ribbecks Kopf rollte, als sich gegen Ende der Hinrunde der Saison 1993/94 innerhalb des Bayern-Präsidiums die Ansicht verfestigte, dass der stets elegante und eloquente »Sir« Erich den Meisterschaftsambitionen der Isarstädter eher hinderlich war. Der Mann, der aussprach, was alle sahen – sich aber sonst niemand so offen auszusprechen traute – hieß Jan Wouters. »Trainer«, sagte der bissige Mittelfeldspieler, »Sie sind der einzige Mann im Verein, der keine Ahnung vom Fußball hat.« Da war es gut, dass es im Verein andere Männer mit Ahnung gab, insbesondere einen, den ehemaligen Teamchef der Nationalmannschaft und Weltmeistermacher von 1990, Franz Beckenbauer. Als die Mannschaft in der Winterpause hinter Eintracht Frankfurt wieder nur auf dem zweiten Platz stand, übernahm Beckenbauer den Trainerjob, führte den FC Bayern zur 13. Meisterschaft und krönte den Erfolg am 7. Mai bei der Meisterfeier im Sportstudio mit einem genialen Treffer an der ZDF-Torwand: Er hatte den Ball auf ein volles Weizenbier-Glas gelegt, dann geschossen und getroffen – und das Glas war unversehrt stehen geblieben. Franz, das Glückskind, hatte es wieder einmal gerichtet und seine Bayern aus der tiefsten Krise heraus auf die Gipfel des Ruhms geführt. Punkt, Satz und Sieg für den »Kaiser« hieß es auch im internen Machtkampf. Während Beckenbauers Stern so hell strahlte wie kaum je zuvor, stand Hoeneß im Schatten und knabberte noch an den Folgen der Krise, die nachhaltig an seiner Reputation gekratzt hatte.
    Am 14. November 1994 wurde Beckenbauer, dabei angeschoben vom bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, Präsident des FC Bayern. Der Konflikt mit Rummenigge, der ursprünglich gegen Scherer hatte antreten wollen, wurde damit umgangen. Hoeneß, der im Vorfeld der drohenden Auseinandersetzung Rummenigge-Scherer Neutralität demonstriert

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