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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Wand gedrängt fühle.
    Erst Mitte Dezember, als die Installation der beiden Vizepräsidenten durch einen Beschluss auf der Bayern-Generalversammlung formell vollzogen war, fand Hoeneß zu der Bereitschaft, seine Entmachtung als Alleinherrscher zu akzeptieren, und versuchte nun, sich in der Auseinandersetzung mit den Konkurrenten in der Führung des FC Bayern neu zu positionieren. »Die Phase, da ich mich versteckte, ist vorbei«, verkündete er gleichsam mit einem Fanfarenstoß. Und er werde nun zeigen, wie wichtig er für den Verein sei. Der wieder kampflustige Hoeneß sah seine Aufgabe zunächst vor allem darin, dem von ihm engagierten Trainer den Rücken zu stärken. Wenn es Lerby doch noch gelänge, sich durchzusetzen, so meinte er wohl, würde das letztlich auch seine eigene Reputation stärken. Zudem hätte er es Beckenbauer heimgezahlt, der die Lerby-Verpflichtung im Herbst süffisant kommentiert hatte: »Na ja, der Uli ist halt manchmal übereifrig.«
    Lerby warf zwischenzeitlich Stars wie Brian Laudrup, Thomas Berthold, Olaf Thon und den aufmüpfigen Stefan Effenberg aus der Mannschaft, trotzdem tanzten ihm die Spieler auf der Nase herum und machten sich über seine Sprachprobleme lustig (»Die Sören hat gesagt«). Der Däne fand nie zu Souveränität und Erfolg, und so folgte das Übliche. Nach einer 0:4-Niederlage beim 1. FC Kaiserslautern am 7. März 1992 – und einer Gesamtbilanz von vier Siegen, fünf Unentschieden und sechs Niederlagen – war seine Zeit als Cheftrainer vorbei. Während sich der immer noch kraft- und ratlos wirkende Hoeneß im Hintergrund hielt, präsentierte der Medien-Frontmann Beckenbauer mit Erich Ribbeck völlig überraschend einen Mann als Lerby-Nachfolger, der schon seit längerer Zeit gar nicht mehr im Geschäft und in seiner letzten Tätigkeit leitender Angestellter in der Sportmarketing-Abteilung des Bayern-Hauptsponsors Opel war. Mit dieser vom neuen starken Mann Beckenbauer durchgesetzten Personalie schien es endgültig so, als habe Hoeneß in den wichtigen Fragen bei den Bayern nichts mehr zu sagen.
    Erich Ribbeck führte sich am 14. März 1992 mit einem 2:0-Sieg gegen den Hamburger SV zwar gut ein, konnte aber die große Wende auch nicht herbeiführen. Nach einer 1:3-Heimniederlage gegen Nürnberg am 30. Spieltag standen die Bayern auf Platz 13 und waren nur noch ganze drei Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt. Die Nerven lagen blank. Als ein Reporter die Manager-Meinung zu dem eigensinnigen Elfmeterschützen Effenberg einholen wollte, der in der 82. Minute beim Stand von 1:2 einen Foulelfmeter verschossen hatte, rastete Hoeneß aus. »Wir müssen uns um das Wesentliche kümmern und nicht um so einen Scheißdreck!«, belferte er, es gehe jetzt nur noch darum, »das größte Unheil zu verhindern«. Die »Bild« erkannte in der Nervenzerrüttung bereits das Abendrot einer Ära: »Der tiefe Sturz des Uli Hoeneß – seine Tage sind gezählt.«
    Von der Notgemeinschaft zur guten Ehe
    Viele fragten sich damals, wie viel Hoeneß bei den Planungen zur neuen Saison, die mit neuen Rekordausgaben für Neuverpflichtungen angegangen wurde, noch zu sagen hatte. »Wer immer nun die sportliche Linie des Vereins vorgibt, Hoeneß ist es wohl nicht mehr«, kommentierte etwas ratlos die »SZ«. Beim Transfer von Sternkopf habe er vor zwei Jahren noch mit dem Blumenstrauß in der Hand bei dessen Mutter vorgesprochen. Am Transfer von Matthäus sei er nun gar nicht mehr beteiligt gewesen. Hoeneß selbst kommentierte die umstrittene Rückkehr des Beckenbauer-Lieblings Matthäus, für den man trotz einer schweren Verletzung 4,5 Mio. DM auf das Konto von Inter Mailand überwiesen hatte, mit den Worten: »Ein großes Risiko, aber auch eine große Chance. Ich habe schon immer viel gewagt. Doch ohne die Hilfe von Franz Beckenbauer und Kalle Rummenigge wäre wohl alles nicht zustande gekommen. Sie haben da viel bewegt.« Er bekundete sogar eine gewisse Erleichterung darüber, dass er nicht mehr die alleinige Verantwortung übernehmen musste. »Wenn es nicht funktioniert, wird der Druck fast unmenschlich. So gesehen ist diese Zusammenarbeit sehr hilfreich.«
    Die allenthalben kolportierten Gerüchte, dass es mit der Kooperation in der Bayern-Führung nicht weit her sei, entsprächen nicht der Wahrheit, meinte er im April 1993 in einem »Stern«-Interview. »Aus der Notgemeinschaft ist eine ganz gute Ehe geworden. Bei den Millionen, die wir vergangenes Jahr hin- und hertransferiert haben,

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