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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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hatte (»Ich bin für den FC Bayern«), blieb im operativen Geschäft – sowohl in Sachen Marketingaktivitäten wie im sportlichen Bereich – weiterhin der entscheidende Mann und konnte sich darüber freuen, dass seine alten Widersacher Scherer und Hegerich im Zuge der Umgestaltung der Bayern-Führungsspitze auf der Strecke geblieben waren. »Alle, die glaubten, Beckenbauer und Rummenigge seien gekommen, um den Hoeneß kleiner zu machen, haben sich geirrt«, konstatierte er erfreut. »Scherer und Hegerich, die deren Kommen initiiert haben, hatten das beabsichtigt. Es ist jemand kleiner gemacht worden, aber nicht der Hoeneß. Jetzt kommen meine Fähigkeiten erst richtig zum Tragen, weil ich frei und kreativ arbeiten kann. Wir sind ein Superteam. Franz und ich waren früher Weggefährten, jetzt sind wir Freunde.« Scherer wurde auf den Posten eines Vizepräsidenten mit dem Zuständigkeitsbereich Finanzen abgeschoben, Hegerich schied aus dem Vorstand aus. An deren Stelle gewann der Hoeneß-Freund Karl Hopfner an Einfluss, ein Finanzfachmann mit stoischem Gemüt, der bereits seit 1983 als Geschäftsführer im Verein tätig war.
    »Das Geschwätz vom Chaos beim FC Bayern«
    Es war bald unverkennbar, dass sich unter dem »Triumvirat« Hoeneß-Beckenbauer-Rummenigge eine deutliche Veränderung des Arbeitsklimas beim FC Bayern vollzog. Hoeneß hatte sein Manageramt immer als Dienst am Klub und den dort beschäftigten Menschen gesehen. »Das ist vorbei«, kommentierte er wehmütig das Schwinden der einst von ihm selbst garantierten patriarchalen Nestwärme. Beobachter machten für den neuen, kalten und technokratischen Geist an der Säbener Straße vor allem den eiskalten »Killer Kalle« Rummenigge verantwortlich, der zwar weiterhin »nur« als Vizepräsident firmierte, seinen Einfluss aber kontinuierlich ausbaute. Der »Spiegel« schrieb: »Besonders Rummenigge, meint ein Vorstandsmitglied, sei skrupellos. Einige im Verein nennen den Kalle einen ›Killer‹. Hoeneß könne, sagt ein Insider, mit der Geschäftsführung seiner Nebenleute nicht mehr viel anfangen und mit der neuen Spielergeneration auch nicht. Er sei amtsmüde.« Hoeneß machte bekanntlich weiter, und mit der Zeit sollten sich die beiden so unterschiedlichen Alphatiere zusammenraufen. Mit ihrer ausgeprägten Machtwitterung spürten beide, dass sie sich nicht wechselseitig würden ausstechen können: Hoeneß war als Herz und Seele des FC Bayern zu populär, um gestürzt werden zu können; und Rummenigge war viel zu ehrgeizig und gewieft, um sich ausbremsen zu lassen. Rummenigge sicherte sich sein Stück vom Kuchen, konnte aber den alten Revierchef Hoeneß nie wirklich entmachten. Und so richteten sich die beiden im ständigen Beschnuppern und knurrenden Belauern in einer erstaunlich stabilen Machtbalance ein.
    Hoeneß bemühte sich in seinen öffentlichen Stellungnahmen, das Bild der Zusammenarbeit mit Beckenbauer und Rummenigge in den schillerndsten Farben zu zeichnen. »Den gesamten aktuellen Kader haben wir gemeinsam zusammengestellt. Franz, Kalle und ich. Von allen kommen Anstöße. Wir diskutieren kontrovers in lockerer Atmosphäre.« Auch die Verpflichtung von Otto Rehhagel als Nachfolger von Giovanni Trapattoni sei 1995 in harmonischem Dreiklang zustande gekommen, meinte er. Trotz anfänglicher Bedenken, ob Rehhagel der richtige Mann wäre, hatte Hoeneß die Reihen geschlossen und den Neuen schließlich sogar zum »besten deutschen Trainer« ernannt.
    Bald war kaum zu übersehen, dass der Trainer, der sich im beschaulichen Bremen die Aura eines Fußballweisen zugelegt hatte, in der Medienstadt München völlig überfordert war. Mit geradezu starrköpfiger Arroganz hielt er an seiner gewohnten Selbstdarstellung fest, während er zugleich immer mehr an Autorität verlor. Es war dann aber nicht Hoeneß, sondern der ursprünglich von Rehhagel am festesten überzeugte Beckenbauer, der während der Saison 1995/96 permanent für Unruhe sorgte – mit Äußerungen in seiner Hauszeitung »Bild«, als Kommentator im Fernsehen oder als mächtiger Über-Trainer von der Tribüne aus. Am 17. Spieltag tobte der »Kaiser« vor dem Bundesligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach im VIP-Block über Rehhagel: »Wisst’s ihr, was der Wahnsinnige wollte? Der wollte den Scholl auf die Tribüne setzen. Das hab’ ich verhindert.« Harald Schmidt witzelte: »Beckenbauer sagt, er habe Rehhagel nie bei der Aufstellung reingeredet. Das stimmt – Rehhagel musste sich immer

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