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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Katastrophe«, sprach der damalige Bayern-Torwart Raimond Aumann aus, was viele dachten.
    Hoeneß selbst stellte klar, dass er natürlich am liebsten weiter im Amt bleiben wolle: »Es täte mir sehr weh, nicht mehr für den FC Bayern zu arbeiten.« Zu den Hintergründen des Kündigungsschreibens erläuterte er: »Ich habe in den vergangenen Wochen viel philosophiert und gemerkt, das sich da eine ungute Entwicklung anbahnt.« Als er im Urlaub war, so Hoeneß’ Behauptung, hätten Hegerich und Scherer auf eigene Faust mit Spielern verhandelt, ohne ihn zu informieren, und auch sonst habe er wiederholt feststellen müssen, dass manches an seinem Schreibtisch vorbeigehe. Als Manager könne er es aber nicht akzpetieren, dass Dinge beim Präsidium ohne sein Wissen zur Entscheidungsreife kommen: »So etwas kann nicht gutgehen.« Der Hauptgrund für die Kündigung waren die von Hegerich eigenmächtig und ohne Hoeneß’ Wissen eingeleiteten Verhandlungen mit dem Bierbrauer Paulaner, den der Schatzmeister als neuen Hauptsponsor favorisierte – während der Manager gerade eine Einigung mit Opel anstrebte. Eine Ausdehnung seiner Macht, so Hoeneß später, habe er mit seiner Kündigungsdrohung nicht herbeiführen wollen. Allerdings: »Ich wollte auch nicht weniger haben. Es gab Anzeichen dafür, dass das vielleicht vorgesehen war.«
    Offensichtlich hatte die Drohung gewirkt: Opel wurde neuer Hauptsponsor, und der Manager blieb an den Entscheidungshebeln. So ging bald alles wieder seinen gewohnten Gang beim FC Bayern München, wie es jahrelang üblich war. »Ich bringe die Dinge in die Reihe, das Präsidium beschließt über meine Vorschläge.« Vielleicht, räsonierte Uli Hoeneß, habe es »dem einen oder anderen im Präsidium schon mal gestunken«, dass es in der Öffentlichkeit immer so gewirkt habe, als würde er alles allein entscheiden. Das sei zwar verständlich, aber schließlich wolle er ja etwas bewegen. Und nun, Schwamm drüber, seien ja alle Unstimmigkeiten ausgeräumt. Waren sie wirklich ausgeräumt? Der Wahrheit näher kam wohl die »SZ«, die resümierte: »Manager Hoeneß hat seine Macht verteidigt und das Präsidium dem Erfolg verpflichtet.« Alles war wieder beim Alten. Mit einer einzigen kleinen Änderung: Uli Hoeneß verzichtete ab sofort auf die Benutzung von Aktenkoffern.
    »Auch ein Hoeneß macht Fehler« (Beckenbauer)
    Nach einer Serie von Niederlagen stellte Uli Hoeneß am 9. Oktober 1991 den ehemaligen Mittelfeld-Star Sören Lerby als Nachfolger von Jupp Heynckes vor und wirkte dabei so, als sei er selbst von dem Neuen nicht wirklich überzeugt. »Dass er den Job noch nie gemacht hat, ist für mich kein Argument«, wischte er alle aufkommenden Zweifel an dem Trainer-Novizen beiseite, »Franz Beckenbauer war auch Anfänger und wurde Weltmeister.« Lerby sei ein Mann, der »pushen« könne, außerdem sei er schon als Spieler stark an taktischen Fragen interessiert gewesen und habe unter Udo Lattek großen Einfluss auf die Mannschaftsaufstellung genommen. »Und dass selbst der Trainerguru Udo Lattek ihn nach Köln holen wollte, ist die beste Empfehlung«, brachte er einen seiner schärfsten Kritiker als Gewährsmann ins Spiel. Uli Hoeneß wusste, er nun möglichst schnell Erfolge vorweisen musste. »Sonst bin ich als Nächster dran, dann stehe ich im Schussfeld.«
    Der Däne wirkte von Anfang an überfordert. Gleich in seinem ersten Spiel setzte es ein 0:3 gegen Dortmund, weitere Niederlagen folgten, und bald war eingetreten, was Uli Hoeneß befürchtet hatte: Nicht nur der Trainer, auch er selbst stand im Schussfeld der Kritik. »Das Problem des Uli Hoeneß ist, dass im Verein nennenswerter Widerspruch fehlt«, kommentierte etwa die »Welt am Sonntag«. »Das reduziert die Fähigkeit zur Selbstkritik und verstopft die Ohren für neue Ideen.«
    Die zentrale neue Idee, die Präsident Fritz Scherer aufgebracht hatte, lautete: Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge sollten Vizepräsidenten werden und zusammen mit Hoeneß ein »Triumvirat« bilden. Beide seien »daran interessiert, Entscheidungen mitzufällen und mitzutragen«, so der »Kicker«. Die Vorstellung, dass seine Macht schwinden könnte, ließ Hoeneß taumeln. Er rang nach Luft und spielte auf Zeit. »Ich muss erst ausloten, was die wollen«, gab er sich bedeckt. Wenn eine vertrauensvolle und saubere Zusammenarbeit möglich sei, wenn sich niemand profilieren wolle – dann, aber nur dann, könne daraus eine gute Sache werden. »Wenn sie es

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