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Das private Universum

Das private Universum

Titel: Das private Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Goldin
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mußte sich selbst daran erinnern, daß er ja nicht zur Gruppe der Romulaner gehört hatte; also war er auch nicht an Enowils ungeheure Maßstäbe gewöhnt, auch nicht an die Sieben-Ecken-Logik des irren Organianers. Man mußte sich wirklich an eine solche Situation erst gewöhnen.
    Breccio antwortete noch immer nicht, deshalb bot Metika ihm ihre Hypothese an. »Enowil, der Organianer, der diesen Platz geschaffen hat, macht furchtbar komplizierte Sachen, um uns zu imponieren. Soviel wir über die Organianer wissen, bauen sie ihre Phantasiegebilde mit reiner Gedankenenergie, und das heißt, daß sie etwas denken müssen, sonst lösen sie sich wieder zu ihrer ursprünglichen Form auf. Dies hier ist eine sehr komplizierte Welt, und ich glaube, kein Organianer kann gleichzeitig immer an alles denken. Er braucht Requisiten, und ich meine, wir sind auf einem Schnürboden seines Theaters, also hinter allem Geheimnis. Hier stapelt er seinen Zauber auf, bis er ihn einsetzen kann, aber das eine oder andere könnte ungeheuer gefährlich sein, wenn Enowil es nicht unter Kontrolle hat. Deshalb müssen wir zusammenhelfen, denn nur so können wir wieder zu unseren Gruppen gelangen.«
    »Und dann?«
    Metika mußte erst einmal Atem holen und ein bißchen nachdenken. »Gut, dann wollen wir also unseren Waffenstillstand in eine gewisse Form bringen. Solange wir hier beide gestrandet sind, werden wir zusammenhelfen, um zu überleben. Sobald wir mit den Gruppen von unseren Schiffen wiedervereint sind, sind wir einander zu nichts mehr verpflichtet. Dann können wir wieder Feinde sein, wenn alles vorbei ist. Ich denke, das ist fair. Abgemacht?«
    Langsam stemmte sich der Romulaner in die Höhe, war aber noch immer ein bißchen benommen. Er musterte sie eindringlich. Endlich legte er den Arm so über die Brust, daß die ausgestreckte Handfläche nach unten zeigte; das war die romulanische Eidesleistung. »Ich schwöre bei meiner Ehre«, sagte er. »Aber ich warne dich, wenn wir diese mißliche Lage hinter uns haben, wirst du wie der feige Saboteur behandelt, der du bist.«
    Metika zuckte die Schultern. Mehr hatte sie ja gar nicht erwartet, und ihr Gewissen sagte ihr, daß sie auch Strafe verdient habe. »Erst wollen wir uns mal Gedanken darüber machen, wie wir hier ’rauskommen«, sagte sie.
    Als sie sich umschauten, sahen sie beide nur eine Barriere: die glatte »Wand«, die so unendlich hoch war. Auf den anderen drei Seiten sah wirklich alles so aus wie ein Schnürboden, nur unendlich weit, und es verschwand schließlich in dem schwachen Licht, das von irgendwoher über ihnen kommen mußte. »In welcher Richtung willst du’s versuchen?« fragte Metika ihren unfreiwilligen Gefährten.
    Breccio studierte die Lage. »Die Wand können wir nicht erklettern«, stellte er fest. »Entweder müssen wir an ihr entlanggehen, oder von ihr weg. Wenn wir vielleicht auf einen dieser Katzenstege klettern könnten, sähen wir ein Stückchen weiter, und dann könnten wir leichter entscheiden, was wir tun.«
    Na, vielleicht ist doch noch Hoffnung für ihn, dachte Metika. Bisher war sie von des anderen Intelligenz nicht sonderlich beeindruckt gewesen, aber dieser Vorschlag erschien ihr vernünftig. Wenigstens bewegten sie sich. Mit Herumstehen erreichten sie gar nichts. Sie nickte also, und beide gingen zu einer Leiter, die zu den Katzenstangen führte.
    Breccio war noch immer etwas wackelig auf den Beinen. Metika bot ihm ihre Hand, um ihn zu stützen, doch er wies ihr Angebot ab und ging stolz weiter. Schweigend kletterten sie hinauf und standen dann eine Weile oben, um die Szene zu überblicken. Es war enttäuschend: die Aussicht von oben war um kein Haar anders als die von unten, die gleiche merkwürdige Leere erstreckte sich in drei Richtungen, und wegen der hohen Wand konnten sie in die vierte nicht schauen.
    Metika wollte eben etwas zu Breccio sagen, als die Luft plötzlich von einem lauten Schrei zerrissen wurde. Es ließ sich kaum sagen, aus welcher Richtung er kam, und sie schaute erschreckt um sich; da kam der Schrei wieder, und jetzt war beiden klar, daß er von oben kam. Sie schauten hinauf – und da hatten sie Angst.
    Aus dem Himmel heraus schoß ein Alptraum auf sie herab. Die Fledermausschwingen spannten sich weiter als ein dreistöckiges Haus breit aus. Lidlose Augen starrten sie an, und der lange, spitze Schnabel stieß wie ein Speer auf sie herab. Das Biest schrie wieder und öffnete den Schnabel, so daß Doppelreihen

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