Das Programm
Kaffee. Er beobachtete die Autos, die auf den Parkplatz einbogen. Die meisten Kunden kannte er. Aber selbst von denen, die er nicht kannte, wusste er, dass sie nicht Eric Astle waren.
Eric hatte ihn vom Burlington Airport angerufen. Das war besser, als es der andere Bursche gemacht hatte, der unangemeldet aufgetaucht war. Marcus hatte sich geweigert, ihn zu Hause zu empfangen. Er hatte Royann’s Diner um Viertel nach drei vorgeschlagen. Auf Viertel nach drei hatte er großen Wert gelegt, auch wenn es bedeutete, dass Eric ein paar Stunden warten musste. Um Viertel nach drei schaute Carl immer auf eine Tasse Kaffee und einen Doughnut vorbei. Man konnte die Uhr nach ihm stellen. Und Marcus wollte, das Carl da war, wenn er Eric traf.
Um zehn nach drei tauchte ein unauffälliges Auto mit Nummernschildern aus Vermont auf. Ein Mann in einem eleganten hellbraunen Regenmantel stieg aus, blickte sich um und ging vorsichtig durch den Schneematsch zum Eingang des Diners.
Er blieb stehen, musterte den Parkplatz noch einmal und ging dann hinein. Er war ein paar Jahre jünger als Marcus: ungefähr in dem Alter, in dem Alex jetzt wäre, wenn er noch am Leben gewesen wäre. Eric. Marcus wartete und hielt die Augen offen, die Hand an der Jagdflinte auf dem Sitz neben sich. Doch Eric war allein.
Fünf Minuten später traf das weiße Polizeiauto ein. Marcus lächelte und sprang aus seinem Lieferwagen. »Hi, Carl«, begrüßte er den hageren Polizisten.
»Na, Marcus, wie geht’s?«, erwiderte der Polizist. Marcus war sich sicher, dass Carl ihm nicht wirklich vertraute, aber nachdem er nun schon neun Jahre in der Gegend lebte, hatte er schon einen Gruß verdient. Und wenn er Streit mit einem Ortsfremden bekam, gab es keinen Zweifel daran, wessen Partei Carl ergreifen würde.
Eric saß in einer Nische im hinteren Teil des Diners, ein einsamer Anzug unter lauter Jeans, Blaumännern und schmuddeligen T-Shirts. Er blickte auf, als Marcus eintrat, und schien ihn zu erkennen, was Marcus zeigte, wie ähnlich er seinem jüngeren Bruder sehen musste, sogar noch nach zehn Jahren. Marcus setzte sich in eine Nische in der Nähe des Tresens, nur wenige Meter von Carls Lieblingsplatz entfernt, gerade außer Hörweite. Er erwiderte Erics fragenden Blick und nickte. Eric nahm seine Tasse Kaffee und setzte sich zu ihm, als Carl sich auf seinen Platz am Tresen setzte. Carl bestellte einen Doughnut und eine Tasse Kaffee und begann das tägliche Schwätzchen mit Royann, die wusste, wie man mit einem Stammgast zu flirten hatte. Soweit Marcus es beurteilen konnte, brachte Carl den Tag damit zu, sich durchs County zu essen, aber er schien dabei kein Gramm Fett anzusetzen.
Erics Augen wanderten zwischen dem Polizisten und Marcus hin und her, und er lächelte. »Sehr umsichtig.«
Marcus gab das Lächeln nicht zurück.
Eric streckte ihm die Hand entgegen. »Eric Astle.«
Marcus ergriff sie nicht. »Was wünschen Sie?«
»Mit Ihnen reden.«
»Dann reden Sie.«
Marcus tat sein Bestes, um Eric zu verunsichern, aber es klappte nicht. Eric schien sich durch Marcus’ Grobheit nicht aus der Fassung bringen zu lassen.
»Okay«, sagte er. Er trank seinen Kaffee und blickte Marcus ruhig an.
»Ich habe gesagt, reden Sie!«
»Ich möchte mit Ihnen über Ihren Bruder sprechen.«
»Das hatte ich mir fast gedacht.«
»Ich war mit ihm befreundet.«
»Klar. Genauso wie der andere Bursche mit ihm befreundet war. Dieser Engländer. Nun, wenn Ihr alle so verdammt gute Freunde von ihm wart, warum ist er dann tot?«
Eric beachtete ihn gar nicht und fuhr mit leiser, ruhiger Stimme fort. »Wie gesagt, er war ein Freund von mir. Wir lernten uns in unserer ersten Woche bei Bloomfield Weiss kennen. Wir kamen auf Anhieb gut miteinander aus, wohl weil wir uns von den meisten anderen unterschieden. Wir suchten beide nach einer Wohnung. Er fand eine, musste sie aber mit jemandem teilen, da fragte er mich, und ich sagte Ja.«
»Sie haben mit ihm zusammengewohnt?«
»Ja, wie gesagt. Und wir kamen gut miteinander aus. Wir hatten viel Spaß. Zwei Junggesellen in Manhattan, das kann ganz nett sein.«
Die Kellnerin kam vorbei, und Marcus bestellte einen Kaffee. Eric wartete, bis sie fort war, um ihn zu holen, bevor er fortfuhr. »Ich war entsetzt, als er ertrank. Ich half seiner Mutter so gut es ging bei der Organisation des Begräbnisses und allen anderen Formalitäten; sie war zu krank, um sich selbst darum zu kümmern. Hinterher verbrachte ich viel Zeit mit seiner Mutter,
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