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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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herum, ohne zu wissen, wo er sich befand. Offenbar hatte er sich von den Bars entfernt, denn er ging durch eine ruhige Straße mit Wohnhäusern.
    »Ian!«
    Er wandte sich um. Sein Verstand war vom Alkohol so umwölkt, dass es ihm gar nicht merkwürdig erschien, seinen Namen zu hören.
    Zwischen der dritten und vierten Rippe drang ihm das Messer tief in die Brust und durchbohrte sein Herz.

4
    Chris hatte am Montag viel zu tun. Es tat gut, sich in die Arbeit zu stürzen. Er hatte keine Zeit, sich um Megan, Ian oder Duncan Gedanken zu machen. Ollie war ganz aus dem Häuschen, als er die Sache mit der Royal Bank of Kuwait erfuhr. Der Markt war weiter abgesackt, aber das störte sie nicht. Es hieß lediglich, dass Rudys Verluste noch größer sein würden, während RBK zu einem niedrigeren Preis in den Fonds kommen würde. Chris war erleichtert, als er einen Anruf von Khalid bekam. Er hatte sich schon Sorgen gemacht, Duncan könnte die Angelegenheit in seiner Erregung vergessen haben. Khalid wollte das Geschäft sofort unter Dach und Fach bringen, also legten Chris und Ollie die vierhundert Meter bis zur Filiale von RBK zu Fuß zurück und hielten für Khalid und seinen arabischen Chef eine Präsentation ab. Khalid stellte einige scharfsinnige Fragen, aber Chris konnte sie beantworten. Je länger die Besprechung dauerte, desto klarer wurde, dass Khalid und sein Chef sich bereits entschieden hatten. Sie wollten investieren!
    An diesem Nachmittag erledigte Chris einen Anruf, auf den er sich schon den ganzen Tag gefreut hatte.
    »Rudy Moss.«
    »Morgen, Rudy, hier ist Chris.«
    »Ja?«
    »Rudy, leider haben wir ein Problem«, sagte Chris und zwang sich, die Euphorie dieses Morgens aus seiner Stimme zu verbannen.
    »Ein Problem? Was für ein Problem?«
    »Der Kurs des Fonds, Rudy. Eine höllische Talfahrt. Eureka Telecom fällt unablässig. Und die Schwäche der Deutschen hat unsere Rentenpositionen schwer angeschlagen. Es sieht schlecht aus.«
    »Hört sich nicht gut an.«
    »Ich frage mich, ob du angesichts dieses Kursverfalls deine Entscheidung nicht noch mal überdenken willst?«
    »Du kennst meine Entscheidung«, fuhr Rudy ihn an. Er klang wütend. Sehr gut, dachte Chris.
    »Wenn du noch einen Monat warten kannst, sehen die Dinge vielleicht besser aus«, sagte Chris und legte so wenig Überzeugungskraft wie möglich in seine Worte.
    »Einen Monat warten?«, schrie Rudy auf. »Bist du verrückt? Ich will raus. Ich will sofort raus!«
    »Aber es sind noch zwei Wochen bis zum Ablauf der Dreißig-Tage-Frist.«
    »Das interessiert mich nicht. Ich will sofort aus dieser Scheiße raus, verstehst du? Jetzt!«
    »Ich weiß nicht, ob ich das möglich machen kann.«
    »Du solltest dir besser was einfallen lassen«, knurrte Rudy.
    Einen köstlichen Augenblick lang ließ Chris den anderen zappeln. »Nun, es gibt einen Investor, den ich wohl überreden könnte, deinen Anteil zu übernehmen«, sagte er schließlich. »Aber ich würde mich wundern, wenn er so rasch einspringen könnte.«
    »Versuch es!« Rudys Stimme überschlug sich fast.
    »Bis du sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher. Sieh zu, dass du in die Hufe kommst.«
    Zwanzig Minuten lang drehte Chris Däumchen, dann rief er Rudy zurück.
    »Wir haben Glück«, sagte er. »Ich denke, wir haben jemanden gefunden. Er will sofort einsteigen. Wenn du deine Anweisung heute Nachmittag durchfaxt, kannst du morgen draußen sein.«
    »Warte am Faxgerät«, sagte Rudy und hängte ein.
    Um fünf Uhr hatten Chris und Ollie die Anweisung von Amalgamated Veterans, ihren Anteil zu verkaufen, und eine entsprechende Order der Royal Bank of Kuwait, ihn zu kaufen. Die Kuwaiter verpflichteten sich außerdem, weitere sieben Millionen Euro zu investieren. Nachmittags hatte Zizka ein Fax geschickt, indem er die frühere Ankündigung, er wolle sich aus dem Fonds zurückziehen, widerrief. Eureka Telecom hatte sich noch nicht erholt, und die deutsche Wirtschaft sah immer noch flau aus, aber Carpathian würde überleben.
    »Ich glaub es nicht«, sagte Ollie zum tausendsten Mal. »Ich glaub es einfach nicht.«
    Chris lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lächelte. Er blickte zu Lenkas Stuhl hinüber. Sie würde mit ihnen zufrieden sein, egal, wo sie jetzt war.
    »Ollie?«
    »Ja?«
    »Bring deine Sachen dorthin.«
    »Was, jetzt?«
    »Nein, nicht jetzt. Morgen Früh. Jetzt gehe ich für dich und Tina eine Flasche Champagner holen.«
     
    Marcus saß in seinem Lieferwagen und nippte an einem Becher

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