Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
eure Idee. Heute wünsche ich, ihr hättet mich die Wahrheit sagen lassen. Dann wäre das alles vielleicht nicht passiert.« Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Herr im Himmel. Wirst du sagen, ich hätte Ian umgebracht, wenn die Polizei dich fragt?«
    »Ich werde die Wahrheit sagen, nicht mehr und nicht weniger«, sagte Chris.
    »Nun, die Wahrheit ist, dass ich ihn nicht umgebracht habe. Denk doch mal einen Augenblick nach. Wenn ich Ian nicht umgebracht habe, muss es jemand anders getan haben. Dann bist du auch nicht mehr sicher, oder?«
    Chris blickte Duncan einen Augenblick an, dann stand er auf, um zu gehen. Soweit es ihn betraf, gab es nichts mehr zu sagen. Doch Duncan griff nach seinem Arm.
    »Hier«, sagte er und hielt Chris sein Handy hin. »Ruf sie an.«
    Chris zögerte. Hastig hämmerte Duncan eine Nummer hinein und reichte es Chris. Der zuckte die Achseln und hielt es sich ans Ohr. Es klingelte, dann meldete sich Pippa.
    »Philippa Gemmel.«
    »Pippa, hier ist Chris Szczypiorski.«
    »Oh, hi, Chris. Hör zu, ich bin grad auf dem Sprung.«
    »Es dauert keine Minute«, sagte Chris. Duncan beobachtete ihn aufmerksam. »Hast du Duncan in den letzten Tagen gesehen?«
    »Warum fragst du?«
    »Wenn du meine Frage beantwortest, sage ich es dir.«
    Pippa seufzte. »Am Freitagabend sind wir zusammen essen gegangen.«
    »Und danach?«
    »Dann ist er mitten in der Nacht bei mir aufgetaucht. Betrunken. Er wollte sich bei mir ausweinen. Ich hab ihm gesagt, er soll abhauen.«
    »Welche Nacht war das?«
    »Sonntag.«
    »Bist du sicher?«
    »Klar bin ich sicher. Warum?«
    »Ian Darwent ist Sonntagnacht in Paris ermordet worden.«
    »Oh, mein Gott.« Einen Augenblick herrschte Stille in der Leitung. Als Pippa wieder sprach, war alles Unwirsche aus ihrer Stimme verschwunden. Sie klang niedergeschlagen. »Nicht noch einer. Duncan hat auf ihn geschimpft, aber ich hab nicht begriffen, was er gesagt hat.«
    »Duncan dachte, Ian hätte Lenka umgebracht«, sagte Chris.
    »Und da hast du gedacht, Duncan hätte Ian umgebracht?«
    »Ja«, sagte Chris und blickte Duncan an, der neben ihm saß.
    »Du hast wohl nicht viel Vertrauen zu deinen Freunden«, meinte Pippa sarkastisch. »Aber bei Freunden wie euch überrascht mich das eigentlich nicht. Nein, Duncan war an diesem Abend in London. Ich kann mich für ihn verbürgen.«
    Chris sagte gar nichts.
    »Was ist los? Glaubst du mir nicht?«
    Chris seufzte. Er wusste, dass Pippa Duncan nicht deckte. Plötzlich schämte er sich, dass er so wenig Vertrauen in sie hatte und in Duncan. »Natürlich glaube ich dir. Vielen Dank, Pippa. Ciao.«
    Er beendete das Gespräch und gab Duncan das Handy zurück. »Tut mir Leid.«
    Duncan steckte es wieder ein. Dann lächelte er. »Schon okay. Es sind in letzter Zeit ja auch verdammt unheimliche Dinge passiert. Da weiß man zum Schluss nicht mehr, wem man trauen kann.«
    »Das stimmt«, sagte Chris und stützte den Kopf in die Hände. Eine Elster pickte zwischen den verwitterten Grabsteinen.
    »Weißt du, was das bedeutet?«, fragte Chris schließlich.
    »Was denn?«
    »Wenn du Ian nicht getötet hast, dann ist er aus demselben Grund umgebracht worden wie Lenka: weil er gewusst hat, wer Alex ertränkt hat.«
    »Glaubst du?«
    »Mir kommt das am wahrscheinlichsten vor. Einen anderen Grund wüsste ich nicht.«
    »Also, wer hat Alex ertränkt?«, fragte Duncan.
    »Es bleibt nur eine Möglichkeit«, sagte Chris. »Drei Leute sind ins Meer gesprungen. Du, Ian und Eric.«
    »Eric.«
    »Eine andere Möglichkeit bleibt nicht«, sagte Chris. Nachdem er zu diesem Schluss gekommen war, fügten sich alle Einzelteile zusammen. »Eric hat Alex ertränkt. Lenka hat es herausgefunden und drohte damit, es publik zu machen. Daher brachte Eric sie um. Ian wusste davon, und jetzt ist er tot.«
    »Mein Gott!«, sagte Duncan.
    »Natürlich hat Eric Lenka und Ian nicht eigenhändig umgebracht. Wahrscheinlich hat er den gleichen Mann angeheuert, der Megan und mich bedroht hat.« Den Mann mit dem Schnurrbart und dem langen Haar. Den Mann in New York, an dessen Laufstil Chris den Mörder aus Prag wieder erkannt hatte.
    Ein Schnurrbart und langes Haar ließen sich leicht vortäuschen. Plötzlich wusste Chris, wer der Mann war.
    »Terry«, sagte er. »Erics Fahrer und Teilzeit-Leibwache. Terry.« Chris wandte sich an Duncan. »Was meinst du?«
    Duncan blies die Backen auf. »Das passt alles zusammen«, sagte er. »Nachdem ich mich über Ian so aufgeregt habe, möchte ich

Weitere Kostenlose Bücher