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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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seiner großen Überraschung hörte er Duncans Stimme mit dem weichen schottischen Akzent.
    »Duncan! Ich hätte nicht gedacht, dass du da bist!«
    »Wieso nicht?«, sagte Duncan. »Wir haben Dienstagmorgen. Es ist zehn Uhr. Wo wollte ich sonst sein? Bist du mit RBK handelseinig geworden?«
    »Ja. Hör zu, ich muss unbedingt mit dir reden.«
    »Schieß los!«
    »Nicht am Telefon«, zischte Chris. In der Honshu Bank wurden die Anrufe natürlich genauso aufgezeichnet wie bei Bloomfield Weiss.
    Auch Duncan senkte jetzt die Stimme, plötzlich ernst geworden. »Geht es um Ian?«
    »Ja.«
    »Okay. Ich habe jetzt eine Besprechung. Um halb eins ist sie vorbei. Dann könnten wir uns treffen.«
    »Duncan! Es ist wichtig!«
    »Tut mir Leid, Chris. Das Treffen kann ich nicht sausen lassen.«
    »Gut, dann also um halb eins vor deinem Büro.«

5
    Die Filiale der Honshu Bank lag am Finsbury Square im Norden der City. Duncan verspätete sich um fünf Minuten.
    »Wohin gehen wir?«, fragte er.
    »Spazieren«, sagte Chris und führte ihn aus dem Gebäude.
    »Aber es ist arschkalt«, sagte Duncan fröstelnd. Das war es in der Tat. Ein kalter Wind fegte über den Platz. »Ich hab meinen Mantel nicht mitgenommen.«
    »Das ist dein Problem«, sagte Chris und ging in schnellem Tempo die City Road hinauf.
    Nach etwa hundert Metern erreichten sie Bunhill Fields, einen alten Friedhof für die City of London. Sie gingen durch die grün gestrichenen Eisentore und bogen auf einen Weg ein, der an dicht stehenden, mit Moos und Flechten bedeckten Grabsteinen vorbeiführte. Die meisten Inschriften waren längst unleserlich. In der Mitte stand eine Gruppe von Bänken, Chris setzte sich auf eine. Vor ihnen lag John Bunyan; er ruhte auf einer weißen Steinplatte, mit den Füßen zu ihnen.
    »Warum hier?«, fragte Duncan. »Mir ist kalt.«
    »Hier ist es ruhig«, sagte Chris. An schönen Tagen wimmelte es hier von Büroangestellten, die ihr Mittagsbrot aßen. Doch bei dem kalten Märzwind waren sie allein mit den Grabsteinen.
    »Was hast du?«, fragte Duncan und steckte die Hände tief in die Taschen.
    »Ian.«
    »Ich dachte, ich hätte das Problem mit Ian.«
    »War es ein hübscher Abstecher nach Paris, Duncan? Sehenswürdigkeiten aufgesucht? Auf dem Eiffelturm gewesen?«
    »Was soll der Unsinn? Ich bin nicht in Paris gewesen.«
    »Hör zu Duncan, ich bin nicht blöd. Und ich werd nicht noch mal für dich lügen.«
    »Für mich lügen? Was soll das heißen?« Dann hielt er inne. »Ist Ian etwas zugestoßen? In Paris? Und du denkst, ich hab was damit zu tun?«
    »Genau, ich denke, du hast was damit zu tun«, murmelte Chris.
    »Was ist los? Ist er tot?«
    Chris blickte Duncan an. Seine Verwirrung schien echt zu sein. Aber schließlich hatte Chris eben gesagt, er würde nicht für ihn lügen. Also hatte Duncan keinen Grund, ihm die Wahrheit zu sagen, dafür aber jeden Grund, den Überraschten zu spielen.
    »Er ist Sonntagnacht in Paris erstochen worden. Von dir.«
    »He, mal langsam, Chris«, protestierte Duncan. »Sag so was nicht. Ich hab ihn nicht umgebracht. Ich war noch nicht mal in diesem verdammten Paris.«
    »Aber du wolltest doch hin, oder?«
    »Nein.«
    »Es sah aber verdammt danach aus, als du mittags aus dem Pub gerannt bist.«
    »Ich war wütend, das war alles«, sagte Duncan, »daraus kannst du mir kaum einen Vorwurf machen.«
    Chris schüttelte den Kopf. »Du bist zu weit gegangen, Duncan. Was Ian getan hat, war falsch, aber was du getan hast, war genauso falsch. Du hättest ihn nicht umbringen dürfen.«
    »Aber ich hab ihn nicht umgebracht, zum Teufel noch mal. Ich war zu dem Zeitpunkt in London.«
    »Natürlich ganz allein zu Hause, nehme ich an.«
    »Vermutlich. Halt, warte. Nein. Sonntag war ein beschissener Tag. Abends bin ich ausgegangen und hab ein oder zwei Bier getrunken. Du hast Recht. Die Geschichte mit Ian hat mich ganz schön mitgenommen. Aber dann bin ich zu Pippa gegangen.«
    »Was, mitten in der Nacht?«
    »Gegen halb zwölf. Ich wollte mit ihr sprechen. Sie sagte, ich sei betrunken und solle verschwinden.«
    »Und sie kann deine Geschichte bestätigen?«
    »Das nehme ich doch an. Ich wüsste keinen Grund, warum sie es nicht tun sollte.«
    Chris zögerte. »Vielleicht hast du sie dazu gekriegt, dass sie für dich lügt. So wie du uns auf dem Boot dazu gekriegt hast, für dich zu lügen.«
    In Duncans Augen flackerte Ärger auf. »Ich hab nie von euch verlangt, für mich zu lügen! Wenn ich mich richtig erinnere, war es

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