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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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auf dem Wasser auf. Das Boot schoss noch immer vorwärts durch die Wellen. Megan, die am Ruder stand, reagierte viel zu langsam. Endlich drosselte sie den Motor. Eine Wolke schob sich vor den Mond. Chris sah nur Ian mit den Armen rudern, von den beiden anderen keine Spur.
    »Mein Gott«, sagte Duncan, während er sich bemühte, seine Schuhe auszuziehen.
    »Lass ihn nicht ins Wasser!«, rief Megan. »Um Himmels willen, Chris, sorg dafür, dass er im Boot bleibt!«
    Lenka verfluchte Duncan in einem Kauderwelsch aus Tschechisch und Englisch. Chris sprang auf das Achterdeck hinunter und versuchte, ihn zu packen, kam aber zu spät. »Ich muss ihn kriegen. Ich muss ihn da rausholen«, murmelte Duncan und sprang über Bord.
    Lenka warf sich hysterisch schluchzend in Chris’ Arme. Er versuchte, sie zur Seite zu schieben, aber sie klammerte sich an ihm fest. Schließlich versetzte er ihr einen heftigen Schlag ins Gesicht. Geschockt sah sie ihn an, während er sie in einen Sitz auf dem Achterdeck verfrachtete.
    Megan wendete das Boot. »Chris! Komm rauf!«
    Chris kletterte auf die Brücke, aber selbst von dort, fast zwei Meter höher, konnte er keinen von ihnen entdecken. Beide blickten sie gebannt in das dunkle, schäumende Wasser vor ihnen. Hier draußen, in der Mitte des Sunds, war der Wind stärker. Gischtflocken flogen über die Wellenkämme, als sei das Boot von Hunderten von winzigen Schwimmern umgeben. Dann verschwand der Mond wieder hinter einer Wolke, und es wurde plötzlich sehr dunkel. Sie schienen sich etwa auf halber Strecke zwischen Long Island und Connecticut zu befinden, und obwohl sie von den Lichtern vieler Boote umgeben waren, war keines nahe genug, um helfen zu können.
    Megan fuhr mit gedrosseltem Motor langsam zu der Stelle zurück, wo Alex ins Wasser gestürzt war. Doch die Wende, der Wind und die Strömung ließen es höchst ungewiss erscheinen, ob es tatsächlich hier gewesen war. Vier von ihnen befanden sich im Wasser, aber Chris und Megan konnten nicht einen einzigen erkennen.
    »Da!«, sagte Chris. »Da drüben rechts!«
    Es war Duncan, der sich dort mühsam und ungeschickt über Wasser hielt. Megan lenkte das Boot dorthin. Chris sprang aufs Achterdeck hinunter und schnappte sich den Rettungsring. Duncan hatte sie gesehen und winkte. Es war nicht leicht, das Boot in seine Nähe zu manövrieren. Kostbare Zeit verging, bis Chris ihm den Ring zuwarf und er ihn ergriff. Chris zog ihn heran und holte ihn an Bord. Er überließ das nasse, zitternde Häufchen Elend sich selbst und kletterte wieder auf die Brücke, um nach den anderen Ausschau zu halten.
    »Ich glaube, da hinten ist jemand«, sagte Megan, gab Gas und richtete den Bug auf einen dunklen Fleck, der auf den Wellen tanzte.
    Es war Eric. Fünf Minuten später lag er keuchend und zitternd ebenfalls an Deck.
    »Habt ihr ihn gefunden?«, fragte er zwischen heftigen Atemstößen.
    »Nein«, sagte Chris. »Ian ist auch reingesprungen. Wir müssen beide finden.«
    Inzwischen hatte Lenka sich wieder im Griff und stand oben bei Megan auf der Brücke. Chris und Eric gesellten sich zu ihnen. Sie ließen das Boot mit wachsendem Radius um die Stelle kreisen, wo sie Eric an Bord geholt hatten.
    »Ist Ian ein guter Schwimmer?«, fragte Megan.
    »Ich glaube«, sagte Chris. Er erinnerte sich, dass er in London oft in die Schwimmhalle gegangen war. »Was ist mit Alex?«
    »Keine Ahnung«, sagte Eric.
    »Hast du ihn gesehen?«, fragte Chris.
    Eric keuchte noch immer und schüttelte stumm den Kopf. Seine Zähne schlugen aufeinander. »Himmel, ist das Wasser kalt.«
    Die Kreise wurden immer weiter, bis Chris sich nicht mehr sicher war, dass sie überhaupt noch in der Nähe der Stelle waren, wo Alex ins Wasser gefallen war.
    »Die Küstenwache!«, rief Megan aus. »Müssen wir nicht die Küstenwache benachrichtigen?«
    »Habt ihr das noch nicht getan?«, fragte Eric.
    »Nein«, stammelte Megan. »Ich habe nicht daran gedacht.«
    »Kanal sechzehn«, sagte Eric. »Lass, ich mach es selbst.« Er nahm das Mikrofon des Funkgeräts, das gleich neben dem Ruder hing, und schickte einen Notruf hinaus. Er blickte auf die Bootslichter in der Ferne. »Da ist niemand in der Nähe«, sagte er.
    »Wie lange werden sie brauchen?«
    »Weiß nicht. Zehn Minuten? Eine halbe Stunde? Keine Ahnung.«
    »Da!«, rief Lenka plötzlich und zeigte nach vorn, etwas rechts von der Bugspitze.
    Chris starrte in die Gischt. Ganz schwach sah er einen winkenden Arm. Megan hielt darauf zu. In dem

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