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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Erst studieren sie Jura und dann klappern sie Washington ab, um wichtige Leute kennen zu lernen. Ich hab einen anderen Plan.«
    »Und der wäre?«
    »Heute brauchst du Geld, um in der Politik was zu erreichen. Das wird immer schlimmer. Einen Wahlkampf führen heißt, Geld, Geld und noch mehr Geld auftreiben. Deshalb will ich erst mal eine Menge Geld machen und dann in die Politik gehen. Bloomfield Weiss scheint mir ein guter Ausgangspunkt zu sein.«
    »Klingt vernünftig.« Für Eric bestimmt. Er hatte sich sicher schon alles genau zurechtgelegt. Chris hatte keine so weit reichenden Pläne. Er war dankbar für seinen Job bei Bloomfield Weiss und wollte ihn behalten. Das war alles.
    Eric wendete das Boot und fuhr den Weg zurück, den sie gekommen waren. Vom Achterdeck unter ihnen wehte Lenkas raues Lachen herauf. »Kannst du übernehmen, Megan?«, fragte Eric. »Ich sollte mal nach den anderen sehen.«
    Megan übernahm das Ruder, während Eric die Leiter hinunterkletterte, um sich der Gruppe unten anzuschließen, die schon die ersten Stadien der Trunkenheit hinter sich hatte. Chris blieb auf der Brücke.
    »Kannst du Motorboot fahren?«, fragte er.
    »Nicht wirklich«, Megan lächelte. »Eric und ich sind ein paar Mal rausgefahren. Ich kann hier draußen das Ruder halten, mehr nicht.«
    »Seit wann kennt ihr euch?«
    »Seit vier Jahren. Wir waren in Amherst auf dem College zusammen. Im letzten Jahr haben wir uns angefreundet.« Sie sah den Ausdruck von Überraschung auf Chris’ Gesicht. »Du hast gedacht, ich gehe noch auf die Highschool, stimmt’s?«
    »Aber nein, nein«, sagte Chris.
    »Du wirst rot«, sagte Megan. »Du bist ein miserabler Lügner.«
    Sie hatte Recht. Chris spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. »Okay, Ich geb’s zu«, sagte er. »Du siehst nicht aus wie zweiundzwanzig oder so. Ist doch schön, oder?«
    »Eines Tages vielleicht. Im Augenblick nervt es mich zu Tode. Niemand nimmt mich ernst. Und Leute wie du wundern sich, dass Eric mit einem Schulmädchen zusammen ist.«
    »Aber nein, ich kann sehr gut verstehen, dass Eric mit dir zusammen ist«, sagte Chris, ohne nachzudenken.
    Megan warf ihm einen raschen Blick zu, um festzustellen, ob es eine reine Höflichkeitsbemerkung war, aber dann lächelte sie. »Du wirst schon wieder rot.«
    Chris nahm einen Schluck Bier, um seine Verwirrung zu verbergen. Er fand sie wirklich sehr attraktiv. Sie strahlte so viel Ruhe und Freundlichkeit aus, dass er den Wunsch verspürte, in ihrer Nähe zu bleiben und die Unterhaltung fortzusetzen.
    »Eric ist wohl sehr ehrgeizig«, sagte er.
    »Oh, ja.«
    »Im Examen hat er fantastisch abgeschnitten. Ihm scheint alles zuzufliegen. Ich bin sicher, er wird es noch weit bringen.«
    »Bestimmt«, sagte Megan.
    »Trotzdem schafft er es, ein netter Bursche zu bleiben«, sagte Chris. »Er hat während des Kurses viel Zeit investiert, um uns anderen auf die Sprünge zu helfen. Das hätte er nicht tun müssen.«
    »Aber es hat seinem Fortkommen nicht geschadet, oder?«, sagte Megan.
    »Hätte es aber können.«
    »Hat es aber nicht, oder?«
    »Nein.«
    Megan blickte nach vorn, während sie das Boot um eine Boje lenkte. »Tut mir leid, das war unfair. Eric ist sehr nett und großzügig. Aber er würde nie zulassen, dass irgendetwas oder irgendjemand seine ehrgeizigen Pläne gefährdet.«
    Chris hob die Augenbrauen. »Glaubst du wirklich, dass er in die Politik geht?«
    »Natürlich«, sagte Megan, immer noch auf das Bootsmanöver konzentriert.
    »Und du glaubst, er wird es weit bringen?«
    »Oh, ja«, sagte sie.
    Plötzlich begriff Chris. »Meinst du …? Bis zum Präsidenten?«
    Megan lächelte, als hätte Chris gerade ein Geheimnis entdeckt. »Was Eric sich vornimmt, das erreicht er in der Regel auch. Man sollte ihn nicht unterschätzen.«
    »Wow!« Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Aber irgendjemand würde schließlich Präsident werden, und Eric hatte keine schlechteren Chancen als jeder andere.
    »Sag ihm nicht, dass ich dir’s erzählt habe«, sagte Megan.
    »Ich weiß von nichts«, sagte Chris. »Aber du wirkst so …«
    »Ja?«
    »Na ja, nicht gerade glücklich damit.«
    »Ich mag Eric. Ich mag ihn sehr. Mehr noch, ich …« Sie hielt inne. Chris wusste, sie wollte sagen, dass sie ihn liebte, konnte das aber nicht, zumindest nicht gegenüber einem Fremden. »Ich mag ihn«, sagte sie wieder, »aber nimm es mir bitte nicht übel, euer Investmentbanking reißt mich nicht gerade vom Hocker. Eric ist wirklich

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