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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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sicherlich gewendet. Gleich würden sie hier sein.
    Vor ihm tauchte ein bewegter Schatten auf! Jemand schwamm auf ihn zu. Alex hob eine Hand, rief, arbeitete heftiger.
    Der Schwimmer kam näher. Gott sei Dank, dachte Alex. »Hierher!«, rief er. »Hier bin ich!«
    Er packte die Arme, die sich ihm entgegenstreckten. Er krallte sich in den Ärmeln fest. Wollte nie wieder loslassen und konnte es nicht glauben! Er war gerettet!
    Plötzlich spürte er kräftige Hände auf seinem Kopf, die ihn nach unten drückten. Er war so überrascht, dass er vergaß, Atem zu holen, bevor er im Wasser verschwand. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Er war zu schwach. Er vermochte sich nicht zu wehren. Er versuchte, den Schwimmer zu packen, ihn mit hinunterzuziehen, doch seine Lungen waren bereits voller Wasser. Er fühlte, wie er in die Dunkelheit sank, in die Umarmung der kalten, kalten See.
     
    Alex’ Leiche wurde am folgenden Morgen gefunden. Ein paar Kilometer weiter die Küste hinab war sie bei Eaton’s Neck gegen eine Klippe geschleudert worden. Chris, Ian und Duncan wurden noch eine Woche in New York festgehalten, wo sie von der Polizei vernommen wurden und an Alex’ Beisetzung teilnahmen. Fragen wurden gestellt und Lügen erzählt. Dann flogen die Engländer nach London zurück, Eric und Lenka traten ihre Stellen bei Bloomfield Weiss an, und Megan kehrte nach Washington zurück.
    Aber Alex war tot. Und die Erinnerung an die Umstände seines Todes war ihnen allen ins Gedächtnis gebrannt.

TEIL DREI

1
    Als Chris nach London zurückkehrte, war er entschlossen, Carpathian weiterzuführen. Es würde nicht leicht werden: Carpathian war viel eher Lenkas Geschöpf als seines. Er war zwar mit allen Einzelheiten vertraut: der Verwaltung der Fonds, den Sicherheiten des Portfolios, den Konten, den Verträgen über die Computerwartung, den Pachtverträgen der Büroräume und so fort. Aber die Richtlinien hatte Lenka bestimmt, genauso wie sie die Beziehungen zu den Investoren gepflegt hatte.
    Lenkas Ermordung war für Chris in jeder Hinsicht eine Katastrophe. Da waren die entsetzlichen Begleitumstände der Tat selbst. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er ihr bleiches Gesicht auf der Straße, fühlte er das warme, klebrige Blut über die Hände laufen, sah er sie sterben. Dann die Schuldgefühle, dass er es nicht verhindert hatte. Wieder und wieder ließ er den Angriff Revue passieren.
    Hätte er nur eine Sekunde rascher reagiert, als er die Schritte hörte, hätte er den Arm nur eine halbe Sekunde früher ergriffen. Er malte sich aus, wie er den Angreifer packte, zu Boden warf und überwältigte. Alles Unsinn, wie er genau wusste. Hätte er tatsächlich schneller reagiert, dann hätte er wahrscheinlich auch dran glauben müssen.
    Dann war da die Trauer über den Verlust einer Freundin, eines Menschen, der ihm geholfen hatte, als er Hilfe dringend benötigte, eines Menschen, bei dem er in großer Schuld stand. Ihm fehlte ihr Lachen, die heisere Stimme, die ihn gutmütig neckte, die unwiderstehliche Vitalität, die sie immer umgab.
    Und schließlich war da die Sorge um das Unternehmen, ihr gemeinsames Unternehmen. In den letzten paar Jahren hatte sie ungeheuer viel Energie in Carpathian investiert. Die Firma war zum Mittelpunkt ihres Lebens geworden. Als der erste Schock vorüber war, stellte er fest, dass er auf Carpathian alle Gefühle übertrug, die er ihr gegenüber hegte. Er konnte ihren Tod nicht ungeschehen machen, er konnte sie nicht wieder zum Leben erwecken, aber er konnte dafür sorgen, dass ihr Geschöpf überlebte.
    Zunächst musste er sich um die beiden anderen Mitglieder des Teams kümmern, Ollie and Tina. Ollie war ein Nervenbündel. Chris und Lenka hatten ihn sich gewissermaßen aus der Konkursmasse geholt, die die bankrotte Investmentabteilung einer englischen Bank hinterlassen hatte. Er war fünfundzwanzig, sehr intelligent, aber extrem schüchtern. Er schien sein Leben in ständiger Angst zu verbringen. Das hatte Lenka in ihren skrupelloseren Momenten gnadenlos ausgenutzt. Aber im Grunde genommen mochte sie ihn, wie Chris es tat, und wie dieser war sie der Meinung, Ollie würde eines Tages, wenn er ein bisschen gefestigt war, ein großer Gewinn für die Firma sein. In der Zwischenzeit verursachte er keine großen Unkosten und kochte den Kaffee, ohne zu klagen. Bis vor einer Woche war Ollies schlimmster Albtraum gewesen, ein Geschäft zu vermasseln und dafür von Lenka angeschrien zu werden. Doch das hier war

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