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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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nächsten Moment wusste sie außerdem, dass es nicht Theo war, der da durch die Halle schlich. Katharina kannte seine Schritte nach all den Jahren, die sie zusammen unter dem Dach dieser Villa wohnten. Theos Schritte, seine ganze Art, sich zu bewegen, und die Laute, die daraus entstanden, waren für ihr Unterbewusstsein längst Teil jener Geräusche geworden, die ein Haus zu jeder Zeit erfüllten, auch wenn kein Mensch sich darin rührte.
    Katharina glitt aus dem Bett, so leise, dass sie es selbst kaum hörte. Ebenso wenig wie ihre Schritte, die sie an das kleine Fenster des Zimmers brachten, von dem aus die Stelle zu sehen war, an der Theo sein Auto zu parken pflegte.
    Sie war leer.
    Theo war nicht zu Hause.
    Katharina konnte sich nicht erinnern, ob er heute Nachtdienst hatte. In ihrem Kopf purzelten alle möglichen Gedanken durcheinander. Und irgendetwas anderes übernahm die Kontrolle über ihren Körper.
    Ihr Schlafzimmer lag ein gutes Stück abseits der Räumlichkeiten, die früher von den Herrschaften genutzt worden waren, und damit auch in einiger Entfernung zur Eingangshalle und zur Haustür. Irgendein Teil von Katharina wusste, dass es am vernünftigsten gewesen wäre, das Haus sofort zu verlassen … Nein, am allervernünftigsten wäre es natürlich gewesen, ein Handy zu besitzen, um in dieser Situation nicht auf das Festnetz angewiesen zu sein und die Polizei rufen zu können; aber so wie Katharina sich vor der Welt draußen verbarg, ließ sie auch viele von deren technischen Neuerungen an sich vorüberziehen. Und ein Mobiltelefon brauchte sie schon gar nicht, eben weil sie ihre Mobilität dem Gefühl der Sicherheit ihres Hauses geopfert hatte.
    Auch dieser Zwischengedanke ging unter in dem Durcheinander, das ihr Denken erfasst hatte. Zumal ein anderer und sehr viel mächtigerer Teil ihrer selbst das Heft an sich riss, und dieser Teil ließ sie genau das nicht einmal versuchen:
    Nach draußen …?
    Das Haus verlassen …?
    Der bloße Gedanke, es auch nur zu wagen, drohte ihr die Luft zu nehmen.
    Was geschehen würde, wenn sie es doch täte, wenn sie es irgendwie schaffen würde, auch nur einen Schritt über die Schwelle hinaus zu tun, daran konnte sie gar nicht denken – nicht, weil sie nicht daran denken wollte, sondern buchstäblich nicht dazu imstande war.
    Viele Möglichkeiten blieben ihr nicht; eine davon war Flucht innerhalb des Hauses.
    Flucht, darauf verstand sie sich ja. Ihr ganzes Leben war letztlich zu einer Flucht geraten. Nur hatte sie damals überallhin fliehen können. Jetzt konnte sie nur innerhalb des Hauses zu flüchten versuchen.
    Aber das Haus war groß.
    Die Geräusche hatten ihren Ursprung im Erdgeschoss.
    Nach oben also …
    Es gab eine schmale, früher ebenfalls nur vom Personal benutzte Treppe, die nach oben führte …
    Wenige Augenblicke später tastete sich Katharina bereits vorsichtig die Stufen dieser Treppe hinauf, wobei sie sich kaum daran erinnern konnte, ihr Zimmer verlassen und die wenigen Schritte bis zu der versteckt liegenden Stiege zurückgelegt zu haben.
    Die Treppe war aus Stein, vielleicht damit die Herrschaften früher nicht durch knarrende Stufen in ihrer Ruhe gestört wurden; heute ermöglichte sie Katharina, nahezu lautlos bis ins oberste Geschoss zu gelangen.
    Die Räume zu beiden Seiten des völlig im Dunkeln liegenden Flurs waren leer bis auf ein paar Möbelstücke, die schon seit Jahren und Jahrzehnten darin standen und Staub fingen. Genutzt hatte Katharina, früher einmal, lediglich einen der Räume hier oben, das sogenannte Turmzimmer. Als sie noch mit der Kunst experimentiert und nach derjenigen gesucht hatte, die ihr am ehesten lag, hatte ihr das Turmzimmer als Atelier für ihre Malversuche gedient, weil das Licht darin wunderbar und die Aussicht nach draußen herrlich waren. Doch dann hatte sie einsehen müssen, dass ihre Stärken nicht in der Malerei lagen. Außerdem war ihr die Aussicht in die Weite der Umgebung, zudem noch aus solcher Höhe, zunehmend unangenehm geworden.
    Sie hatte das Turmzimmer lange nicht mehr betreten. So fühlte sie sich fast selbst wie eine Fremde in diesem Haus, als sie die Tür leise aufzog, schnell wieder hinter sich schloss, den klobigen Schlüssel drehte und die kurze Wendeltreppe hochstieg, die ins eigentliche Zimmer mündete.
    Schlagartig war die Angst, die sie seinerzeit aus diesem Zimmer getrieben hatte, wieder da. Als hätte sie geduldig auf ihr Opfer gewartet.
    Die schaudern machende Leere, die sie durch die

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