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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Eisenleiter, die in die Wand gemauert war.
    Theo nickte und folgte ihr hinauf, dann weiter über Treppen, die an der Außenseite von Sammelbecken entlang in die Höhe führten und endlich hinein in einen Kanal. Der flache Strom in der Mitte des Bettes speiste sich aus Rinnsalen, die durch Öffnungen links und rechts wie Wasser aus überschwemmten Häusern liefen.
    Ganz am Ende dieses Ganges machte Theo eine weitere Steigleiter aus, und irgendetwas sagte ihm, dass diese Leiter nicht nur nach oben führte, sondern hinaus.
    Dass er mit dieser Annahme richtig lag, verriet ihm im nächsten Augenblick die Gestalt, die da vorne ins Licht trat; Licht, das sich auf einer aus der Entfernung winzig wirkenden Klinge brach und einen silbernen Reflex durchs Halbdunkel sandte.
***
    Fio rannte; inzwischen war sie an einem Punkt angelangt, da sie glaubte, dass sie nie wieder etwas anderes tun würde, als nur zu rennen.
    Mratschek hatte dort auf sie gelauert, wo der einzige oder wenigstens der nächste Weg aus dieser Unterwelt hinaus zu finden war. Jetzt lief Fio notgedrungen wieder tiefer hinein in dieses steinerne Reich unter Wien, und sie bog wahllos ab, schlug Haken wie ein Hase, um dem Jäger zu entgehen.
    Doch Mratschek war schnell, und so, wie Fio sich von blanker Todesangst angetrieben fühlte, war es bei ihm etwas anderes, das auf seine Weise ähnlich stark sein musste.
    Was war bloß mit ihm geschehen? Was hatte ihn so verändert, dass er ein anderer Mensch zu sein schien?
    Oder hatte dieser vermeintlich andere Mensch schon immer in ihm gesteckt, war vielleicht sogar sein wahres Ich? Und hatte Döberin dies erkannt? War es das, was er sowohl in Peter Mratschek als auch in ihr vermutet hatte, und wusste er, wie diese andere, diese dunkle Seite eines Menschen ans Licht zu zerren war?
    Fio verwarf den Gedanken. Er war nichts weiter als ein Versuch, sich abzulenken, sich vor dem Wahnsinn zu retten, auf den sie im gleichen Maße zuzurennen schien wie auf die Tunnel und Kanäle.
    Ihre Füße platschten durch tiefer werdendes Wasser.
    Nicht gut …
    Dieser Kanal führte unmerklich abwärts, das hieß auch tiefer hinab, dorthin, wo sie hergekommen war, und nicht, wo sie hin wollte.
    Zurück …
    Diese Möglichkeit bestand schon längst nicht mehr. Als Fio einen Blick nach hinten warf, war Mratschek zwar noch nicht zu sehen. Nur seine Schritte waren zu hören, und sie wurden lauter. Dann glitt sein Schatten hinter der Biegung hervor, eilte ihm wie eine Vorhut voraus und über die Wand, und schon tauchte er selbst auf.
    Weiter …
    Fio rannte.
    Bis es nicht weiterging.
    Das Wasser reichte ihr jetzt bis an die Knie, und es zerrte wie mit Händen an ihren Knöcheln. Es wollte sie mit sich reißen, hinab in das Sammelbecken, das fast ein Dutzend Meter tiefer lag und von dem Fio nur noch der eine Schritt trennte, der sie über die Kante hinausführen würde.
    Das in die Tiefe stürzende Wasser rauschte in dieser Nähe so laut, dass Mratschek geräuschlos auf sie zuzukommen schien.
    »Das hätte nicht sein müssen, Fio«, rief er dann, das Dröhnen übertönend.
    »Du musst das nicht tun«, erwiderte sie, nicht so laut wie er, weil die Stimme ihr zu versagen drohte. Was immer in ihm war, es war nicht in Fio, verlieh ihr nicht jene Kraft, die ihn speiste.
    »Du hättest auch dabei sein können, Fio. Eine von uns.«
    »Eine von euch?« Die alte Neugier in ihr flammte noch einmal auf. Aber es war nicht nur Neugier, die Fio das erhoffte Gespräch in Gang halten ließ.
    »Du und ich, wir hätten die neuen Erben sein können, die ersten der neuen Erben.« Mratschek fuchtelte mit dem Skalpell, als zeige er auf einen Unsichtbaren, der hinter oder neben ihm stand. »Er hätte uns alles gezeigt, Fio, alles vererbt, was in Hunderten von Jahren …«
    »Wovon redest du?« Fio versuchte, Interesse zu heucheln. Sie wusste nicht, ob oder wie gut es ihr gelang.
    Gut genug offenbar, denn Mratschek sprach weiter. Wenn auch ohne viel zu sagen, was sie wirklich verstanden hätte.
    »Wir könnten die Welt verändern, Fio. Du könntest die Welt zu einer anderen machen, neu formen. Willst du das nicht? Die Zeit ist reif …«
    Fio machte eine Bewegung hinter Mratschek aus. Ihr Plan schien aufzugehen, so weit jedenfalls.
    Und nicht weiter.
    Fio wusste, dass sie es war, die ihn vermasselt hatte. Etwas in ihrer Miene, in ihren Augen ließ Mratschek innehalten, ihn argwöhnisch dreinblicken. Dann drehte er sich auch schon um und sah sich Theo gegenüber, der mit

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