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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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wortlos gegenüber. Dann lagen sie sich in den Armen, als hätten sie beide noch nie im Leben einen Menschen so sehr vermisst wie einander.

Teil IV
    M EIN S CHICKSAL FÜHRT MICH .
S ORGE NICHT ,
ICH WERDE ANS ZLEL GELANGEN ,
OHNE DASS ICH ’ S SUCHE .
    F RIEDRICH S CHILLER : D IE J UNGFRAU VON O RLEANS

13. April
    U NTER W IEN , IRGENDWANN
    Den Einstich, durch den Döberin ihr das Fieber in den Leib gepresst hatte, spürte Fio noch. Aber sie hielt an diesem kleinen Schmerz nur deshalb fest, um sich dem großen nicht stellen zu müssen. Ein Versuch, der vergebens war. Das Serum, das ihre Adern geflutet hatte wie glühende Lava, war stärker, als menschliche Vorstellungskraft es sich ausmalen konnte.
    Teufelszeug …
    Fio wand sich auf dem Matratzenlager der finsteren, kellerfeuchten Zelle, in die Döberin sie gesperrt hatte. Das Feuer fraß sich durch ihren Körper, ins Fleisch, in jede Zelle, ohne sie vollends zu verschlingen, sondern um immer wieder von neuem zuzubeißen. Es wollte Barrieren niederbrennen, Dämme sprengen.
    Doch Fio bot diesem Wüten die Stirn, besaß ein Mittel, das sich als stärker erwies. Zum allerersten Mal im Leben erkannte sie, was es bedeutete, etwas wirklich verinnerlicht zu haben.
    Es war ihr Glaube. Ihr über die Jahre gewachsenes und gepflegtes Gottvertrauen sowie die Blüte, die es trug und die ihre ureigene Überzeugung von einer überirdischen Macht war. Beides spielte sich nicht länger allein in ihrem Kopf ab. Es hatte sich in ihrem Körper manifestiert, als tatsächliche Kraft, die sich jener fremden Energie, die alles in ihr auflösen, untergraben und einreißen wollte, mit ungeheurer, nicht menschlicher Stärke entgegenstemmte.
    Peter Mratschek hatte diese Kraft nicht besessen. Er war der anderen erlegen. Oder er hatte sich ihr ergeben, weil ihm erstrebenswert schien, was sie oder Döberin als der Herr über diese Kraft ihm in Aussicht stellten.
    Döberin hatte das auch bei Fio versucht. Doch in ihr war keines seiner Worte auf fruchtbaren Boden gefallen. Wohl sah sie Gründe, die Welt zu verändern. Sie maßte sich allerdings nicht das Recht an, dies in dem Umfang und mit den Mitteln zu tun, über die Döberin seiner Rede nach verfügte und die er mit ihr zu teilen bereit war, wenn sie mit ihm das Erbe des Prometheus aufs Neue anträte – aufs Neue, wie er sagte, woraus zu schließen war, dass er es schon einmal getan oder wenigstens versucht hatte.
    Nicht zu schließen war daraus, worin dieses Prometheus-Erbe im Einzelnen bestand. Allenfalls war es zu erahnen. Das Präparat, das er ihr injiziert hatte, und die Wirkung, die diese Droge anstrebte, lieferten einen nicht zu missdeutenden Fingerzeig in eine ganz bestimmte Richtung. So unglaublich, vielleicht wirklich unfassbar diese Richtung und das Ziel an ihrem Ende auch schienen …
    Eine Hand wäscht die andere, hatte Döberin gesagt, noch immer den Revolver anstelle des Tonfigürchens in der Hand. Er wollte, dass sie etwas für ihn tat, das vor ihr Mratschek getan hatte. Dann würde er sich revanchieren und sie belohnen.
    Sie hatte gesehen, was Mratschek für ihn getan hatte. Dafür hatte Mratschek sie umbringen sollen. Dafür hatte Mratschek letztlich selbst mit dem Leben bezahlt. Das war sein Lohn gewesen.
    Nun sollte Fio seinen Platz einnehmen.
    Im Vergleich zu Mratschek hatte sie einen Vorteil: Sie wäre nach Mratscheks Tod für Döberin nicht so entbehrlich, wie ihr Kommilitone es gewesen war. Sie mochte in seiner Gunst nur die zweite Wahl gewesen sein, jetzt jedoch war sie Döberins einzige Hoffnung.
    Die sie ihm nicht erfüllen würde. Dafür kämpfte Fio. Oder glaubte sie lediglich, noch zu kämpfen?
    Ein neuer Schmerz mischte sich in das, was in ihr tobte. Kopf und Schulter taten ihr weh, sie fand sich auf dem Boden vor der Tür ihrer Kerkerzelle wieder. Hatte sie sich dagegengeworfen? Es schien so.
    Und nun sah Fio ihren Fäusten dabei zu, wie sie gegen das Holz trommelten. Sie hörte eine Stimme, die so verzweifelt wie unartikuliert schrie, und brauchte Sekunden oder noch länger, um sich bewusst zu machen, dass sie es war, die da schrie, die nach Döberin schrie, er möge sie herausholen aus diesem Loch.
    Fio fühlte sich zweigeteilt, aufgespalten in Körper und Geist. Letzterer sah Ersterem bei dem zu, was er tat, ohne Einfluss darauf zu haben.
    Ein Eindruck, von dem sie fürchtete, er würde sie auf der Stelle in den Wahnsinn treiben, weil er so irreal, so unmöglich war. Sie tat das einzig Richtige, sie

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