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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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anderen Seite wieder in Deckung ging.
    Seine Vorsicht erwies sich als unbegründet. Der Raum war leer. Vielleicht hatte Nowak nur vergessen, das Licht zu löschen. Das Zimmer war Nowaks Ausstellungsraum. Ein Dutzend Särge waren auf Holzgestellen aufgebockt, die diskret unter schwarzem und violettem Tuch verschwanden. An den Wänden standen noch mehr Särge, in den Glasvitrinen waren Urnen aufgereiht. Der Schauraum übte einen morbiden Zauber auf jeden Betrachter aus und jagte Adrian einen gruseligen Schauer über den Rücken.
    Auf einem geschlossenen Eichensarg lag, mit einem Kugelschreiber beschwert, ein einzelner Bogen Papier. Adrian nahm das Blatt in die Hand und hob überrascht die Brauen. Es war unverkennbar ein Abschiedsbrief. Nowak sprach von erdrückenden Schulden und der Aussichtslosigkeit, sie jemals zurückzahlen zu können. Der Mann hatte vor dem Ruin gestanden.
    Adrian sah sich in dem Ausstellungsraum um. Bis auf den Eichensarg in der Mitte waren alle anderen Särge geöffnet. Erlegte das Blatt zur Seite und hob den Deckel an. In dem Sarg lag Nowak. Kaum vorstellbar, wie sich der fette Mann in die Holzkiste gezwängt hatte. Auf seinem Bauch lag eine leere Schnapsflasche und eine Packung Schlaftabletten. Adrian studierte die Aufschrift: Ein Barbiturat, das war schlecht für Nowak.
    Er fühlte den Puls des Bestatters, er war schwach und unregelmäßig, Nowak lebte noch. Aber wie sollte er diesen Fleischkloß aus dem Sarg bekommen? Schließlich stieß er einfach den Holzbock unter dem Fußteil des Sarges fort und kippte ihn aus wie einen Eimer mit Wasser.
    Nowak plumpste aus dem Sarg und rollte auf den Teppichboden. Adrian packte ihn unter den Achseln und schleifte ihn hinüber in den Arbeitsraum. Dort gab er Nowak ein paar Ohrfeigen. Nur ein sehr starker Schmerzreiz konnte Nowak aus seinem todesähnlichen Schlaf reißen. Adrian griff nach einem der martialisch aussehenden Werkzeuge und schnitt Nowak in die Handfläche. Der Bestatter stöhnte leise.
    „Nowak!“ schrie Adrian. „Wachen Sie auf, Nowak!“
    Er schüttelte den fetten Mann und gab ihm noch ein paar Ohrfeigen. Als das nichts nutzte, drehte er den Wasserhahn über der penibel sauberen Edelstahlspüle auf und spritzte ihm mit dem Schlauch einen eiskalten Wasserstrahl ins Gesicht. Das wirkte. Nowaks Augenlider flatterten unruhig. Adrian wuchtete den Oberkörper des Mannes hoch und steckte ihm den Finger in den Hals. Nowak begann krampfartig zu zittern und erbrach sich auf den gekachelten Fußboden. „Raus damit“, rief Adrian.
    Endlich hörte Nowak auf zu würgen. Er atmete schwer und holte rasselnd Luft. Adrian wischte ihm mit einem feuchten Lappendas Gesicht ab und lehnte ihn gegen die Spüle. „Nowak? Können Sie mich verstehen? Sie müssen wach bleiben! Hören Sie mich? Sie dürfen jetzt nicht wieder einschlafen!“
    Nowak war totenblass. Seine Lippen zitterten, aber er war aus dem Reich der Toten zurückgekehrt. Adrian hatte keinerlei Möglichkeiten, Nowak genauer zu untersuchen und verließ sich auf seinen Instinkt als Arzt. Es sah so aus, als würde Nowak durchkommen. Das meiste hatte er gerade noch rechtzeitig erbrochen.
    „Sykes“, flüsterte Nowak heiser. „Sie schickt der Himmel!“
    Adrian fand auf der Spüle eine Flasche Mineralwasser und gab Nowak zu trinken.
    „Rufen Sie einen Krankenwagen! Die Schweine … haben mich … fast umgebracht!“
    Adrian setzte sich auf einen Hocker und beäugte Nowak misstrauisch. „Alles der Reihe nach. Zuerst will ich wissen, was Sie mit meiner Frau gemacht haben.“
    „Kranken … wagen!“, stammelte Nowak hustend.
    Adrian grinste böse. „Keine Angst! Ich werde schon dafür sorgen, dass Sie uns noch eine Weile erhalten bleiben. Aber bevor ich nicht die Wahrheit aus Ihnen herausgebracht habe, müssen Sie mit mir vorlieb nehmen!“
    Nowak wollte sich wehren, aber er war zu schwach. Adrian flößte ihm noch einen Schluck Wasser ein.
    „Sie waren zu dritt“, begann Nowak.
    „Wer sind sie ?“
    Nowak schüttelte schwach den Kopf. „Ich weiß es nicht. Amerikaner, so wie Sie. Nur einer von ihnen hat geredet. Er hatte einen starken Akzent. Sie … sie haben sich bei mir bedankt… für die gute Arbeit.“
    Adrian packte Nowak am Kragen. „Erzählen Sie mir keinen Mist. Sonst liegen sie gleich wieder in einem ihrer Särge!“
    „Aber so hören Sir mir doch zu.“ Nowak keuchte erschöpft, bäumte sich krampfartig auf und erbrach sich wieder. Er trank gierig einen Schluck Wasser.
    Adrian

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