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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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taten.“
    Engelmann deutete auf Wildenbergs Hände. „Siehst du die Wunden? Er hat die Nägel durch die Speichen des Unterarms getrieben. Das ist insofern interessant, weil bis heute alle Darstellungen des gekreuzigten Jesus falsch sind. Die Wundmale werden immer innerhalb der Handflächen gezeigt. Wir wissen aber heute, dass die Hände das Körpergewicht eines Gekreuzigten niemals tragen würden.“
    Er ging zum Fußende des Tisches. „Das gilt auch für die Füße. Der Täter hat ihn seitlich durch die Fußgelenke ans Holz genagelt. Das ist historisch korrekt, aber außer ein paar Archäologen und Medizinern weiß kein Mensch davon. Woher kennt der Täter diese Details?“
    Sehner wurde schlecht. Das war ihm zuletzt bei seinem ersten Mordfall passiert. „Ich habe keine Ahnung. Es muss sehrschwer, wenn nicht gar unmöglich sein, alleine einen Menschen an ein aufrecht stehendes Kruzifix zu nageln.“
    „Er hat ihn zunächst mit Seilen hochgezogen und festgebunden. Erst dann hat er die Nägel eingeschlagen.“
    Engelmann stützte nachdenklich das Kinn in die Hand „Ich kann kein einheitliches Muster in den Morden erkennen.“
    „Du glaubst, es war nicht ein und derselbe Wahnsinnige?“
    „Doch. Aber er geht nach keinem Plan vor. Er tötet seine Opfer jedes Mal auf eine andere Art und Weise. Das ist sehr untypisch.“
    „Es gibt ein Merkmal, das alle drei Morde verbindet.“
    „Keine Seele!“ murmelte Engelmann.
    Sehner öffnete das Fenster einen Spalt. Dankbar sog er die frische Luft ein. „Rein bildlich stellt man sich doch das Herz als Sitz der Seele vor, nicht wahr?“
    Engelmann deckte den toten Pfarrer wieder zu. „Ich weiß, was du meinst, aber das trifft nur auf den Mord an dem Obdachlosen zu!“
    Sehner schwieg und dachte angestrengt nach. Wenn er sich nur besser konzentrieren könnte! „Er sucht etwas. Er sucht nach der Seele! Zunächst hat er sie im Herz vermutet. Dann hat er im Kopf des Mädchens danach gesucht.“
    „Und wie passt der Pfarrer in das Bild?“
    „Ein Pfarrer ist doch so etwas wie ein Spezialist für die Seele. Es hat etwas mit Religion zu tun.“
    „Wir wissen noch zu wenig“, antwortete Engelmann. „Was ist mit den DNA-Spuren? Was sagt dein Computer?“
    „Nichts“, sagte Sehner. „Der Täter ist bisher nicht auffällig geworden.“
    „Wenn er wirklich so irre ist und in den Besitz einer Seelegelangen will, ist es so gut wie unmöglich, sein nächstes Opfer vorherzusagen“, mutmaßte Engelmann.
    Nach einer Weile fragte er: „Hältst du das für möglich? Dass er Leute aufschneidet, um nachzuschauen, wo die Seele sitzt? Wer ist denn so verrückt und nimmt das wörtlich?“
    „Ich muss darüber nachdenken“, sagte Sehner.
    Engelmann wechselte das Thema. „Was suchen eigentlich die Amerikaner? Die veranstalten einen Riesenwirbel!“
    „Ich habe keine Ahnung – allgemeine Terroristenparanoia. Aber ich kenne jemanden, der mir das erklären wird.“ Er wandte sich zum Gehen. „Wenn du etwas Neues herausfindest, will ich das sofort wissen!“
    „Jederzeit!“, antwortete Engelmann und machte sich daran, den Pfarrer wieder in die Kühlbox zu schieben. Sehner war beinahe schon zur Tür hinaus, als Engelmann fragte: „Wie geht es Edith?“
    Sehner blieb stehen. „Sie haben Metastasen entdeckt.“
    „Oh, Edgar. Das tut mir so Leid. Wenn ich euch irgendwie helfen kann…“ Sehner schüttelte stumm den Kopf und verließ die Pathologie. Er wollte jetzt nicht darüber reden.
    Als er durch die Zimmerflucht im zweiten Stock marschierte, streckte Windhagen den Kopf aus seinem Büro. „Kann ich Sie einen Moment sprechen?“, fragte er nervös. Sehner brummte und trat ein. Windhagen schloss die Tür hinter ihnen.
    „Dieser Wilson wartet in Ihrem Büro“, begann er. „Aber ich wollte es Ihnen zuerst sagen.“
    „Was sagen?“, fragte Sehner ungeduldig.
    Windhagen lief zur Kaffeemaschine und goss sich die zehnte Tasse Kaffee ein. Er war seit gestern Abend ununterbrochenauf den Beinen.
    „Zwei unserer Leute sollten letzte Nacht das alte Walzwerk absuchen. Ein Mitarbeiter der Abbruchfirma wurde vermisst.“
    Windhagen stürzte den bitteren Kaffee hinunter. „Wilson will Sie jetzt gleich dorthin begleiten. Ich hörte, dass Sie unten bei unserem Gespenst waren und dachte mir, ich sag’s Ihnen lieber selber.“
    „Was zum Teufel?“
    „Die beiden Streifenpolizisten hat’s erwischt. Es sieht alles nach unserem Killer aus.“
    „Warum zum Teufel erfahre ich das erst

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