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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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es. Das Problem liegt darin, dass die Krankenkassen sie in der Regel nicht bezahlen. In den USA wurde vor kurzem eine neue, vielversprechende Therapieform mit Mikrowellenstrahlung vorgestellt.“ Er breitete die Hände aus. „Aber wie gesagt, das ist keine Kassenleistung.“
    Sehner nickte. Was niemand aussprach: Das bedeutete das Todesurteil für Edith.
    „Aber das hat noch etwas Zeit. Zunächst müssen wir operieren, erst dann können wir die weitere Behandlung besprechen.“
    „Wie hoch liegen die Heilungschancen ohne diese neue Therapie?“, hörte sich Sehner fragen. Es war ihm, als ob ein anderer diese Worte aussprach und er nur ein unbeteiligter Zuhörer sei, der zufällig das Gespräch belauschte.
    DerDoktor trommelte leise mit den Fingern auf dem Tisch. „Bei fünfzig Prozent. Das hört sich im ersten Moment sehr wenig an, ist aber eine recht gute Prognose.“
    Sehner schluckte. Der Pfropfen in seinem Hals blieb. „Und mit der neuen Therapie?“
    „Auf jeden Fall deutlich besser. Ich würde sagen, so um die fünfundachtzig bis neunzig Prozent.“
    „Wieviel würde die Behandlung denn kosten?“
    Der Arzt blätterte in seinen Unterlagen. „Etwa achtzigtausend Euro“, antwortete er, ohne aufzuschauen. „Und Sie würden in die USA reisen müssen.“
    Sehner wusste nicht, wie er auf den Gang gelangt war. Das Quietschen von Gummisohlen auf dem Linoleumboden brachte ihn in die Wirklichkeit zurück.
    Achtzigtausend Euro. Das war weit mehr, als Sehner aufbringen konnte. Selbst wenn er das Haus verkaufte, würde es nicht reichen. Das kleine Reihenhaus stammte noch von seinem Vater und war nicht viel wert. Außerdem hatten sie dann kein Dach mehr über dem Kopf. Sollte er einen Kredit aufnehmen? Er verwarf den Gedanken sofort wieder. Er war fast fünfundsechzig. Keine Bank würde ihm ein Darlehen geben, um eine Krebsbehandlung bezahlen zu können, auch nicht mit der schwachen Sicherheit des alten Hauses im Rücken. Nein, er würde alles verkaufen müssen, um das Geld zusammenzubringen. Was sollte er ohne Edith in einem leeren Heim?
    Sehner stand vor Ediths Zimmertür. Seine Hand berührte die Klinke, aber er zog sie wieder zurück. Er hatte Angst; Angst, in ihre Augen zu blicken. Angst vor der Frage: „Was hat der Doktor gesagt?“ Angst davor, ihr nicht helfen zu können, so wie damals.
    Ja, er würde alles verkaufen, alles zu Geld machen, was er besaß, ohne zu wissen, ob es ausreichen würde.
    Plötzlich sah er ein Gesicht vor sich: Das magere Antlitz eines mittelalterlichen Predigers. Sehner ballte die Fäuste.
    Er würde es tun.
    Für Edith.
    Er würde Wilson um Hilfe bitten. Wenn es sein musste, würde er eben auch noch seine Seele verkaufen!
    Sein Mobiltelefon summte. Es war Engelmann. „Kannst du in die Pathologie kommen, Edgar?“
    „Gibt’s was Neues?“, fragte Sehner zerstreut.
    „Ich habe ein interessantes Detail entdeckt“, sagte Engelmann.
    Sehner nickte erleichtert, einen Grund gefunden zu haben, das Krankenzimmer nicht betreten zu müssen. „Ich bin in einer Viertelstunde bei dir.“
     
    „Schlechte Neuigkeiten?“, fragte Engelmann besorgt. Sehner war blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen.
    „Später. Hast du den Pfarrer untersucht?“
    „Ja.“ Engelmann seufzte und fuhr sich mit der Hand über den kahlen Schädel. „Da ist ein Dämon am Werk!“
    Sehner setzte sich und lehnte den Kopf gegen die Wand. Er war erschöpft. „Soll ich das jetzt wörtlich nehmen, Walter?“
    „Man könnte es beinahe glauben“, pflichtete ihm der Pathologe bei. „Komm mit, ich will dir etwas zeigen!“
    Sehner gab sich einen Ruck und folgte ihm widerwillig in denObduktionsraum. In den letzten Tagen hatte er zu viele bleiche Füße mit Zetteln an den Zehen gesehen. Engelmann schlug das Laken zurück. „Kanntest du ihn?“, fragte er.
    „Flüchtig. Was hast du herausgefunden?“
    „Unser Killer muss ein profundes historisches Wissen haben.“ Er deutete auf den toten Priester. „Es war sein Pech, dass die Kirche gerade renoviert wurde. Unser Täter hat leider passende Nägel gefunden, um den Pfarrer damit ans Kreuz zu schlagen. Aber vorher hat er ihm das Genick gebrochen.“
    „Er war also schon tot, bevor dieser Irre ihn an das Kruzifix genagelt hat?“
    Engelmann nickte. „Das ist genau der Punkt, der mich stutzig macht. Erst tötet er ihn schnell und schmerzlos, und dann gibt er sich große Mühe, sein Opfer in der gleichen Art und Weise zu kreuzigen, wie es die Römer

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