Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
was wir da gesehen haben, tatsächlich passiert ist? Das ist doch eine Computeranimation! Ich meine, Ratten, die einen lebendigen …«
»Hast du heute Morgen noch nicht in die Zeitung geschaut?«
Frank musste einen Moment nachdenken. »Nein, warum?«
»Es steht im
Trierischen Volksfreund
direkt auf der ersten Seite. Und ganz groß im Innenteil unter
Trier.
Gestern Abend hat man am Moselufer direkt unter der Römerbrücke eine Leiche gefunden.« Jens sprach nun noch langsamer, gerade so, als müsse er nach jedem einzelnen Wort suchen. »Eine … stark entstellte Leiche. Ein Mann. Sie … wissen nicht, wer er war. Da steht, so, wie er aussieht, sei er wohl von … von Nagetieren angefressen worden.«
»Mein Gott!« Franks Blick suchte seinen Schreibtisch ab, den niedrigen Tisch in der Besprechungsecke. Nichts. Er hatte den TV , wie der
Trierische Volksfreund
kurz genannt wurde, auch für die Firma abonniert, weil er häufig am Morgen nicht mehr dazu kam, ihn zu Hause zu lesen. Sandra war meist vor ihm im Büro und legte ihm die Zeitung hin, nachdem sie sie durchgeblättert hatte. Er würde sie gleich fragen.
»Frank?« Es kam zögerlich, fast ängstlich.
»Ja?«
»Denkst du … Glaubst du, das Ganze hat was mit … damals zu tun?«
»Mit Festus?« Franks Stimme klang rau.
»Ja.«
Frank sackte kraftlos in sich zusammen, als hätte man ihm sämtliche Energie aus dem Körper gesaugt. »Ich weiß es nicht. Hast du die anderen schon angerufen?«
»Nein, ich wollte zuerst dich … Du warst doch damals der …« Er stockte.
»Der was?«, hakte Frank scharf nach, obwohl er ahnte, was Jens meinte.
»Na, der Anführer.« Es klang noch immer zaghaft.
»Was soll das heißen? Dass ich schuld war, oder was?«
»Nein. Wir alle waren schuld.« Nach einigen Sekunden, in denen sie beide dem Atem des anderen lauschten, sprach Jens leise weiter: »Da stand, die nächste Aufgabe, die wir heute um 13 Uhr bekommen, müssen wir gemeinsam lösen. Wir müssen uns mit den anderen treffen.«
»Ich denke, wir sollten die Polizei informieren.« Frank merkte selbst, dass sein Vorschlag halbherzig klang, und versuchte, nicht zuletzt für sich selbst, ihm mehr Nachdruck zu verleihen. »Es geht schließlich um einen Mord.«
»Und dann?« Pause. »Möchtest du denen erklären, warum … ausgerechnet wir da hineingezogen werden? Möchtest du ihnen von Festus erzählen?« Erneute Pause. »Aber auch wenn du es nicht tust, werden die früher oder später die Zusammenhänge herausfinden. Was dann?«
»Ich …«, Frank war durcheinander und wusste nicht, was er tun sollte. Er dachte an sein Leben, seine Familie. Im nächsten Moment wurde er wütend. Er hatte eine erfolgreiche Firma aufgebaut, trug die Verantwortung für seine Mitarbeiter und deren Familien. Seit Jahren setzte er sich erfolgreich mit allen möglichen Konkurrenten, Ämtern und sich selbst überschätzenden Firmenbossen auseinander, wenn nötig auch mit der gebührenden Härte. Und nun saß er an seinem Schreibtisch wie ein Häufchen Elend und wusste nicht, was er tun sollte. Weil sich auf bizarre Weise ein dunkles Kapitel seiner Vergangenheit wieder in Erinnerung rief, das er eigentlich für alle Zeit aus seinem Gedächtnis gestrichen zu haben glaubte. »Verdammter Mist«, presste er hervor. Alles in ihm sträubte sich dagegen, mit den anderen beiden Kontakt aufzunehmen. Sie hatten nichts in seinem Leben zu suchen. Ebenso wenig wie Jens.
Das von damals
hatte nichts in seinem jetzigen Leben zu suchen. Es gehörte in eine andere Zeit. Sie waren doch noch Kinder gewesen.
»Rufst du sie an?«
»Ich … mein Gott, ich weiß es nicht. Lass uns abwarten, was da um 13 Uhr kommt. Dann können wir immer noch sehen.«
»Frank?« Jens sprach jetzt so leise, dass Frank seinen Namen fast nicht verstand.
»Was?«
»Hältst du es für möglich … Denkst du … er ist wieder da?«
Eine heiße Woge fuhr durch Franks Körper. »So ein Blödsinn. Du weißt genau, dass das Quatsch ist. Ich muss jetzt aufhören.« Er legte abrupt auf und starrte das Telefon an. Eine Weile saß er so da, bevor er einen Knopf drückte und die angezeigte Nummer unter
J. Eberhard
in seinem Handy speicherte.
Wer steckte wirklich hinter dieser Sache? Und vor allem, wer konnte etwas von damals wissen? Diese Aufgabe. Wie hatte es in der Nachricht geheißen?
Du hast deine Mutprobe nicht bestanden?
Frank zweifelte keine Sekunde mehr daran, dass auch die anderen beiden den Memorystick und den Film
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