Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
vielleicht auch Torsten.
12 : 58 Uhr. Frank zog sein Handy aus der Hosentasche, suchte Jens’ Nummer und … brach den Vorgang wieder ab. Was sollte es bringen, ihn jetzt anzurufen? Besser, er meldete sich erst, wenn die nächste Aufgabe klar war. Nervös legte er das Telefon neben der Tastatur ab und starrte wieder auf den Monitor.
13 : 01 Uhr. Die Seite baute sich neu auf, Franks Puls beschleunigte sich. Der schwarze Hintergrund blieb, aber nun wurde wieder eine Nachricht eingeblendet, erst verschwommen, dann langsam schärfer. Frank rieb sich mit beiden Händen über die Augen, als könne er den Text dadurch eine Sekunde früher lesen. Dann endlich konnte er die Worte entziffern:
Das Spiel geht weiter. Eure Aufgabe:
Kommt heute um 17 : 00 Uhr zum Warnamt Eifel. Alle.
Sprecht mit niemandem darüber.
Denkt an Festus, und seid pünktlich, sonst verliert ihr ein Leben.
Warnamt Eifel?
Was sollte das sein? Frank hatte noch nie etwas von einem Warnamt in der Eifel gehört.
Denkt an Festus
… Frank ballte die Hand zur Faust. Wer auch immer sich diese Aufgaben ausdachte würde sie nicht mehr in Ruhe lassen. Es blieb ihnen keine Wahl, sie mussten »mitspielen«. Und Frank hatte mittlerweile auch eine Vermutung, was hinter all dem stecken konnte: Erpressung. Wer auch immer erfahren hatte, was damals passiert war – er würde sie jetzt mit diesem verdammten Spiel eine Weile mürbe machen und dann seine Forderungen stellen. Und es war ihm ernst. Die Art, wie er den Mann getötet hatte – Frank wollte nicht daran denken. Es musste sich um einen Psychopathen handeln, jemanden, der schwer gestört war. Und gefährlich.
Frank las die neue Aufgabe noch einmal. Je nachdem, wo dieses
Warnamt
war, konnte die Zeit knapp werden, und er war fest entschlossen, um 17 : 00 Uhr da zu sein, um die anderen drei zu treffen. Er wollte mit ihnen sprechen, sie mussten sich gemeinsam überlegen, was sie tun würden. Vielleicht fand er dabei sogar heraus, wer das Versprechen gebrochen hatte, das sie sich damals gegeben hatten, bevor sich ihre Wege trennten.
Er minimierte das Browserfenster, öffnete ein neues und gab in die Google-Suchmaske »Warnamt Eifel« ein.
Gleich der erste Treffer lieferte eine Erklärung:
Warnamt Eifel
war der Tarnname für eine Atombunkeranlage in der Eifel, die der NRW -Landesregierung als Ausweichsitz im Falle eines Atomkrieges hätte dienen sollen. 200 Regierungsmitglieder und Experten hätten von dort aus die Regierungsgeschäfte weiterführen sollen. Die Anlage war in einen Berg gebaut und bestand aus drei Etagen von jeweils 1000 Quadratmetern. Der Eingang befand sich, als Doppelgarage getarnt, in einem Waldstück am Ortsrand der Eifelgemeinde
Kall-Urft
, gleich neben einem Gebäude, das wie ein kleines Wohnhaus aussah.
Eine Atombunkeranlage … Wäre der Anlass ein anderer gewesen und hätte es nicht schon einen Toten in diesem abartigen »Spiel« gegeben, Frank wäre allein schon aus Neugierde dorthin gefahren. Er war noch nie in einem Atombunker gewesen, und eine Anlage, in der 200 Menschen Platz hatten, musste wirklich gewaltig sein.
Er überflog noch schnell die restlichen Angaben, ging dann auf die Website der Anlage und notierte sich die genaue Adresse aus dem Impressum. Über den Routenplaner erfuhr er, dass der Bunker rund 100 Kilometer entfernt war. Frank schloss nach einem letzten Blick auf die Nachricht den Browser und schaltete den Monitor aus. Er nahm sein Handy, wählte und meldete sich mit »Frank hier«, als Jens abhob.
»Hast du es … gesehen?«, fragte Jens. »Die Nachricht? Wo wir hinkommen sollen?«
»Ja, natürlich. Ein Atombunker.«
»Ja, ich habe auch schon nachgesehen. Fährst du hin?«
»Was bleibt uns denn anderes übrig? Der wird doch keine Ruhe geben. Und vielleicht wird er tatsächlich noch jemanden töten, wenn wir nicht alle da erscheinen. Der Typ ist doch total irre!«
»Fahren wir zusammen?«
»Wo wohnst du denn jetzt?«
»In Schweich.«
»Das liegt auf dem Weg. Okay, ich komme dich abholen.« Jens nannte ihm seine Adresse.
»Okay, dann bin ich um …« Frank warf einen Blick auf die Uhr, überlegte, wie lange sie bis zu der Anlage brauchen würden, und schlug noch einen Sicherheitspuffer obendrauf.
»… um drei Uhr bei dir. Ach, noch was: Hast du Torsten auch angerufen?«
»Nein, ich habe seine Nummer nicht herausfinden können.«
Frank verabschiedete sich und legte auf. Dann wählte er Manuelas Nummer. Es dauerte eine Weile, bis sie
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