Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
hin- und herpendelte. Frank sah, dass Manuela kaum in der Lage war, sich zu beruhigen. Er hielt das Seil fest, so dass es nicht weiter hin- und herschaukeln konnte, und stellte sich so vor den Kadaver, dass sie ihn nicht sehen musste. »Wie ist er an deinen Kater herangekommen? Ist er öfter draußen?«
»N… Nein.« Manuela stemmte sich hoch und wischte sich mit dem Handrücken die nassen Wangen ab. »Jimmy war nur drinnen. Ich wohne in einer stark befahrenen Straße. Es war mir zu gefährlich, ihn rauszulassen.« Nach einem Blick an Frank vorbei auf den toten Kater sah sie Torsten an. »Kannst du ihn da runterholen? Bitte?«
Torsten verzog zwar das Gesicht, nickte aber schließlich und machte sich an der Drahtschlinge zu schaffen.
»Das heißt, dieser Kerl muss in deine Wohnung eingebrochen sein«, hakte Frank nach, nicht zuletzt, um Manuela von dem Geschehen in seinem Rücken abzulenken. Sie nickte, und wieder rannen Tränen aus ihren Augen und suchten sich einen Weg über ihre Wangen. Sie kümmerte sich nicht darum. »Aber wann? Ich … ich habe Jimmy noch gestreichelt, bevor ich losgefahren bin.«
»Ich glaube, er wollte uns zeigen, dass er jederzeit überall reinkommt«, vermutete Jens und sprach damit aus, was auch Frank dachte. »Bist du verheiratet, oder lebst du mit jemandem zusammen?«, fragte er.
»Ich bin … geschieden. Mein Sohn wohnt bei mir. Er ist fünfzehn.«
»Wo war er, als du losgefahren bist?«
»Bei einem Freund. Er wollte gegen Abend zurück sein. Ich …« Sie schluckte mehrmals. »Ich habe ihm einen Zettel hingelegt, dass ich noch weg muss. O Gott …« Mit hektischen Bewegungen fingerte sie an ihrer Hosentasche herum, streckte sich und zog schließlich ein Handy hervor. »Ich muss ihn anrufen.« Mit zittrigen Fingern tippte sie auf dem Display herum, hielt sich das Telefon ans Ohr, wartete. Nach einer Weile ließ sie es wieder sinken und starrte das Display an. »Nichts. Kein Empfang.«
Auch Frank warf einen Blick auf sein Handy und nickte seufzend. »Ich habe auch keinen Empfang, habe ich mir gedacht.«
»Scheiße.« Torsten hielt ebenfalls sein iPhone in der Hand. Den Tierkadaver hatte er auf dem Boden dicht an der Wand abgelegt. »Ich hab da draußen doch eine riesige Antenne gesehen. Wieso haben wir keinen Empfang?«
Frank schüttelte den Kopf. »Das ist wahrscheinlich die alte Funkantenne der Anlage. Aber selbst wenn nicht …« Er sah sich in dem Flur um. »Meterdicke Betonwände mit tonnenweise Stahlgeflecht darin. Das ist ein Faraday-Käfig, da geht nichts durch.«
»Klugscheißer.« Torsten steckte sein Telefon wieder in die Gesäßtasche seiner Jeans.
»Ich … ich muss nach draußen, meinen Sohn anrufen.« Mit unsicheren Schritten ging Manuela an Frank und Torsten vorbei, erreichte die Tür und stemmte sich dagegen. Sie bewegte sich keinen Zentimeter. »Was … was soll das?«, stieß sie aus und drückte erneut gegen das Metall, dieses Mal mit der Schulter. Wieder ohne Erfolg.
»Ja, das wollte ich euch auch noch sagen.« Torsten machte ein betretenes Gesicht. »Die ist zu.«
»Was? Was meinst du damit?« Jens’ Stimme klang panisch.
Torsten deutete erneut mit dem Kopf zur Schleusentür. »Die Tür. Sie ist zu. Wir sind eingeschlossen.«
Manuela stöhnte auf und startete einen erneuten erfolglosen Versuch. Frank nickte. »Wir sind auch ziemlich blauäugig hier reinmarschiert.«
»Aber … das kann doch nicht sein. Die Tür ist bestimmt nur zugefallen. Außerdem gibt es hier drinnen sicher einen Mechanismus, um sie zu öffnen.« Jens ging auf die Schleusentür zu. Manuela machte ihm Platz und sah ihm dabei zu, wie er erst an dem eisernen Griff rüttelte und dann versuchte, an allen hervorstehenden Teilen zu drehen. Als auch das keinen Erfolg brachte, schlug er mit den Fäusten gegen das Eisen und trat zu guter Letzt schließlich wütend mit dem Fuß dagegen. »Hallo«, schrie er dabei. »Lassen Sie uns sofort hier raus, verdammter Mist.«
Irgendwann gab er es auf, drehte sich um und lehnte sich schweratmend mit dem Rücken gegen die Rohrkonstruktion, die auf der Tür angebracht war. »Der kann uns doch nicht hier einsperren«, stammelte er zwischen kurzen Atemzügen.
Jens tat Frank leid, obwohl er selbst sich in der gleichen Situation befand. »Sieht ganz so aus, als ob er es kann.«
Torsten betrachtete eingehend den Boden. »Mich würde ja interessieren, was er mit
Folgt der Linie
meint. Ich sehe hier nämlich keine Linie.«
»Vielleicht sieht man
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