Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
ob er sich nicht schäme.
Doch, er schämt sich.
»Er wollte wissen, ob Gerd vielleicht bei uns ist. Offenbar ist er in der letzten Nacht nicht nach Hause gekommen.«
Fränkies Herz beginnt mit seinen Gedanken um die Wette zu rasen. Festus ist nicht nach Hause gekommen? Was hat das zu bedeuten? Ist er nach dieser blöden Mutprobe so enttäuscht gewesen, dass er nicht mehr nach Hause wollte? Aber … wo war er dann die ganze Nacht?
»Weißt du, wo er sein könnte?«, hakt seine Mutter ungeduldig nach, weil er nicht antwortet.
»N … nein. Woher soll ich das wissen?«
»Es hätte ja sein können. Du hast dich doch manchmal mit dem Jungen unterhalten. Seine Familie macht sich große Sorgen um ihn. Er ist doch so unbeholfen.«
Fränkie richtet sich etwas auf und stützt sich mit dem Ellbogen auf der Matratze ab. »Das war doch höchstens ein- oder zweimal in der Schule. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen.« Mit der Lüge kommt das Bauchgefühl wieder zurück, dieses elende Drücken in der Magengegend. Gleichzeitig überlegt er, ob der alte Festus nun auch bei Fozzie, Kupfer und Manu anruft oder sogar schon angerufen hat. Haben die anderen das Gleiche gesagt wie er? Oder haben sie zugegeben, dass Festus noch wenige Stunden zuvor bei ihnen gewesen ist?
Warum hat er überhaupt gerade gelogen?
Seine Mutter nickt und erhebt sich. »Ich rufe Herrn Köhler gleich zurück und sage ihm, dass du nicht weißt, wo der Junge ist. Ich bete zu Gott, dass ich es nie erleben muss, dass du einfach nicht nach Hause kommst.«
Fränkie registriert erst nach einer Weile, dass sie stehen geblieben ist und ihn mit zur Seite geneigtem Kopf ansieht. »Ähm … ja, also … nein, das mache ich bestimmt nicht.«
Als sie sein Zimmer verlassen hat, springt Fränkie sofort aus dem Bett und zieht sich in Windeseile an. Er muss sofort mit den anderen reden. Sie müssen Festus suchen. Genau, sie werden eine große Suchaktion starten und erst aufhören, wenn sie ihn gefunden haben. Dann sind alle froh, und sie haben den Quatsch mit der Mutprobe wiedergutgemacht.
Zu Kupfer braucht er mit dem Fahrrad fünf Minuten. Er denkt keine Sekunde darüber nach, dass acht Uhr morgens in den Sommerferien eigentlich keine Zeit ist, zu der man an fremden Haustüren klingelt. Es dauert eine Weile, bis die Tür geöffnet wird, doch zu Fränkies Erleichterung steht Kupfer selbst vor ihm. »Hat der Vater von Festus bei euch angerufen?«, platzt es sofort und ohne Begrüßung aus ihm heraus. Kupfer zieht die Augenbrauen zusammen. »Wer? Der alte Festus? Nö. Warum sollte der hier …«
»Weil Festus letzte Nacht nicht nach Hause gekommen ist. Er ist verschwunden. Bei uns hat sein Vater eben schon angerufen.«
»Scheiße«, sagt Kupfer und fährt sich mit der Hand durch die Haare. »Denkst du, das ist wegen … gestern? Was machen wir denn jetzt?«
»Wir starten eine Suchaktion. Los, schnapp dir dein Fahrrad. Wir müssen zu Fozzie und Manu. Und dann ins Hauptquartier. Kriegsrat.«
»Aber ich weiß nicht, ob mein Vater mir das erlaubt.«
»Ist er zu Hause?«
»Nein, aber … Ach, egal, ich komme mit, warte.«
Manu ist ebenfalls schon wach, nur Fozzie liegt noch im Bett. Als seine Mutter hört, dass Festus vermisst wird und sie nach ihm suchen wollen, weckt sie ihn sofort.
Selbst Fozzie ist aufgeregt, als er hört, was passiert ist, und entgegen Fränkies Befürchtungen gibt er keinen gehässigen Kommentar von sich. Auf dem Weg zum Hauptquartier reden sie nicht viel. Jeder hängt seinen Gedanken nach, und Fränkie ahnt, dass die anderen sich die gleichen Fragen stellen wie er selbst.
Sie schieben ihre Fahrräder durch eine Lücke im Zaun und radeln um einen großen Erdhaufen herum. Als die alte Fabrikhalle vor ihnen auftaucht, macht Manu plötzlich eine Vollbremsung, so dass Fränkie ihr fast ins Hinterrad fährt. »Hey, was soll das?«, mault er sie an und bemerkt, dass sie wie gebannt auf etwas vor ihnen starrt. Er folgt ihrem Blick, dann sieht er es auch. Die Lenkstange entgleitet ihm, das Fahrrad kippt zur Seite.
Er merkt es nicht einmal.
16
– 20 : 56 Uhr
»Was?«, wollte Frank überrascht wissen.
»Ich habe mit ihr geredet«, erwiderte Torsten barsch, und warf einen Blick in Manuelas Richtung. »Na los. Das Stethoskop. Gib es mir. Ich verwahre es, bis wir eine Lösung gefunden haben.«
»Warum du?«
»Warum nicht?«
»Weil ich die Aufgabe gelöst habe, nicht du.« Manuelas Stimme klang trotzig.
»Ihr quatscht doch die ganze
Weitere Kostenlose Bücher