Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
Zeit was von
gemeinsam
.«
Manuela trat nun dicht neben Frank. Mit beiden Händen umfasste sie seinen Oberarm, drückte sich an ihn und sagte mit fester Stimme: »Nein.«
Frank konnte spüren, dass ihre Hände zitterten. Sein Blick war unentwegt auf Torsten gerichtet, der seinerseits Manuela weiter anstarrte. Seine zu dünnen Strichen zusammengepressten Lippen in Verbindung mit der tiefen, senkrechten Falte auf seiner Nasenwurzel ließen Frank befürchten, dass er gleich wieder lospoltern würde. Umso erleichterter war er, als sich Torstens Gesicht plötzlich entspannte. »Kümmern wir uns später darum«, sagte er und zog die Mundwinkel zu einem misslungenen Grinsen auseinander. »Gehen wir zurück und überlegen uns, wie wir diese Scheiße hier überleben können.«
Damit wandte er sich ab und lief los.
Es war nicht weit bis zum Eingang. Frank betrat als Letzter hinter Manuela den Raum und schloss die Tür.
Torsten warf sein Telefon auf den Tisch und zog einen der Stühle mit solcher Wucht zurück, dass er polternd nach hinten kippte. Er ließ ihn liegen und setzte sich auf einen anderen. Das Handy zog er zu sich herüber, so dass es direkt vor ihm lag und sein Gesicht von schräg unten anstrahlte. Es wirkte gespenstisch. »Ich habe langsam die Nase voll von diesem Irren. Was soll das alles?« Seine Augen irrten ruhelos auf der Tischplatte umher. Frank warf erst Jens, dann Manuela einen irritierten Blick zu.
Torsten hob den Kopf, schrie nun, den Blick gegen die Decke gerichtet: »Was soll das, du hirnloser Idiot? Was zum Teufel willst du von mir? DU wolltest damals doch unbedingt dazugehören.« Seine Halsschlagader war angeschwollen und drückte sich wie der Körper einer kleinen Schlange durch seine Haut. Der Lichtschein von unten verstärkte den Eindruck noch. »Hörst du mich? Wenn du meine Tochter auch nur anrührst, wirst du dir wünschen, damals wirklich draufgegangen zu sein, das schwöre ich dir.« Er schrie immer noch, aber seine Stimme klang jetzt rauer, heiser.
Jens hob wortlos den umgefallenen Stuhl auf, zog ihn ein Stück zur Seite und setzte sich an die kurze Seite des einfachen, braunfurnierten Tisches.
Frank wurde mit einem Mal bewusst, dass Torsten offenbar tatsächlich davon ausging, dass es Festus war, der sie hier eingeschlossen hatte. Er setzte sich ihm gegenüber und sah ihn an. »Torsten, hör mir zu. Das hier ist nicht Festus.« Frank bemühte sich, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben. »Er ist seit fast 30 Jahren tot.«
»Wo ist dieses Stethoskop?«, fragte Torsten unvermittelt. Die eintretende Stille war unerträglich, und Frank hatte das Gefühl, schnell etwas sagen zu müssen. Etwas, das verhindern würde, dass die Situation plötzlich eskalierte, aber es wollte ihm nichts einfallen. Und mit einem Mal stellte er sich selbst die Frage, was Manu mit dem Stethoskop gemacht hatte. Wahrscheinlich hatte sie es in eine Tasche des stinkenden Kittels gesteckt. Frank verschränkte die Arme unter der Wolldecke und zog die Ränder an den Seiten etwas zusammen. Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr, ein Schatten huschte an ihm vorbei, und das Stethoskop landete geräuschvoll auf dem Tisch.
»Da ist es, und jetzt?« Manuelas Stimme klang nun dünn.
»Sagen wir, es gehört uns gemeinsam«, schlug Frank vor und war sich bewusst, wie unsinnig das war.
»Ach, gemeinsam also.« Torsten betrachtete den verdrehten Schlauch, der in Reichweite auf dem Tisch lag. »Und morgen früh? Wenn es darum geht, welche Familie von diesem hirnlosen Irren umgebracht wird? Gehört es uns dann auch gemeinsam? Eine tolle Idee. Alle Punkte, die wir sammeln, gehören uns gemeinsam. Also hat keiner von uns die zwei Punkte, die er braucht, damit seine Familie und er selbst diese Scheiße hier überleben. Wirklich, Fränkie-Boy, ein ganz toller Vorschlag.«
»Dann mach doch einen besseren, anstatt nur die ganze Zeit rumzumaulen«, fuhr Frank Torsten an und schlug dabei mit der flachen Hand auf den Tisch. »Oder fällt dir etwa nichts ein, Fozzie? Vor dreißig Jahren warst du es doch, der diesen genialen Gedanken mit der Mutprobe hatte. Hat dich deine Kreativität etwa verlassen? Wir sitzen hier alle im gleichen Boot, und ich versuche lediglich einen Weg zu finden, wie wir alle erst einmal diese Nacht überstehen. Geht das nicht in deinen Schädel?«
Frank wusste genau, dass es nicht ungefährlich war, Torsten zu provozieren. Aber er hatte sich nicht länger zurückhalten können. Schweratmend
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