Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
starrte er Torsten an. Er musste seinem Blick jetzt standhalten. Warum hatte er sich so gehenlassen?
Torsten stützte die Hände auf der Tischplatte ab und drückte sich hoch. Seine Augen blieben dabei starr auf Frank gerichtet. Frank spürte, wie er es mit der Angst bekam. Wenn Torsten jetzt auf ihn losging, hatte er nicht den Hauch einer Chance.
»Okay, Fränkie-Boy.« Torsten stand mit nach vorne gebeugtem Oberkörper da, groß, massig, die Hände noch immer weit auseinander auf der Tischplatte aufgestützt. Eine deutliche Drohung.
»Ich sag dir jetzt was.« Seine Stimme war gefährlich leise. »Ich scheiß auf dein
Gemeinsam.
Es gibt vier Punkte. Genug für zwei von uns und ihre Familien. Wir sind zu viert, also werden wir uns jetzt trennen. Zwei Teams.« Er hob eine Hand vom Tisch und richtete den Zeigefinger auf Franks Gesicht. »Es geht hier um Leben und Tod, und genau so werden wir das Spiel jetzt spielen. Du hältst dich für superschlau, Frank. Mal sehen, ob es dir was nützt.« Torsten hob den Kopf, sein Blick suchte Manuela, ruhte eine Weile kalt auf ihr. »Na? Mit wem möchtest du spielen, kleine Manu?«
»Mit dir auf keinen Fall.«
Torsten nickte, als hätte er keine andere Antwort erwartet. Sein Blick wanderte zu Frank und blieb auf ihm haften. »Und du, schlauer Fränkie-Boy? Mit mir wohl eher auch nicht, oder? Vielleicht mit der kleinen Manu? Oder lieber mit dem ramponierten Kupfer?«
»Ich werde mich nicht gegen irgendjemanden hier entscheiden«, antwortete Frank ruhig. »Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir zusammen …«
»Ich bleibe bei Torsten«, wurde er von Jens unterbrochen. Frank sah ihn überrascht an, aber Jens zuckte nur mit den Schultern. »Was schaust du mich so an? Dieses …
Spiel
können wir nicht gemeinsam spielen, weil wir nicht gemeinsam gewinnen können. Kapierst du das nicht? Nur zwei von uns können das mit ihren Familien überleben. Ich bleibe bei Torsten, weil er das genauso sieht.«
»Wenn wir jetzt anfangen, gegeneinander zu spielen, hat der Kerl doch erreicht, was er wollte«, versuchte Frank dem entgegenzuwirken, worauf sie geradewegs zusteuerten.
»Na und?« Torsten schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Das ist mir scheißegal. Meiner Tochter wird nichts geschehen, und mir auch nicht. Das ist alles, was für mich zählt. Und ich werde dafür sorgen, dass es genau so kommt.«
Auch Jens stand auf und sah Torsten mit einem unsicheren Blick von der Seite an. Einem Blick, der etwas Unterwürfiges an sich hatte.
»Wusstest du, dass Torsten nach uns gesucht hat, als du da unten niedergeschlagen wurdest?« Manuela verschränkte die Arme vor der Brust und hob trotzig das Kinn an. »Allein. Und er hatte einen Schraubenschlüssel dabei.«
»Was willst du damit sagen?«, fragte Torsten lauernd.
»Wie, was heißt das?« Jens’ Stimme zitterte. »Stimmt das, Torsten?«
»Ja, und? War es etwa falsch, dass ich euch helfen wollte?« Er wandte sich nun Jens direkt zu. »Merkst du nicht, was die beiden da versuchen? Aber bitte, wenn du wirklich glaubst, ich hätte was mit der Sache zu tun, dann möchte ich dich sowieso nicht bei mir haben. In einem Team muss man einander vertrauen. Davon abgesehen komme ich wahrscheinlich sowieso am besten alleine klar. Mal sehen, wem ich die überschüssigen Punkte dann schenke.«
»Nein, ich …« Jens schluckte mehrmals. »Ich komme mit dir. Ich glaube nicht, dass du das warst. Wirklich nicht.«
Torsten nickte. »Also gut. Gehen wir, Partner, und …«
» HÖRT MIR ZU , SPIELER !« Die Stimme schien aus allen Ecken des Raumes gleichzeitig zu kommen. Sie klang blechern und auf seltsame Weise abgehackt. Irritiert sahen die vier sich an.
» SPIELER , ICH HABE NEUIGKEITEN FÜR EUCH .«
Die Art, wie Wort an Wort aneinandergereiht wurde, erinnerte Frank an Programme, die geschriebenen Text mit elektronischer Stimme vorlasen. »Das ist eine Computerstimme.«
»Ein Computer, der mit uns spricht?«, fragte Manuela leise, fast flüsternd. Frank schüttelte den Kopf. »Nein, es ist ein Programm, das einen Text vorliest, den jemand eingegeben hat. Das ist …«
» SIE LAUTEN : ZWEI VON EUCH SPIELEN FALSCH . DAMALS UND HEUTE .«
Damals …
Wie gebannt starrt Frank auf den Giebel der alten Halle, auf dessen Spitze eine Stange steckt. Am oberen Ende dieser Stange bewegt sich ein weißer Stofffetzen mit einem Totenkopf und zwei gekreuzten Knochen darunter im Wind.
Ihre Bandenfahne.
»Ach du Scheiße, ich glaub’s ja nicht.«
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