Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
Veränderung in seinem Gesicht und nickte. »Ja, ich habe sofort daran gedacht, als du das Krankenzimmer erwähnt hast. Wer kommt zum Einsatz, wenn dir die Sinne schwinden?«
»Ein Arzt«, gab Frank die Antwort, und er fragte sich, warum er vorher nicht selbst auf diese Idee gekommen war, als er zuvor mit Torsten die Räume entdeckt hatte.
»Genau. Und was tut der?«
Franks Gedanken rasten. »Er … na ja, er untersucht mich. Er misst mir den Blutdruck. Mit einem Blutdruckmessgerät …« Sofort ließ er den Lichtschein durch den Raum wandern.
»Warte.« Manuela klang wieder ruhiger. »Der zweite Teil der Aufgabe lautete:
Nah am Herzen habe ich das Gesicht einer Ratte.
Was ist nah am Herzen bei einer Untersuchung?«
Ohne auf die Antwort zu warten, wandte sie sich ab und begann, das Zimmer genauer in Augenschein zu nehmen. »Ein Stethoskop«, sagte Frank überflüssigerweise und half Manuela bei der Suche. Mit dem Arztzimmer waren sie schnell durch, dort gab es ein paar alte medizinische Fachbücher, Notizblöcke, Stifte und anderes veraltetes Büromaterial, aber keinerlei medizinische Geräte.
»Sehen wir mal nebenan nach.« Manuela ging hinüber ins Behandlungszimmer, das von einem Krankenhausbett und einem hohen weißen Schrank dominiert wurde. Im unteren Teil des Schrankes, der mit zwei flügelartigen Türen verschlossen war, fand Frank als Erstes eine Decke, die er erfreut herausnahm und sich um die Schulter hängte. Die Decke war schwer, sie fühlte sich kratzig an und roch furchtbar, aber das war ihm egal.
Kurz darauf hatte Frank gefunden, wonach sie gesucht hatten. Er zog ein Stethoskop aus einer der oberen Schubladen des Schrankes und hielt es demonstrativ in die Höhe. »Ich hab’s.« Der herunterbaumelnde graue Schlauch erinnerte ihn an den fleischig-dicken Schwanz einer Ratte. Aber es ging nicht um den Schwanz einer Ratte, sondern um das Gesicht.
Manuela ergriff die Membran, betrachtete sie kurz und drehte sie um. Ihr Gesicht veränderte sich, die Anspannung verschwand für einen kurzen Moment und machte einem erleichterten Lächeln Platz. Als sie Frank die Unterseite der Membran entgegenhielt, konnte auch er den Aufkleber darauf sehen, von dem ihm ein Comic-Rattengesicht entgegengrinste.
15
– 20 : 27 Uhr
»Sollen wir es den anderen sagen?«
Sie hatten sich auf den Rückweg gemacht, nachdem sie festgestellt hatten, dass es in dem Behandlungsraum keinerlei Verbandsmaterial gab. Frank hatte mit einer Schere, die er schon vor dem Stethoskop in einer der Schubladen entdeckt hatte, einen Schlitz in die Mitte der Decke geschnitten und sich das grobe Material wie einen Poncho über den Kopf gezogen. So rutschte sie ihm nicht immer wieder von den Schultern. Er blieb stehen und wandte sich Manuela zu. »Natürlich werden wir es ihnen sagen. Wir sind doch alle in der gleichen beschissenen Situation.«
»Denkst du, die wird besser, wenn Torsten und Jens wissen, dass wir den ersten Punkt gefunden haben?«
»Ich weiß es nicht.« Er dachte an Torstens Worte, und ihm fiel auf, dass das Gespräch mit Manuela gerade einen ähnlichen Verlauf zu nehmen schien. Dann aber zuckte sie mit den Schultern und sagte: »Schon gut. Ich hab ja nur gefragt.« Und nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Ich habe an meinen Sohn gedacht. Und daran, dass er nicht sterben darf. Ich … ach, ich weiß nicht, ich habe einfach wahnsinnige Angst um ihn, verstehst du das?«
Frank glaubte in dem schummrigen Licht seines Handydisplays zu erkennen, dass ihre Augen feucht glänzten. »Ich habe eine Frau und eine Tochter, Manu. Ja, ich verstehe dich.«
»Ich traue Torsten nicht. Er ist wie ein Bulldozer, und er wird irgendwann nicht mehr zögern, seine Kraft gegen uns einzusetzen. Du hast doch gehört, wie er denkt. Und wenn wir beide jetzt mit dem ersten Punkt ankommen … Ich traue ihm einfach alles zu.«
Frank fiel der Moment ein, als Torsten von seiner Suche nach Jens und Manuela zurückgekommen war. Er zögerte noch einen Moment, wusste nicht, ob es gut war, Manuela von den Gedanken zu erzählen, die er sich gemacht hatte und noch immer machte, aber das Bedürfnis, mit jemandem darüber zu sprechen, siegte.
»Bevor Torsten die Nachricht auf den Boden geschrieben hat, dass wir schon wieder oben sind, hat er euch gesucht. Allein. Ich bin in diesem Werkraum geblieben für den Fall, dass ihr vor ihm dort wieder auftaucht. Er … er hat einen Schraubenschlüssel mitgenommen, zur Sicherheit. Als Waffe.«
Frank machte
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