Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
wir jetzt?«
»Ich denke, wir sollten uns wieder in einen Raum setzen. Da er kein Licht mehr hat, kann er uns da auch nicht finden.«
»Stimmt.« Manuela wirkte wieder etwas zuversichtlicher. »Gut, und dann lass uns überlegen, was wir tun können.«
Frank antwortete nicht.
»Frank?«
»Ja.«
»Was ist los, warum sagst du nichts?«
»Ich habe Angst davor.«
»Vor Torsten?«
»Auch. Aber hauptsächlich davor, darüber nachzudenken, wie wir ihn umbringen können.«
»Und … wenn wir versuchen, einen Weg zu finden, wie wir alle hier rauskommen?«, schlug Manuela zaghaft vor.
Frank wollte das Thema erst einmal beenden, deshalb sagte er: »Ja, lass es uns versuchen.«
Sie entschieden sich für einen Raum zwei Abzweigungen weiter. Obwohl er nun schon mehrmals in allen Fluren dieser Etage gewesen sein musste, hatte Frank komplett die Orientierung verloren. Torsten musste es genauso gehen, sein Weg in Richtung Schleuse konnte also reiner Zufall gewesen sein. Für einen kurzen Moment dachte Frank daran, dass er den Raum mit Jens wahrscheinlich auch nicht mehr finden würde, schob diesen Gedanken aber sofort wieder beiseite.
Frank schritt die Wände ab und stellte fest, dass der Raum etwas größer war als der, in dem Jens lag. Es befanden sich mehrere Tische darin, auf denen ein paar Geräte standen, die Frank durch Tasten nicht identifizieren konnte. Sie setzten sich nebeneinander auf einen etwas größeren Tisch und ließen die Beine herunterhängen. Frank hatte das Gefühl, keine einzige Stelle mehr am Körper zu haben, die nicht schmerzte. Das Atmen fiel ihm noch immer schwer, und er war bemüht, langsam und flach Luft zu holen.
»Denkst du, wir werden hier sterben?«, fragte Manuela plötzlich unvermittelt.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Frank wahrheitsgemäß. »Aber die Chancen, dass wir überleben, stehen tatsächlich nicht allzu gut.«
»Ob der Kerl uns jetzt wohl zuhört?«
Daran hatte Frank überhaupt nicht mehr gedacht. Nach ihren bisherigen Erfahrungen musste so ziemlich jeder Raum der Anlage mit Mikrophonen ausgestattet sein.
»Keine Ahnung«, sagte er und stellte fest, dass es ihm mittlerweile auch egal war, ob dieser Wahnsinnige sie belauschte oder nicht. Sie hatten schon so viel gesagt, dass es mittlerweile keinen Unterschied mehr machte.
Sie schwiegen, und Frank dachte fieberhaft darüber nach, wie sie es schaffen konnten, ihren Peiniger zu überlisten. Aber was immer er sich überlegte, es scheiterte daran, dass dieser Irre es nicht nötig hatte, zu ihnen in den Bunker zu kommen. Er konnte sie einfach in der Anlage sterben lassen, wenn sie sein Spiel nicht nach seinen Regeln spielen wollten. Sie hatten also keine Möglichkeit, ihn zu überwältigen.
Wenn er aber andererseits nicht selbst in den Bunker kam, wie wollte er dann feststellen, ob sie sich an seine geänderten Regeln gehalten hatten? Ob zwei von ihnen wirklich tot waren? Jens zum Beispiel lag irgendwo in einem Raum unter einem Schreibtisch. Lebte er noch? War er bereits tot? Wie wollte der Kerl das wissen? Kameras hatte Frank in den Räumen vorhin, als sie noch etwas sehen konnten, nicht entdeckt. Spätestens wenn es also darum ging festzustellen, ob wirklich nur noch zwei von ihnen am Leben waren, musste der Kerl die Anlage betreten. War das ihre Chance?
Franks Verstand arbeitete fieberhaft. Es musste etwas geben, eine Möglichkeit, dem Ganzen zu entkommen. Vage formte sich schließlich eine Idee in seinem Kopf, bei der er nicht sicher war, dass sie funktionierte. Aber immerhin war es eine erste Idee.
Er rückte ein Stück näher an Manuela heran und flüsterte: »Vielleicht können wir den Kerl, der uns hier eingesperrt hat, überlisten. Aber dazu brauchen wir Torsten. Er muss mitspielen.«
»Was? Wie, wir brauchen Torsten? Aber … er wird uns doch sofort umbringen, wenn er uns findet.«
»Vielleicht auch nicht. Wenn er mir einen Moment zuhört und ich ihm erklären kann, was ich vorhabe, dann lässt er sich vielleicht überzeugen.«
»Und wenn nicht?«
Frank blieb ihr die Antwort schuldig.
»Was hast du vor?«
»Es ist recht einfach.« Franks Mund war nun ganz nah an ihrem Ohr, so dass er sicher war, dass sie nicht belauscht werden konnten. »Zwei von uns stellen sich tot. Jens und einer von uns anderen. Die anderen beiden präsentieren sich als Überlebende und damit als Gewinner.«
Eine Weile schwieg Manuela, dann sagte sie: »Aber er wird doch merken, dass die beiden nicht tot sind, die nicht zur
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