Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
das untere Ende zu erreichen, ohne irgendwo anzustoßen. Mit weit ausgestreckten Armen machte er ein paar Schritte in der Richtung, in der er die Werkbank vermutete, und erreichte sie ohne Probleme.
Etwas zu finden, das man als Schlagwaffe benutzen konnte, ohne das Opfer gleich zu schwer zu verletzen, stellte sich jedoch als schwieriger heraus, als Frank gedacht hatte. Seine Hände tasteten über die verschiedenen Werkzeuge und Gegenstände, sie waren jedoch allesamt entweder zu klein, zu unhandlich oder zu schwer. Wenn er Manuela einen schweren Schraubenschlüssel gab, wie Torsten ihn Stunden zuvor mitgenommen hatte, und sie schlug ihm damit zu fest auf den Kopf, konnte der Schlag ihn umbringen. Der Holzstiel eines Hammers hingegen war zu leicht.
Stück für Stück tastete Frank sich durch das Durcheinander der Werkbank und hatte schon fast aufgegeben, als er etwas in der Hand hielt, das ein Holzscheit sein musste. Er versuchte sich die Werkbank im Schein mehrerer Handydisplays vorzustellen und suchte in seiner Erinnerung nach einem solchen Holzstück, aber er konnte sich nicht erinnern.
Frank wog das Holzscheit in der Hand. Es war etwa dreißig Zentimeter lang und so geformt, dass auch eine Frau wie Manu es mit einer Hand würde halten können. Es war jedoch verhältnismäßig schwer, und sie würde gut dosiert damit zuschlagen müssen, um Torsten dabei nicht ernsthaft zu verletzen. Vorausgesetzt, sie schaffte es überhaupt, Torsten mit dem Scheit zu treffen, so dass Frank ihn überwältigen und fesseln konnte. Er konnte es nur hoffen.
Frank klemmte sich das Scheit unter den Arm und wühlte weiter auf der Werkbank herum. Er brauchte noch eine Schnur oder irgendetwas, mit dem er Torsten würde fesseln können. Nach einigen erfolglosen Minuten gab er es auf und wandte sich von der Werkbank ab. Da waren doch noch diese Holzkisten gewesen, an der Wand schräg gegenüber.
Die erste Kiste enthielt nur irgendwelche großen Gerätschaften, die er nicht identifizieren konnte, in der zweiten wurde er aber tatsächlich fündig. Darin lag ein Verlängerungskabel, das mit einem dünnen Draht zusammengebunden war. Der Draht war lang genug, um damit Torstens Handgelenke zusammenzubinden. Frank rollte den Draht zusammen und steckte ihn in die Hosentasche.
Der Aufstieg gestaltete sich schwieriger als der Weg nach unten. Frank ging gebückt, was das Anheben der Knie zusätzlich erschwerte.
Schließlich hatte er es geschafft und stand am oberen Ende der Wendeltreppe. Er wartete, dass Manuela sich bemerkbar machte. Sie hatte direkt an der Treppe gestanden, als er losgegangen war, und musste gehört haben, dass er wieder oben war.
Als sie sich nach einer Weile noch nicht geregt hatte, flüsterte er leise: »Manu?«
Er bekam keine Antwort und versuchte es erneut. »Manu, wo bist du?« Als auch darauf keine Reaktion kam, wurde ihm mulmig. Freiwillig war Manu sicher nicht in der Dunkelheit verschwunden. Also musste Torsten Manuela in seine Gewalt gebracht haben. Das war die einzig plausible Erklärung.
Franks Magen krampfte sich zusammen. Wenn das stimmte, standen seine Chancen, lebend aus diesem Bunker herauszukommen, nun mehr als schlecht.
Von irgendwo schräg gegenüber, etwa aus der Richtung, in der der Durchgang zur Schleuse liegen musste, hörte er Geräusche, die ihn erstarren ließen. Das konnten keine Ratten sein, es hatte sich eher nach Schritten angehört. Da war es schon wieder, aber es schien sich zu entfernen. Franks Herz schlug ihm bis zum Hals, während er konzentriert lauschte. Als nichts mehr zu hören war, rief er etwas lauter: »Manu? Bist du da?«
»Ja, ich bin hier«, antwortete sie, und sie war dabei so nah, dass Frank vor Schreck zusammenzuckte.
»Wo zum Teufel warst du?«, fuhr er sie zischend an. Seine Angst hatte sich innerhalb einer Sekunde in Wut verwandelt. Manuela musste doch klar sein, dass sie nicht einfach so verschwinden konnte.
»Ich … Ich dachte, ich gehe lieber ein Stück von der Treppe weg für den Fall, dass Torsten auftaucht«, flüsterte sie zurück. Mittlerweile war sie wieder neben ihm. »Ich hatte Angst. Da habe ich mir eine Nische zwischen diesen ganzen komischen Geräten an der Wand gesucht, wo ich mich verstecken kann, und dort auf dich gewartet.«
»Verdammt, und warum hast du dann nicht geantwortet, als ich dich gerufen habe?«
»Aber das habe ich doch gerade.«
»Nein, davor, gleich als ich wieder oben war.«
»Davor? Das habe ich nicht gehört.«
Frank schnaufte. Es
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