Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
Schleusentür gekommen sind. Er wird nachsehen.«
»Genau. Das ist unsere Chance. Einer der
Toten
wird ihn überrumpeln und überwältigen.«
»Was? Aber … wer soll das machen? Du?«
»Nein, Torsten.«
»Torsten?« Frank konnte Manuelas Überraschung hören, obwohl sie noch immer flüsterte. »Aber … warum sollte er das tun? Er kommt doch wahrscheinlich auch so hier raus. Zumindest denkt er das, da bin ich mir sicher.«
»Ich glaube aber trotzdem, dass auch ihm eine Lösung lieber wäre, die nicht dazu führt, dass er jemandem von uns schaden muss.«
»Und ich glaube, du wirst gar nicht erst dazu kommen, ihm zu erklären, was du vorhast. Und ich denke auch nicht, dass das funktionieren wird.«
»Es ist zumindest eine Chance.«
»Du hast vorhin selbst gesagt, wenn Torsten uns findet, wird er uns umbringen.«
»Ja, wenn er keine Alternative hat. Aber die möchte ich ihm ja erklären.«
Frank hielt die Kälte nicht mehr aus. Er musste sich bewegen und schob sich langsam vom Tisch herunter.
»Was machst du?«, fragte Manuela ängstlich, nun wieder in normaler Lautstärke.
»Ich bewege mich ein bisschen, mir ist kalt.«
Er begann hin- und herzugehen. Einige Schritte in eine Richtung, dann wieder zurück. Das erwies sich in der Dunkelheit als recht schwierig, wie er schnell feststellen musste, als er mit dem Knie gegen einen Stuhl stieß. Er beugte sich vor, rieb kurz über die Stelle. Als er sich wieder aufrichtete, hatte er komplett die Orientierung verloren.
»Sag mal was«, forderte er Manuela auf.
»Was?«
»Schon gut. Ich wusste nur gerade nicht mehr, wo du sitzt.« Frank dachte daran, wie es wäre, in dieser absoluten Dunkelheit auf Torsten zu treffen. Der würde genauso wenig sehen wie er selbst, wäre also in gewisser Hinsicht genauso hilflos. Frank machte zwei Schritte in die Richtung, in der er Manuela vermutete, und tastete nach ihr. Als er ihren Arm zu fassen bekam, ging er ganz nah an sie heran.
»Hör mal«, flüsterte er, während sein Mund ihr Ohr suchte. »Wenn wir auf Torsten treffen, kann er uns nicht sehen und wird genauso orientierungslos sein, wie ich es gerade war, hab ich recht?«
»Ja … ich denke schon«, flüsterte sie zurück.
»Genau, und das sollten wir ausnutzen.«
36
– 06 : 01 Uhr
»Wie meinst du das?«, flüsterte Manuela.
»Wir sollten die Dunkelheit nutzen, um Torsten zu überlisten.«
»Ich verstehe nicht …«
»Warte, hör zu: Wenn wir uns einen großen Raum aussuchen, zum Beispiel den, in dem Jens nierdergestochen wurde, und ich nach Torsten rufe – was denkst du, wird passieren?«
»Er wird kommen, weil er uns … weil er gewinnen möchte.«
»Genau. Er wird kommen. Aber nicht wegen
uns
, sondern wegen
mir.
Er weiß nämlich nicht, dass wir wieder zusammen sind. Ich habe ihm erzählt, dass du verschwunden bist, sein letzter Stand ist also, dass ich allein bin.«
»Aber was spielt das für eine Rolle?«
»Eine große. Er weiß nicht, dass du auch in dem Raum bist, das ist der Punkt. Er wird sich auf mich konzentrieren. Du kannst dich von hinten an ihn heranschleichen, während ich ihm von meiner Idee erzähle.«
»Und dann?«
»Dann musst du ihn außer Gefecht setzen.«
»Ich? Wie soll das denn gehen?« Ihre Stimme wurde lauter, und Frank sprach schnell weiter.
»Du schlägst ihn nieder. Mit einem Knüppel oder etwas Ähnlichem.«
»Das kann ich nicht! Nein, das kann ich unmöglich tun.«
»Es ist unsere einzige Chance, Manu. Eben hast du selbst noch gefragt, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, hier rauszukommen, ohne uns gegenseitig umzubringen. Das ist die einzige Möglichkeit. Wir müssen nach etwas suchen, womit wir Torsten fesseln können, wenn du ihn außer Gefecht gesetzt hast. Wenn er sich dann nicht mehr wehren kann, erzähle ich ihm von meiner Idee.«
»Aber kannst du das nicht auch so, ohne, dass ich ihn niederschlage? Er sieht dich doch im Dunkeln nicht, und wenn du dich bewegst …«
»Der Kerl, der uns hier eingesperrt hat, hört alles, was wir laut sagen. Ich muss so nah an Torsten herankommen, dass ich ihm ins Ohr flüstern kann, Manuela. Außerdem – falls er nicht mitmacht, ist er gefesselt. Das heißt, im Notfall …«
»Im Notfall können wir ihn töten?«, ergänzte Manu nach einer Weile.
Langsam und leise, aber sehr eindringlich sagte Frank: »Wenn du es nicht versuchst, wird er erst mich töten und dann dich.«
»Aber …«
»Wir haben nicht mehr viel Zeit, Manu. Wir müssen uns jetzt entscheiden.
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