Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
nicht Torsten. Es war Festus. Festus hat es mir gesagt.«
Frank verstand nicht, wovon Manuela da redete. Hatte sie den Verstand verloren?
»Festus? Du meinst, unseren Festus?«
»Ich meine den Festus, den wir umgebracht haben. Ja.«
Frank wusste nicht, was er sagen sollte. Schließlich fragte er: »Wann?«
»Das ist schon eine Weile her.« Manuela sah ihn nun wieder an. »Du denkst, ich spinne, nicht wahr?«
»Du hast Torsten gerade den Schädel zertrümmert. Ob er das letztendlich verdient hat oder nicht, du hast ihn getötet. Du standst völlig neben dir, bist völlig ausgerastet. Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll.«
Manuela starrte wieder vor sich auf den Boden und sagte nichts dazu.
Als aus dem Durchgang zur Schleuse ein schleifendes Geräusch zu hören war, reagierte Frank sofort. Mit einem Ruck sprang er von dem Tischchen und wollte sich gerade seitlich an die Wand drücken, doch er war zu langsam.
Der große Mann stand bereits vor ihm und stieß ihm die flache Hand mit solcher Kraft vor die Stirn, dass Frank rückwärts gegen den Tisch taumelte und zu Boden fiel. Er rappelte sich unter Schmerzen wieder auf, weil er befürchtete, der Kerl könne vielleicht nachsetzen, aber er war nur ein Stück näher gekommen und sah ihn kalt an. In seiner Hand hielt er eine Waffe, die auf Frank gerichtet war. »Bleib da stehen«, sagte er mit osteuropäischem Akzent. »Wenn du näher kommst, erschieße ich dich.«
Frank zweifelte keine Sekunde daran, dass der Kerl seine Drohung wahrmachen würde. Das also war Torstens Mann im Hintergrund. Er war groß, Frank schätzte ihn auf etwa eins neunzig, und kräftig gebaut, mit einem deutlichen Bauchansatz. Auf dem rechten Unterarm hatte er einen großen, hellen Fleck, an dem die Haut schrumpelig war. Vermutlich eine Brandwunde. Besonders auffällig war die geschwungene Narbe auf der Stirn, gleich unter dem dunkelblonden Haaransatz. Der Kerl hatte Manuela im Rücken. Frank warf ihr einen möglichst unauffälligen Blick zu, aber sie saß vollkommen unbeteiligt auf ihrem Stuhl und rührte sich nicht.
»Wir haben gewonnen«, trat Frank die Flucht nach vorne an. »Sie müssen uns jetzt gehen lassen. Wir haben nach Ihren Regeln gespielt und gewonnen. Die anderen beiden sind tot, wie es die Regel verlangte.«
»Du hast nicht gewonnen«, sagte der Mann kalt.
Frank wurde durch Manu abgelenkt, die sich langsam zur Seite neigte und die Hand hinter einem der Metallkessel verschwinden ließ. Er wusste nicht, was sie da tat, aber vielleicht hatte sie ja etwas entdeckt, mit dem sie den Kerl angreifen konnte.
»Wo ist der andere?«
Frank hob die Schultern. »Welcher andere?«
»Der andere, der verletzt ist.«
»Er ist tot«, sagte Frank, und er hoffte, dass es so bitter klang, wie es klingen sollte.
Der Kerl hob eine Braue und wandte sich zu Manu um.
»Er ist nicht tot«, sagte sie. »Er liegt in einem der Räume, ich weiß nicht, in welchem.«
Frank verstand nichts mehr. Was tat Manuela da? Offensichtlich wusste der Kerl tatsächlich nicht, was mit Jens war. Warum verriet sie ihm, dass Jens wahrscheinlich noch lebte? Sie musste doch wissen, dass sie damit sein Schicksal besiegelte.
»Zeig mir, wo er ist«, forderte der Mann Frank auf und trat einen Schritt näher, die Waffe noch immer auf Frank gerichtet.
Der Schuss, der in diesem Moment fiel, war so laut, dass Frank das Gefühl hatte, sein Trommelfell müsse platzen. Ihm ging nur ein Gedanke durch den Kopf: Er hat dich erschossen. Jetzt stirbst du.
Er wartete auf den Schmerz, darauf, dass ihm die Beine wegknickten, ihm schwarz vor Augen wurde …
Nichts dergleichen geschah. Dafür aber hatte sein Gegenüber Augen und Mund weit aufgerissen. Mit fassungslosem Blick starrte er an Frank vorbei, während er langsam in sich zusammensank. Als er nach vorne kippte und mit dem Gesicht nach unten liegen blieb, konnte Frank den Blutfleck auf dem Rücken des Mannes sehen, der sich schnell auf dem braunen Pullover vergrößerte. Vollkommen verwirrt sah er zu Manuela, die noch immer auf dem Stuhl saß, nun allerdings eine kleine Waffe in der Hand hielt.
»Aber …«, stammelte er. »Warum … Wo hast du die … Pistole her?«
»Sie steckte neben meinem Stuhl hinter dem Behälter.« Manuelas Stimme hatte sich verändert. Sie klang tiefer als zuvor. Und kälter. Frank sah wieder zu dem Kerl am Boden herüber und verstand noch immer nicht, wie das alles möglich war. Wie kam die Pistole hierher?
»Woher wusstest du von der
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