Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
heißen, außer dass du vielleicht ein bisschen fest zugeschlagen hast.«
»Du hast mich doch dazu überredet.« Frank hörte, wie sie aufstand. »Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich das kann. Ich wollte es nicht tun. Woher soll ich denn wissen, wie fest man mit einem Stück Feuerholz zuschlagen muss, damit ein Kerl wie Torsten zwar besinnungslos, aber nur leicht verletzt wird? Du hättest es ja selbst machen können, wenn du denkst, dass du es besser gekonnt hättest. Immerhin habe ich dafür gesorgt, dass er dich nicht in Stücke gerissen hat, so wütend, wie er auf dich war.«
»Manu, ist ja gut, ich wollte doch nur sagen …«
»Nein, verdammt. Nichts ist gut.« Manuelas Stimme hatte einen schrillen, hysterischen Ton angenommen. Frank war ebenfalls aufgestanden. »Manu, nun beruhige dich doch, ich …«
»Gar nichts ist gut. Wir haben damals den grausamen Tod eines armen Jungen verschuldet, und wir sind feige weggelaufen, als wir ihm noch hätten helfen können. Wir haben ihn elendig krepieren lassen, verdammt. Wir sind feige Mörder. Was soll daran gut sein?«
»Ja, das war furchtbar, aber wir können es nun nicht mehr ändern. Und du hast ja gehört, was Jens gesagt hat. Festus war schon tot.«
»Ja, das habe ich. Du aber anscheinend nicht. Jens hat gesagt, er hat seinem Vater alles erzählt, und der ist daraufhin verschwunden und hat das auf seine Weise in Ordnung gebracht. Wann soll Jens also gesagt haben, Festus sei schon tot gewesen? Das hat er nicht. Wie sollte er es auch wissen? Vielleicht ist das Dach mit Festus darauf am Vorabend eingestürzt, und er hat die ganze Nacht und den halben Vormittag irgendwo in den Trümmern gelegen, schwerverletzt, mit wahnsinnigen Schmerzen. Aber eben nur verletzt und nicht tot? Vielleicht hätten wir ihn noch retten können, wenn wir nach ihm gesucht hätten. Aber das haben wir nicht, nein, wir haben es vorgezogen, wegzurennen. WAS IST DARAN BITTE GUT ?«
»Tut mir leid.« Frank fühlte sich vollkommen hilflos. Aber seine Worte schienen Manuela etwas zu beruhigen. »Ja, mir auch«, sagte sie. »Das kannst du mir glauben. Mir auch.«
In diesem Moment ging das Licht an.
38
– 07 : 02 Uhr
Frank kniff die schmerzenden Augen fest zusammen und hielt sich die Hände vors Gesicht.
Licht. Die Beleuchtung war angeschaltet worden. Was hatte das zu bedeuten? War das Spiel nun zu Ende? Oder sollte der letzte Akt im Hellen stattfinden, so, dass sie auch alles deutlich sehen konnten?
Ganz langsam und vorsichtig ließ Frank die Hände sinken. Die Helligkeit drang als Schimmer durch seine geschlossenen Augenlider. Er öffnete die Augen einen Spalt, blinzelte mehrmals, öffnete sie ein kleines Stück weiter. Es tat weh, aber es war auch eine Wohltat, wieder etwas sehen zu können. Schließlich öffnete er die Augen ganz, und nach etwa einer Minute konnte er seine Umgebung wieder klar sehen, ohne geblendet zu werden.
Als Erstes blickte er zu Torsten auf dem Boden. Er lag auf dem Bauch, er hatte ihm die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Sein Blick fiel auf Torstens Hinterkopf und krallte sich daran fest. Torstens Haare waren blutgetränkt, unter und neben seinem Kopf hatte sich jedoch keine Blutlache gebildet. Aus den Augenwinkeln nahm Frank einen fast schwarzen Fleck wahr, der sich nur wenige Meter neben ihnen befand. Er sah kurz herüber. Es musste Jens’ Blut sein, das bereits getrocknet war. Der Fleck war etwa so groß wie ein Autoreifen und sah schlimm aus.
»O Gott, was habe ich getan?« Manuela stand neben Torsten und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Wunde an seinem Hinterkopf. »Habe ich ihn … umgebracht?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Frank wahrheitsgemäß. Es kostete ihn Überwindung, sich zu bücken und seine Finger an Torstens Hals zu legen, aber er tat es und spürte deutlich den Puls. »Er lebt«, sagte er und erhob sich schnell wieder. Obwohl Torstens Hände gefesselt waren, hatte Frank das Gefühl, er könne jederzeit hochschnellen und ihm einen Schlag versetzen.
Frank sah zu Manuela herüber. Sie sah schlimm aus. Das Gesicht war bleich und schmutzig, es wirkte eingefallen. Er hoffte, die dunklen Stellen unter ihren Augen waren nur Schmutz. Die Haare standen ihr wild vom Kopf ab.
Manuela wiederum starrte ihn mit entsetztem Blick an. »Deine Nase«, sagte sie jetzt, »das muss ja schrecklich wehtun.«
Frank konnte sich in etwa vorstellen, wie seine Nase aussah. Er hatte sie immer wieder vorsichtig
Weitere Kostenlose Bücher