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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Seine Haare waren glatt gekämmt und fielen bis auf die Schulter. Das Gesicht wirkte fast weiblich. Er grüßte freundlich, als er eintrat.
    »Setzen Sie sich!«, forderte Adams seinen Gast auf und deutete auf einen der Ledersessel vor seinem Schreibtisch. Ohne Umschweife kam er zum Thema. »Was wissen Sie über die Herkules-Statue in Kassel?«
    »Kunstgeschichtlich gehört sie zum Typus ›Herkules Farnese‹. Errichtet 1717. Erbaut vom Augsburger Goldschmied Anthoni. Sie besteht aus einem Metallskelett mit aufgebrachten Kupferplatten. Das Skelett ist aus bleiummanteltem Eisen. Eine schöne Skulptur, die etwas in die Jahre gekommen ist.«
    »Halten Sie es für möglich, dass in der Skulptur etwas versteckt ist?«, wollte Adams wissen.
    »Ich verstehe nicht«, entgegnete Margou.
    »Ob Sie es für möglich halten, dass jemand etwas bei der Errichtung im Inneren der Statue versteckt hat. Zum Beispiel ein Perpetuum mobile.«
    Margou lachte auf. »Nein, das halte ich für vollkommen ausgeschlossen!«
    Adams schaute sein Gegenüber verwundert an. »Wieso das?«
    »Weil es ein Perpetuum mobile, soweit ich weiß, nicht geben kann.«
    Adams rollte entnervt mit den Augen. »Und wenn es ein Perpetuum mobile geben würde, könnte es dann sein, dass ein solches in der Herkules-Figur versteckt ist?«
    Margou schaute seinen Gesprächspartner mit verständnislosem Blick an. »Dann könnte es sein. Zumindest ist die Figur im Inneren hohl. Und sehr groß!«
    »Gut«, sagte Adams zufrieden. »Können Sie die Statue auseinanderbauen?«
    Abermals schaute Margou Adams verwundert an. »Wie meinen Sie das – ›auseinanderbauen‹? Die Figur ist knapp zehn Meter hoch und ruht auf einer riesigen Pyramide, und diese steht auf einem Schloss …«
    »Sie haben doch gerade angedeutet, sie sei in keinem guten Zustand, nicht wahr?«, fragte Adams.
    »Das stimmt.«
    »Wie teuer wäre es, wenn man sie sanieren würde?«
    Margou zuckte mit den Achseln. »Dazu müsste man sie genau begutachten. Ich schätze, mit Ab-und Aufbau vielleicht zehn Millionen Euro.«
    »Dann sorgen Sie dafür, dass die Figur saniert wird. Ich stelle diese Summe über eines unserer Schweizer Konten zur Verfügung. Nehmen Sie Kontakt mit der Stadt Kassel auf und kündigen Sie die anonyme Spende an. Dann möchte ich, dass Sie mit Ihrem Unternehmen die Sanierung vornehmen. Mieten Sie eine Lagerhalle vor Ort an und transportieren Sie die Figur dorthin. Wenn Sie sie auseinandernehmen, sorgen Sie dafür, dass nur Sie, ich und von mir bestimmte Personen dabei sind.«
    »Aber Sir, das wird eine riesige Aufgabe werden, und ich stecke bereits in Projekten fest …«
    »Ich dachte, Sie sind Experte für derartig riesige Aufgaben«, erklärte Adams süffisant.
    »Aber ich habe Verpflichtungen gegenüber anderen Auftraggebern …«
    »Dann erhöhen wir die Summe auf zwölf Millionen. Zwei Millionen sind für Ihre Mühen. Stellen Sie über Ihr Unternehmen eine Rechnung. Denken Sie, Sie können dann Ihre anderen Verpflichtungen aufschieben?«
    Über Margous Gesicht huschte ein Lächeln. »Ich bin sicher, dies wird möglich sein, Sir!«
    Adams erhob sich. »Gut, dann fangen wir an. Ich habe nur eine Bedingung: Es muss schnell gehen. Denken Sie sich gegenüber der Stadt Kassel einen Grund aus, der die Eile erklärt. Sagen Sie denen, die Scheißfigur fällt beim nächsten Wind vom Sockel, wenn sie nicht sofort da runtergeholt wird. Oder das Blei in ihr wird beim nächsten Regenguss in das Grundwasser gespült und vergiftet die Kasseler Kinder. Lassen Sie sich irgendetwas einfallen!«
    »Sie können sich auf mich verlassen«, beteuerte Margou. Er erhob sich und schüttelte Adams zum Abschied die Hand. Auf dem Weg zur Tür blieb er vor dem immer noch feuchten Fußboden stehen, drehte sich um und zeigte eine Miene des Bedauerns. »Ich habe von Ihrer Sekretärin schon von dem Unglück mit der Flasche gehört. Zu schade um den guten Whiskey.«
    Adams verdrehte die Augen. »Bourbon!«, sagte er genervt. »Es war Bourbon!«

58
    Cassel, 1717
    »Ihr werdet staunen!«, rief der Landgraf aus.
    »Und es gibt keinen anderen Weg hinauf?«, fragte Orffyreus schwer atmend. Er trug neue Schuhe – erstmals hatte er in der Oberneustadt ein Paar mit Schnallen gekauft –, und sie hatten ihm bereits nach den ersten Schritten an den Fersen Schmerzen bereitet.
    Der Landgraf lachte. »Vertraut mir, Ihr werdet es nicht bereuen. Als Mann der Künste wisst Ihr doch, dass die Mühen der Preis für das Schöne

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