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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Beruhigungsmitteln hatte ihr Übriges getan.
    Jetzt wollte der Arzt sich die Brandwunden des Patienten genauer anschauen und dann über die nächsten Behandlungsschritte entscheiden. Es handelte sich um einen Antiquitätenhändler aus dem nahen Bad Karlshafen. Die Rettungssanitäter hatten bei der Einlieferung berichtet, dass der Mann offenbar verzweifelt versucht hatte, Verkaufsstücke aus seinem brennenden Geschäft zu retten. Feuer war eine üble Sache. Viele starben dabei schon durch die giftigen Gase, und die erlittenen Brandwunden waren oft so schwer, dass zahlreiche Operationen durchgeführt werden mussten und Patienten lange im Krankenhaus blieben.
    Böge betätigte mit dem Ellbogen den Schalter für die »hygienesichere« Türöffnung. Die Tür schwang auf, und er betrat die Station. Aus der Entfernung sah er, dass die Schwestern vor dem Zimmer des Patienten standen. Er runzelte besorgt die Stirn und versuchte zu erkennen, was dort los war.
    Sabine, eine der Nachtschwestern, erkannte ihn, winkte mit dem Arm und rief mit gedämpfter Stimme: »Kommen Sie schnell, Doktor!«
    Er beschleunigte seine Schritte, wodurch heißer Kaffee auf seine weiße Hose schwappte. »Verdammt!«, fluchte er und erreichte Augenblicke später das Zimmer. Es verwunderte ihn, dass es mit diesem Patienten scheinbar Probleme gab, denn die Verletzungen waren zwar ernst, aber nicht kritisch.
    »Was ist passiert?«, fragte er die Schwestern, die durch die geöffnete Tür ins Krankenzimmer schauten.
    »Er ist weg!«, antwortete Doreen, eine der Lernschwestern.
    Böge schaute durch die Tür – in ein komplett leeres Zimmer hinein.
    »Und sein Bett hat er mitgenommen«, ergänzte Schwester Sabine neben ihm.

60
    Cassel, 1717
    Als sie die Vexierwassergrotte am Oktogon endlich erreicht hatten, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Ihre Kraft reichte jedoch nicht aus, um die kalte Bergluft am Hang zu vertreiben. Der Landgraf hatte immer wieder auf die Lakaien warten müssen, die den am Knöchel verletzten Orffyreus die halbe Wegstrecke hinaufgetragen hatten. Die Träger setzten den Erfinder vorsichtig auf einer Steinbank ab und ließen sich ermattet auf den Boden fallen. Ein weiterer Bursche füllte für den Landgrafen und dessen Begleiter Wasser aus einem der mitgeführten Lederschläuche in Trinkbecher. Mit Erlaubnis des Landgrafen ließen auch die Diener gierig einen der Schläuche herumgehen und gossen sich das Wasser direkt in ihre Münder.
    »Und – habe ich zu viel versprochen?«, fragte der Landgraf und zeigte hinab ins Tal.
    Orffyreus’ Blick folgte dem Zeigefinger des Landgrafen. Wie ein erloschener Lavastrom erstreckten sich in dem grünen Hang direkt unter ihnen die aus Tuffstein gebauten Kaskaden. Zu beiden Seiten wurden sie von den Fichtenhainen des Habichtwaldes umrahmt. Weiter unten, am Fuße des Berghangs, blickte man geradewegs auf das Schloss Weißenstein, das aus der Ferne wie ein Miniaturmodell wirkte. Dahinter glänzten in der Morgensonne die in strenger Symmetrie angeordneten, erst vor Kurzem errichteten Gebäude der Oberneustadt. Orffyreus suchte das von ihm bewohnte Haus, fand es aus der Entfernung aber nicht. Er residierte in der Frankfurter Straße in unmittelbarer Nachbarschaft von Prinz Wilhelm, dem ältesten Sohn des Landgrafen. Links neben der am Reißbrett erschaffenen Oberneustadt waren die schmalen, chaotisch verlaufenden Gassen der Altstadt zu erkennen, deren Häuser von oben wie die Stoppeln eines abgeernteten Getreideackers aussahen. Fast wirkte es für Orffyreus von hier oben so, als würde die Sonne über der Altstadt weniger hell scheinen.
    »Fürwahr ein unvergleichbarer Blick!«, rief er beeindruckt aus. »Man könnte meinen, man wäre in den Alpen!«
    Der Landgraf freute sich. »Ich wusste, dass ich Euch begeistern kann. So geht es jedem, der hier heraufkommt. Es ist wie eine Katharsis. Wer die Leiden des Aufstiegs auf sich nimmt, erfährt hier oben eine geistige Reinigung.«
    Der Landgraf drehte sich zum Oktogon und schaute die Außenmauern hinauf. »Jedoch ist der Blick vom Belvedere des Oktogons noch spektakulärer. Ich fürchte, die Lakaien werden Euch noch die Außentreppen hinaufschleppen müssen!«
    Orffyreus trat mit seinem verletzten Fuß auf und verzog das Gesicht. »Ich versuche, allein zu gehen«, sagte er und humpelte zur Treppe, während die Burschen sich erleichterte Blicke zuwarfen.
    »Dann erlaubt mir, Euch zu stützen«, bot der Landgraf an und trat zu Orffyreus.
    Gefolgt von den

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