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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Dienern, erklommen die zwei Stufe um Stufe. Schließlich gingen sie in das Oktogon: Erschien es von außen wie ein normales Schloss, bei dem lediglich das Fensterglas fehlte, so offenbarte es dem Besucher beim Betreten des ersten Stockwerks seine wahre, achteckige Form. Umgeben von acht Außenwänden, befand sich im Inneren ein vom Boden bis zum offenen Dach reichender Innenhof. Die einzelnen Stockwerke stellten lediglich galerieartige Rundgänge dar, die gerade einmal fünf Schritte breit waren und den Besuchern erlaubten, den Innenhof zu umkreisen. Die offenen, als Rundbogen gestalteten Fenster gewährten einen Ausblick über den Bergpark mit den Kaskaden bis hinunter nach Cassel.
    »Kommt, oben ließ ich eine Aussichtsplattform errichten, das Belvedere. Es ist der höchste Punkt des Herzogtums!« Der Landgraf, der bester Laune war, trieb seinen Begleiter noch weiter hinauf. Orffyreus ließ keine Gelegenheit aus, um mit Schmerzenslauten auf seinen lädierten Fuß hinzuweisen, verweigerte aber nun jede Hilfe und bestand darauf, den Rest allein zu gehen.
    »Nun seht Euch das an!« Mit einer weit ausholenden Geste präsentierte der Landgraf das Panorama, als sie die Aussichtsplattform erreichten. »Im Nordosten könnt Ihr bis zur Grafschaft Wernigerode mit dem großen Brocken sehen, und im Westen erkennt Ihr noch den Essigberg!«
    Orffyreus nickte anerkennend mit dem Kopf.
    »Und schaut, über uns ist die Pyramide, die Ihr verlangt habt!« Der Landgraf deutete auf ein Bauwerk, das sich unmittelbar über ihren Köpfen erhob und nach oben spitz zulief. »Wir haben uns strikt an Eure Vorgaben gehalten. Sie ist exakt zweiundvierzig Fuß hoch!«
    Orffyreus hob den Kopf, legte die Hand zum Schutz gegen die Sonne an seine Stirn und betrachtete den Bau. »Hervorragend. Alles scheint bestens umgesetzt zu sein«, lobte er.
    Dann drehte er sich zu einem der Lakaien und verlangte nach seinem Beutel. Der Diener reichte ihm einen Ledersack, aus dem eine große, ebenfalls lederne Röhre herausragte. Orffyreus öffnete deren Deckel und entnahm ihr ein Bündel Karten. Beim Versuch, sie auseinanderzurollen, erfasste sie der kalte Wind und wehte sie Orffyreus beinahe aus den Händen. Er ging in die Hocke und legte die Karten auf den steinernen Fußboden.
    »Eure Schuhe … Gebt mir Eure Schuhe!«, befahl er dem Diener neben sich. Dieser gehorchte widerwillig. »Ihr auch!«, herrschte er die anderen Burschen an. Kaum hatten sie ihm ihre Schuhe ausgehändigt, beschwerte er damit die Ecken der Karte.
    Der Landgraf richtete den Blick auf eine der Karten. Er beugte sich vor und deutete mit dem Gehstock auf eine Stelle der Karte. »Dort stehen wir nun. Und da oben wird die Herkules-Figur errichtet.« Der Landgraf zeigte auf die Mitte des nach oben offenen Oktogons. »Und hier wird Euer Teil unserer Verabredung zum Tragen kommen.«
    In diesem Moment ertönte hinter ihnen eine raue Stimme, welche die beiden Männer herumfahren ließ. »Da seid Ihr endlich, Eure Durchlaucht. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht!«
    Vor ihnen stand ein alter Mann mit einem riesigen Buckel, wegen dem er nur gebückt gehen konnte. Er trug keine Perücke, dafür aber einen grauen Backenbart, und seine Haare standen in alle Richtungen ab. Gekleidet war er in eine Soldatenuniform, die jedoch veraltet erschien und offenbar einem Regiment entstammte, das es so schon nicht mehr gab.
    Der Landgraf ging mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu und umarmte ihn erfreut. »Mein alter General. Seid gegrüßt, mein Freund!« Der Landgraf zeigte zunächst auf ihn und dann auf seinen Begleiter. »Dies ist der Röhrenmeister, General Gosch, von dem ich Euch, lieber Orffyreus, erzählt habe. Und das ist der Inventore und Kommerzienrat Orffyreus, von dem ich Euch berichtete!«
    Der General begrüßte Orffyreus mit einer flüchtigen Handbewegung und musterte ihn skeptisch. »Ihr versprecht also ewiges Wasser?«, fragte Gosch.
    »Es ist mehr als nur ein Versprechen, mit Verlaub. Es ist die Erfüllung eines Gelübdes gegenüber meinem Freund, dem Landgrafen.« Orffyreus klang leicht gekränkt.
    »Vor einigen Jahren stand genau dort, wo Ihr jetzt steht, ein junger Franzose.« Der General blickte den Landgrafen an. »Wie hieß er doch gleich?«
    »Papin. Denis Papin«, antwortete der Landgraf etwas unwillig.
    »Ja, so hieß er! Ein ganz formidabler Kerl. Auch er stand hier und versprach allerlei. Er redete in Worten, die ich nie zuvor gehört hatte, von der unbändigen Kraft des Dampfes.

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