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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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erklärte Anthoni und zeigte auf eine Tür, die hinter das Gebäude führte.
    Nachdem sie an der Kutsche angekommen waren, versicherte sich Orffyreus zunächst, dass sie unbeobachtet waren. Erst danach öffnete er die Tür und holte einen beigefarbenen Sack heraus.
    »Er ist zugenäht!«, sagte er und reichte Anthoni den Sack. Als der Goldschmied ihn ergriff, rutschte der Sack fast aus seinen Händen.
    »Ist der aber schwer!«, rief Anthoni. »Ich werde ihn in die Statue legen, bevor ich die letzte Platte schließe.«
    »Bis dahin hütet ihn wie Euren Augapfel. Habt Ihr einen Platz, wo er sicher verwahrt ist?«, fragte Orffyreus argwöhnisch.
    »Ich bin Goldschmied. In meinem Zimmer steht eine schwere Truhe, die ich aus Eisen geschmiedet habe …« Anthoni unterbrach sich und hielt für einen kurzen Moment die Luft an. Dann erklärte er: »Ich allein habe den Schlüssel. Dort werde ich den Sack verwahren. Morgen, wenn ich die letzte Platte schließe, wird er, wie versprochen, in der Statue auf immer eingeschlossen.«
    »Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet!«, verkündete Orffyreus und drückte die Hand des Goldschmiedes. Dann stieg er in die Kutsche.
    »Wie läuft Eure Wette? Wie ich hörte, sind es nur noch wenige Tage bis zu deren Ende?«
    »Der Raum ist versiegelt und kann von niemandem betreten werden. Aber auch ohne hineinzuschauen, weiß ich, dass das Rad seine Runden dreht! Kommt, um meinen Sieg mitzuerleben!«
    Anthoni wollte darauf etwas erwidern, doch als er den Mund öffnete, ertönte wieder nur ein Geräusch, das Orffyreus an den Ruf eines Pfaus erinnerte. Orffyreus schlug die Tür des Wagens zu, und die Kutsche setzte sich mit einem Ruck in Bewegung.

85
    »Du meinst also, das Oktogon sollte ein riesiges Perpetuum mobile werden, um die Wasserspiele anzutreiben?« Julia vermochte nur keuchend zu sprechen.
    Der Taxifahrer, der uns für eines der Liebespaare hielt, die hoch oben über Kassel romantische Abendstunden verleben wollten, hatte uns empfohlen, auf einem Parkplatz einige Meter unter dem Oktogon auszusteigen und dann entlang der Kaskaden zu Fuß zum achteckigen Schloss hinaufzulaufen. Dort gebe es einige dunkle, stille Ecken, hatte er mit einem zweideutigen Lachen bemerkt. Um den Schein aufrechtzuerhalten, dass wir uns nur ein wenig amüsieren wollten, hatten wir mit gespielter Dankbarkeit zugestimmt. Julia übertrieb das Schauspielern ein wenig und gab mir im Taxi wie ein verliebter Teenager ständig Küsschen.
    Nun kletterten wir über die schmalen Stufen hinauf zum Oktogon. Außer dem Licht, das der hinter Wolkenfetzen halb verborgene Mond sowie einige gelbe Lampen spendeten, war es um uns herum stockdunkel.
    »Bislang ist es nur eine These«, stellte ich klar. »Ich habe gelesen, dass der König oder Landgraf von Kassel einige Jahre vor Orffyreus bereits Denis Papin an seinen Hof gerufen hatte. Papin gilt als früher Erfinder der Dampfmaschine. Der König war also auf der Suche nach neuen Antriebsformen. Und weil ich auch gelesen habe, dass seine für teures Geld errichteten Wasserspiele nicht funktionierten, weil er keine Möglichkeit hatte, das Wasser hochzupumpen, habe ich eins und eins zusammengezählt. Immerhin thronten Oktogon und Herkules hoch oben über den Wasserspielen. Also genau dort, wo man eine Pumpe installieren würde.«
    »Und die Herkules-Statue sollte als so etwas wie die Aufhängung für das riesige Rad des Orffyreus dienen?«, fragte Julia nach, während sie langsamer ging.
    »Genau!«
    »Und weil diese Elements Society denselben Verdacht hat, haben sie vor, über eine Scheinstiftung das Denkmal für zehn Millionen Euro sanieren zu lassen.«
    »Richtig. Weil die ebenfalls glauben, dass in dieser Statue irgendetwas versteckt sein muss. Sonst hätte Orffyreus nicht das Aufstellungsdatum in seinen Büchern verschlüsselt!«
    »Zehn Millionen Euro!«, wiederholte Julia. »Kein Wunder, wenn die auch über Leichen gehen würden!«
    »Hoffentlich nicht heute Nacht«, entgegnete ich.
    Julia blieb kurz stehen und packte mich am Arm. »Sag nicht so etwas!«
    Sie drehte sich zum Oktogon um und legte ihren Zeigefinger auf den Mund, damit ich schwieg. Gemeinsam lauschten wir. Alles war ruhig. Nur der Wind war in den Bäumen um uns herum zu hören.
    »Es ist ganz schön stürmisch heute Abend!«, bemerkte ich.
    »Auch deshalb ist jetzt hier vermutlich nicht viel los!«, flüsterte Julia. »Aber wenigstens regnet es nicht.«
    Wir gingen weiter. Nur noch wenige Stufen trennten uns

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