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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Betrug der Schlange ist es. Sie verspricht Eva, dass nichts passiert, wenn sie vom Baum der Erkenntnis probieren würde. Jakob betrügt seinen Bruder Esau gleich bei zwei Gelegenheiten um sein Erstgeburtsrecht und erschleicht sich so den einzigen Segen des Isaak. Und Jesus? Er fügt sich beim Abendmahl mit seinen Jüngern dem für ihn bestimmten Weg, geißelt aber gleichzeitig den Betrüger unter seinen Jüngern. Ihr seht: Betrug kann sehr viel Grausameres anrichten als alles andere. Er ist der Teufel in der Larve!«
    »Nun, ich merke, mit welcher Leidenschaft Ihr Euer Amt erfüllt«, sagte der Landgraf. »Es ist leider selten geworden, dass man in der Polizei jemanden findet, der die Tugenden so achtet wie Ihr. Schaut auf die sieben Wandteppiche in diesem Raum. Sie sind aus Gold und Silber gewirkt, und sie zeigen die Tugenden.«
    Der Besucher blickte sich um. »Und auch hier gefällt mir am besten das Bild zu meiner Linken.« Schwander deutete auf einen der Teppiche. »Dieser Gobelin hier, welcher Aletheia zeigt – die Göttin der Wahrheit und Tochter des Zeus.«
    »Ihr überrascht mich wirklich«, lobte der Landgraf anerkennend. »Ihr sprecht nicht wie ein einfaches Mitglied der Polizei.« Er senkte die Stimme. »Wie ich hörte, habt Ihr im Kampf gegen das Verbrechen sogar ein Ohr verloren?«
    »Das ist richtig; es geschah jedoch, lange bevor ich nach Cassel kam«, bestätigte Schwander knapp.
    Der Landgraf nickte zufrieden. »Nachdem ich Euch nun kennengelernt habe, bin ich umso froher, Euch hiermit die Urkunde zu überreichen, mit der ich Euch nunmehr zum Polizeidirektor und damit zum höchsten Ordnungshüter der Stadt Cassel ernenne. Möget Ihr weiterhin derart engagiert und erfolgreich im Kampf gegen das Gesindel und die Delinquenz sein.« Der Landgraf hielt eine Urkunde hoch, die der frisch ernannte Polizeidirektor mit demütiger Geste entgegennahm.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und der Hofmeister trat herein. »Eure Durchlaucht, der hochgeschätzte Orffyreus bittet darum, nun vorgelassen zu werden!«
    Der Landgraf wandte sich seinem Besucher zu. »Seid Ihr mit Orffyreus bereits bekannt?« Als Schwander den Kopf schüttelte, fügte er lächelnd hinzu: »Es wäre jetzt eine gute Gelegenheit. Er ist ein Inventore von außerordentlicher Begabung.«
    »Ich fürchte, ich muss diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen. Es geht das Gerücht um, dass in der Altstadt in einem als Tapeten-Manufaktur getarnten Haus ohne Lizenz Bier gebraut wird, und wir werden noch heute eine große Durchsuchung vornehmen müssen, damit uns die Verantwortlichen nicht entkommen. Ich habe aber selbstverständlich von Orffyreus schon viel gehört und mir fest vorgenommen, eines Tages auf ihn zuzukommen und ihm den Respekt zu zollen, den er verdient!«
    »Wie Ihr meint! Dann möchte ich Euch nicht von Eurer Arbeit abhalten und verabschiede Euch mit den besten Wünschen!«
    »Ich bin Euer ergebener Diener, Eure Durchlaucht!«
    Kaum hatte der neu ernannte Polizeidirektor das Audienzgemach verlassen, trat am anderen Ende Orffyreus mit schnellen Schritten ein.
    »Inventore!« , begrüßte der Landgraf ihn. »Ihr habt den neuen Polizeidirektor knapp verpasst. Er ist ein Mensch nach Eurem Geschmack. Gottesfürchtig und sittsam.«
    »Schön, schön, Eure Durchlaucht«, entgegnete Orffyreus hektisch. Da der Landgraf auf seinem Thron saß, blieb Orffyreus vor ihm stehen.
    »Ihr wisst, warum ich Euch gerufen habe?«, erkundigte sich der Landgraf.
    Orffyreus zuckte mit den Achseln und hob zum Zeichen seiner Ahnungslosigkeit die Hände in die Höhe.
    »Es geht um das Perpetuum mobile, mein Freund … Wir hatten ja vor, es auf dem Oktogon zu errichten.« Der Landgraf sprach zögerlich, als würde er nach den richtigen Worten suchen.
    »Hatten?«, rief Orffyreus erstaunt.
    »Nun ja, ich habe Euch mitgeteilt, dass die von Euch unterbreiteten Kostenvoranschläge zu hoch gewesen sind …«
    »… und ich habe sie überarbeitet«, beendete Orffyreus den Satz und fügte erregt hinzu: »Es ist keine Mühle, die wir bauen wollen, sondern ein Werk, welches einer Herkulesaufgabe gleicht!«
    »Ja, ja, es mag auch den von Euch veranschlagten Preis wert sein«, versuchte der Landgraf ihn zu beruhigen. »Wie Ihr wisst, hat der Bau des Herkules bereits Unsummen verschlungen und meinen Staatsbeutel sehr belastet. Die Gelder, die ich für meine verliehenen Soldaten erhalten habe, sind seit dem Ende des Krieges um das Erbe von Karl von Spanien

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