Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)
versiegt, und wir müssen allenthalben sparen. Zu allem Überfluss werde ich auch noch ein neues Schloss bauen müssen.« Der Landgraf verzog unglücklich das Gesicht.
»Was wollt Ihr mir ankündigen, Eure Durchlaucht?«, fragte Orffyreus mit einer bösen Vorahnung.
»Dass mir in den vergangenen Monaten bereits ernsthafte Zweifel an der Realisierung unseres Vorhabens gekommen sind …«
»Und haben diese Zweifel nun überhandgenommen?«, erkundigte sich Orffyreus argwöhnisch.
Der Landgraf winkte ab. »Hört mir erst einmal bis zum Ende zu! Vor Kurzem kam ein Mann zu mir. Ihr kennt ihn. Es ist Professor Gravesande aus Leiden.«
Orffyreus’ Miene verfinsterte sich bei der Erwähnung dieses Namens, und er machte einen Schritt auf den Landgrafen zu. »Was hat er mit unseren Plänen gemein?«
»Er suchte mich auf und bot mir im Namen einer Gruppe von Ausländern, deren Identität er nicht preisgeben wollte, eine hohe Summe, wenn ich auf den Bau des Perpetuum mobile verzichten würde. Und er forderte noch etwas von mir.«
»Was?«, fragte Orffyreus ungeduldig.
»Ich soll auf Euch einwirken, dass Ihr sein neues Angebot annehmt, das er Euch zu unterbreiten beabsichtigt.«
Orffyreus drehte sich um und ging sichtlich erregt ein paar Schritte auf und ab. »Es ist empörend!«, rief er zornig. »Ich hoffe, Ihr habt diesen Saubeutel von Gravesande aus Eurem Schloss geworfen!«
»Das habe ich nicht getan«, erwiderte der Landgraf mit großer Entschiedenheit. »Ich denke, Ihr solltet in Erwägung ziehen, das Angebot anzunehmen.«
Orffyreus blieb ruckartig stehen und starrte auf den Landgrafen. »Wie viel hat er Euch geboten?«, wollte er wissen.
»Fünfzigtausend Taler«, antwortete der Landgraf.
»Fünfzigtausend Taler? Mir bot er bereits hunderttausend Taler an, damit ich das Perpetuum mobile an ihn verkaufe. Jedoch verlangte man, dass ich die Maschine erst übergebe und dann das Geld erhalte. Ich vermute, man wollte mich reinlegen!«
»Sie werden Euch nun ebenfalls fünfzigtausend Taler anbieten!«, sagte der Landgraf.
Orffyreus lachte auf. »Fünfzigtausend? Das ist die Hälfte von der Summe, die sie mir bereits geboten haben!«, entrüstete er sich. »Ich müsste ein Narr sein, wenn ich dieses geringere Angebot annehmen würde!«
»Dafür verlangen sie jedoch nicht mehr, dass Ihr ihnen das Perpetuum mobile übergebt, noch nicht einmal, dass Ihr Euer Geheimnis verratet«, erklärte der Landgraf und beobachtete die Reaktion seines Gegenübers.
Orffyreus stutzte. »Was verlangen sie dann als Gegenleistung für ihr Geld?«
»Ihr sollt Euch vertraglich verpflichten, das Geheimnis bis zu Eurem Tode und darüber hinaus für Euch zu behalten. Und Ihr dürft nie wieder ein Perpetuum mobile bauen. Das ist alles.«
»Warum sollte jemand so etwas wollen und dafür Geld zahlen …«, fragte Orffyreus verwundert.
»Gravesande wollte mir den Grund nicht verraten. Er meinte, eine Summe von hunderttausend Talern für uns beide sollte Grund genug sein. Vielleicht haben sie eine ähnliche Erfindung gemacht und wollen diese vor Konkurrenz schützen.«
»Was soll das für eine Erfindung sein?«, rief Orffyreus misstrauisch.
»Ich weiß es nicht. Vielleicht eine Dampfmaschine. Ich denke aber, Gravesande hat recht: Solange man eine solche Summe zahlt, spielt der Grund keine Rolle.«
Orffyreus wurde nachdenklich. »Und sie wollen nicht mehr das Geheimnis von mir wissen?«
Der Landgraf schüttelte den Kopf. »Nur eine von Euch unterzeichnete Urkunde. Verstoßt Ihr freilich gegen Eure Verpflichtungen, so wartet auf Euch Strafe. Ihr sollt es auch bei Gott schwören.«
»Und was ist mit Euren Wasserspielen?«, erkundigte sich Orffyreus besorgt.
»Sie werden auch ohne das Perpetuum mobile eine Attraktion darstellen. Solange sich im Sichelbachbecken Wasser sammelt, werden sie sprudeln.«
Orffyreus legte seine Hand ans Kinn.
»Nun, was sagt Ihr zu dem Angebot?«, verlangte der Landgraf zu wissen.
»Ich werde darüber nachdenken«, entgegnete Orffyreus.
»Lasst Euch aber nicht zu lange Zeit. Sie wollen Ihr Angebot nur diesen Monat aufrechterhalten«, ermahnte der Landgraf ihn.
Orffyreus nickte. »Dann erlaubt mir, dass ich mich empfehle.«
»Gern, mein Freund. Und ich möchte Euch noch sagen, dass Ihr in Hessen-Cassel immer willkommen seid. Wie Ihr wisst, habe ich in Siegburg eine neue Stadt errichten lassen. Sie ist nun in Carlshaven umbenannt worden. Zum Zeichen meiner Dankbarkeit möchte ich Euch und Eurer Familie,
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