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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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solltet Ihr das Angebot annehmen, ein Haus in Carlshaven schenken. Es grenzt an das Rathaus, und Ihr sollt dort Gelegenheit haben, Euch neuen Aufgaben zu widmen, was Ihr nach all den Jahren der Forschung zweifellos verdient hättet.« Der Landgraf bedachte Orffyreus mit einem wohlwollenden Lächeln.
    »Das ist sehr großzügig von Euch«, bedankte sich Orffyreus.
    »Ihr wart mir all die Jahre ein treuer Weggefährte, und ich bewundere Euch und Euren Genius«, erwiderte der Landgraf. »Indes scheint es nun so zu sein, als wenn Eure Erfindung mehr wert ist, wenn sie nicht existiert.«
    »So scheint es«, pflichtete Orffyreus ihm nachdenklich bei.
    »Eine Frage noch. Seid Ihr schon einmal in diesem Gemach gewesen?«
    »Aber selbstverständlich«, antwortete Orffyreus irritiert. »Bei mehreren Gelegenheiten.«
    »Und ist Euch schon einmal das Deckengemälde aufgefallen, dort über Eurem Kopf?«, fragte der Landgraf und zeigte nach oben.
    Orffyreus blickte nach oben. »Nein, in der Tat sehe ich es heute zum ersten Mal. Es ist aber durchaus schön anzuschauen!« Er wandte den Blick wieder zum Landgrafen. »Warum fragt Ihr? Ist es neu?«
    »Nein«, erwiderte der Landgraf, »es war auch bei Euren letzten Besuchen schon dort. Ihr habt es offenbar nur nicht bemerkt.«
    Orffyreus beugte den Kopf leicht nach vorn. »Dann verzeiht meine mangelnde Umsicht, in Zukunft werde ich darauf achtgeben!«
    »Überlegt es Euch gut, ob Ihr das Angebot dieser Herren annehmt«, ermahnte der Landgraf ihn noch einmal, dann entließ er ihn.
    Orffyreus verschwand durch die Tür, durch die er gekommen war.

109
    Patentanwalt Dr. Fürstenrieth hatte schulterlange blonde Haare, die er mit viel Gel nach hinten gekämmt hatte. Sein Gesicht zierte eine kleine, runde Brille. Er trug einen schwarzen Anzug, bei dem erst auf den zweiten Blick erkennbar war, dass er von feinen weißen Nadelstreifen durchzogen war. Der Stoff glänzte im Licht seiner Bürolampe. Aus der Brusttasche schaute ein zum Dreieck gefaltetes Einstecktuch heraus, das dasselbe leuchtend grelle Lila aufwies wie die mit einem riesigen Knoten gebundene Krawatte. Denselben Farbton hatten die Manschettenknöpfe, die aus den Ärmeln des Anzugs hervorschauten.
    Der Patentanwalt saß hinter seinem mächtigen Schreibtisch, sodass zwischen ihm und uns gut eineinhalb Meter lagen. Wir hatten auf vier Stühlen davor Platz genommen. Vor Fürstenrieth lagen die Geldscheine, die Scheffler am Empfang hervorgeholt hatte.
    Ich fragte mich, woher er so viel Geld hatte; auf unserer Fahrt vom Oktogon in die Waldhütte hatte er sich noch damit herausgeredet, dass seine Geschäfte schlecht liefen und er die versprochenen tausend Pfund für den Verrat an Julia und mir gut gebrauchen konnte. Vermutlich hatte er auch da nicht die Wahrheit gesagt. Ich konzentrierte mich wieder auf den Patentanwalt vor mir. Ich hatte mir vorgenommen, nicht zu erzählen, dass ich bereits selbst als Patentanwalt tätig gewesen war, denn Fürstenrieth hatte wahrscheinlich von meinem Fall gehört. Die Gemeinde der Patentanwälte war so klein, dass Geschichten wie meine fast immer die Runde machten.
    »Sie sind also der ›Patent-Notfall‹«, sagte Fürstenrieth belustigt. Als wir sein Lächeln nicht erwiderten, veränderte seine Miene sich augenblicklich. »Sie meinen es wohl ernst?«, ergänzte er.
    Ich kam sogleich zur Sache. »Können wir heute noch eine Patentanmeldung über Sie einreichen?«
    Er lachte. »Wenn Sie mir alle Informationen zusammenstellen, wir die technischen Zeichnungen anfertigen, die Beschreibung der Erfindung aufsetzen … Ich schätze, wir können in gut zwei Wochen damit durch sein. Aber nicht heute!«
    »Angenommen, es handelt sich um ein technisch wirklich einfaches Prinzip. Wie lange benötigen Sie dann als erfahrener Patentanwalt an reiner Arbeitszeit für die Zeichnungen, Beschreibung, Formulierung der Ansprüche und das Ausfüllen der Formulare?«
    Fürstenrieth zuckte mit den Achseln. »Wenn es ein einfaches Patent ist … vielleicht zwei oder drei Stunden reine Arbeitszeit.«
    »Was hindert uns dann, das Patent jetzt sofort anzumelden?«, fragte ich und blickte den Patentanwalt eindringlich an.
    Fürstenrieth wand sich auf seinem Stuhl. »Ich habe noch andere Klienten«, entgegnete er pikiert.
    »Zahlen die Ihnen denn auch fünftausend Euro pro Stunde?«, wollte ich wissen und deutete auf das Geld vor uns.
    Der Patentanwalt blickte auf die Geldscheine und dann auf mich. »Okay, dann melden wir jetzt

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