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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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meinen Aufenthaltsort verraten, damit ich Sie treffen kann. Hatten wir telefoniert? Vertreten Sie diese Elements Society, um über Julia zu verhandeln?« Ich schaute den Mann vor mir fragend an.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, wir haben nicht miteinander telefoniert. Und ich vertrete auch nicht die Elements Society. Daher weiß ich leider auch nicht, wo diese Julia ist.«
    Nun fiel mir sein osteuropäischer Akzent auf. Der Mann jedoch, dessen Telefonnummer ich in Thors Handy gefunden und mit dem ich gesprochen hatte, war Engländer gewesen.
    »Dann möchte ich mit Ihrem Vorgesetzten sprechen. Oder sollte ich lieber ›Boss‹ sagen?« Ich betonte das Wort »Boss« wie ein Schimpfwort.
    »Ich bin der Boss«, entgegnete der Mann und lächelte höflich.
    Auf seine Art machte er sogar einen freundlichen Eindruck. Ich war vollends durcheinander und schob es auf den Knock-out, der mir verpasst worden war. Da wir nur zu dritt waren, mich aber vor der Patentanwaltskanzlei von hinten eine weitere Person gewürgt hatte, vermutete ich, dass am Ausgang dieses Saals noch jemand stand, den ich von meiner Position aus nicht sehen konnte.
    »Boss wovon?«, fragte ich.
    »Mein Name ist Boris Antonow«, antwortete mein Gesprächspartner. »Ich bin Vorstandsvorsitzender von Globalgaz International. Vielleicht haben Sie davon schon einmal gehört?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wir sind eines der größten Gasunternehmen Russlands und auch der Welt«, erklärte er.
    Es erstaunte mich, dass ich keinen Stolz in dieser Aussage mitschwingen hörte. Ich drückte mich mit beiden Händen von dem schmalen Vorsprung ab, auf dem ich saß, und streckte meine Beine durch. Langsam schien ich wieder zu Kräften zu kommen. Ich spürte, dass ich hätte aufstehen können, blieb aber noch sitzen.
    »Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Ich dachte, er« – ich zeigte auf den Mann zu meiner Linken – »arbeitet für die Elements Society?«
    Antonow nickte. »Das ist korrekt. Sergeij arbeitet für die. Er arbeitet aber auch für mich!«
    »Und wer hat nun Julia entführen lassen?«, wollte ich wissen.
    Boris Antonow zuckte mit den Schultern. »Ich nicht. Also wohl die Elements Society.« Der andere Mann, den er soeben Sergeij genannt hatte, bestätigte dies mit einem kaum merklichen Nicken.
    Ich atmete aus. »Und was wollen Sie nun von mir?«
    Antonow stellte die Wasserflasche neben sich ab, steckte eine Hand in seine Hosentasche und deutete auf den Raum um uns herum. »Im Marmorbad!«, sagte er.
    Ich kniff die Augen zusammen und schaute ihn verständnislos an.
    »Sie fragten vorhin als Erstes, wo Sie sind, und ich habe Ihnen noch die Antwort geschuldet: Wir sind im Marmorbad. Es ist Teil der Orangerie von Kassel. Landgraf Carl ließ es erbauen.« Antonow zeigte auf ein Relief vor sich: das Porträt eines Mannes im Profil. »Das ist dieser Landgraf Carl!«
    Ich spürte, wie Ärger in mir aufstieg. Nicht nur, dass man mich bewusstlos gewürgt hatte, ich hasste auch das Gefühl, nicht zu verstehen, was hier vor sich ging. Ich hatte einen klaren Plan gefasst, um Julia freizubekommen, und das, was sich gerade hier abspielte, schien alles durcheinanderzubringen.
    »Ist das jetzt Ihr Marmorbad?«, erkundigte ich mich.
    Antonow lachte. »Nein, es gehört der Stadt Kassel. Aber ich denke, ich könnte es kaufen, wenn ich wollte. Ich musste warten, bis man Sie zu mir bringt. Und ein Freund in Russland empfahl mir, bei einem Besuch in Kassel unbedingt dieses Bad zu besichtigen. Wissen Sie, entgegen den Vorurteilen mancher Westeuropäer sind wir Russen sehr an Kultur interessiert. Wir sind nicht die Neureichen mit den Goldkettchen oder die Wodkasäufer, als die wir manchmal dargestellt werden. Puschkin, Tolstoi, Gorki, Lewitan, Schischkin – alles Russen.« Ich starrte ihn an, ohne etwas zu erwidern, und so fuhr er fort: »Normalerweise kann man dies Bad hier wohl nicht so einfach besichtigen. Aber Geld öffnet Türen. Ich habe es vorhin einfach für heute gemietet. Wir brauchen einen Platz, an dem wir uns ungestört unterhalten können.«
    »Worüber?«, fragte ich.
    Antonow ignorierte meine Frage. Er ging einige Schritte, blieb vor einer Art Wandfliese stehen und zeigte darauf. »Das Besondere an diesem Bauwerk ist die Inneneinrichtung. Alles, was Sie hier sehen, sind Arbeiten von Pierre-Étienne Monnot. Kein Russe, sondern Franzose, aber dennoch ein Genie.«
    Ich hatte keine Muße für kunsthistorische Vorträge und schaute matt auf die Bilder an der Wand.

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