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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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mobile verletzt den Energieerhaltungssatz, da es Energie aus dem Nichts erzeugen müsste.«
    Julia stand auf, reckte sich und lief hin und her. »Aber stell dir nur einmal vor, es wäre doch möglich, eine solche Maschine zu bauen. Die perfekte alternative Energiequelle!«
    Ich nickte.
    »Noch viel besser als Solarzellen oder Windräder«, fuhr sie fort.
    »Wenn du so willst«, sagte ich.
    Julia blieb stehen und riss die Arme in die Höhe. »Juhu, und wir bräuchten endlich keine Atomkraft mehr!«
    Mein Begeisterungssturm blieb aus. Nun musste auch ich gähnen. »Vielleicht sollten wir im Bett weiterträumen«, schlug ich vor.
    Julia schaute auf ihre Armbanduhr.
    »Soll ich dich nach Hause fahren?«, bot ich an.
    »Ich nehme gern auch die Couch«, antwortete Julia und setzte sich auf die durchgesessene orangefarbene Couch.
    »Das kommt gar nicht infrage!«, protestierte ich.
    Kurz darauf lag seit langer Zeit wieder eine Frau in meinem Bett – und dann auch noch eine der attraktivsten, der ich seit Langem begegnet war. Es gab jedoch einen kleinen Schönheitsfehler: Ich lag nicht neben ihr, sondern auf meiner alten Couch, die sich anfühlte wie ein Wasserbett ohne Wasser und die mir sicherlich mein Kreuz ruinieren würde.
    Ich nahm mir noch einmal unseren selbst gedruckten dritten Band von Orffyreus vor. Der Text enthielt seitenlange Rechtfertigungen des Verfassers gegenüber verschiedenen Personen, die ihn offenbar öffentlich als Scharlatan bezeichnet hatten. Dazwischen waren immer wieder einzelne biografische Episoden eingefügt, in denen Orffyreus aus seinem Leben erzählte. Irgendwann verschwamm der Text vor meinen Augen, und ich legte ihn beiseite.
    Ich schloss die Augen, doch meine Gedanken kreisten permanent um eine Reihe von Buchstaben und Zahlen und den Namen Orffyreus. Ich befürchtete schon, dass das einmal in Gang gesetzte Gedankenkarussell wie ein Perpetuum mobile nie mehr anhalten würde; aber zu guter Letzt schlief ich doch noch ein.
    Als ich am nächsten Morgen erwachte, war Julia verschwunden.

24
    Merseburg, 1714
    »Wohledler Vest und Hochgelahrter Hochgeehrter Herr,
    kann ich Euch berichten, dass der wohlgeborene Herzog sich meiner noch nicht angenommen hat. Zwar bin ich komfortabel und durchaus gastfreundlich aufgenommen worden am Grünen Hofe. Indes ist es mir bis dato nicht gelungen, den Verkauf meiner Apparatur voranzutreiben. Insbesondere konnte ich diesbezüglich am Hofe noch nicht vorsprechen. Nun verhält es sich so, dass ein Mann, der sich Christian Gärtner nennt und wie man mir zutrug, als Hofmechanikus am Hofe in Dresden wirkt, es sich zur Aufgabe gemacht hat, mich zu tyrannisieren und meine Erfindung zu schmähen. Nicht nur dass er entsprechende Schriften fertigt, zuletzt entgingen meine Familie und ich nur knapp einem von dieser Person durchgeführten Mordanschlag. Größere Sorge als um mein bescheidenes Leben mache ich mir dabei um den Leumund meines Perpetuum mobile. Soweit die Lügen des feigen Gärtner bis zu den Potentaten vorzudringen vermögen und bei diesen Zweifel an der Wahrhaftigkeit meiner Erfindung säen, würde dies das von uns in Aussicht genommene Geschäft gefährden. Derweil ist mir die Vorstellung einer Zertifizierung meiner Apparatur gekommen, welche eventuell auch öffentlich durchgeführt werden könnte. Aufgrund des zweifellos bestehenden Vorsprungs an Weisheit und Euren bekannten Verbindungen in alle Welt möchte ich mich in Anbetracht dieser Problematik Eurer Empfehlung unterstellen und bitte um Eure Unterstützung, zumindest Euren Rat, wie es meiner Person gelingen kann, mit diesen Anwürfen umzugehen.
    Euer dienstwilliger Orffyreus»
    »Monsieur mon tres-honnoré Amy,
    möchte ich mein Erschrecken über das frevelhafte Treiben des Christian Gärtner mitteilen. Meine Erkundigungen haben ergeben, dass dieser unter dem Protektorat des Kurfürsten steht und eine Bestrafung für die Schmähungen und das von Euch angedeutete Attentat daher nicht im Bereich des Möglichen erscheint. Indes halte ich die von Euch geäußerte Vorstellung einer öffentlichen Probe Eurer Apparatur für formidable. Der Wert einer derartigen Examinierung dürfte jedoch abhängig sein von der Kunde und dem Stand der die Prüfung beaufsichtigenden Personen. Ich habe mir erlaubt, diesem Schreiben an Euch derer Anzahl zwölf Empfehlungen beizufügen, die den nachfolgend benannten Gelehrten zu übergeben bestimmt sind. Soweit Ihr diese persönlich aufsucht und ihnen anlässlich der Bewerbung

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