Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
zustande, den die grauhaarige Schwester als recht schmackhaft bezeichnete, aber eine Stunde später rannte sie zum Abort und bedurfte einer Heilung. Niemand beschuldigte sie, das absichtlich gemacht zu haben, was sie auch nicht getan hatten, aber Anaiya und Kairen hielten es für einen ausgezeichneten Lohn für Gier.
Nur eine Woche nach Ellid wurde Sheriam am Feiertag Hoch Chasaline der Prüfung unterzogen und bestand. Eigentlich war Siuan nur um Haaresbreite die jüngste Blaue, aber Cetalia weigerte sich, auch nur für ein paar Stunden auf ihre Dienste zu verzichten, also war es Moiraine, die am nächsten Tag der rotmähnigen Saldaeanerin die Stola auf die Schultern legte, als sie das Blau wählte, und sie strahlend zu dem Quartier der Blauen eskortierte, wo man sie willkommen hieß. Wo es Siuan schaffte, sich für den sechsten Kuss zu positionieren. Sheriam war eine ausgezeichnete Köchin und liebte es zu backen.
In Cairhien feierte man Hoch Chasaline, den Tag der Besinnung, aber Moiraine schaffte es nicht, über ihre Sünden und Fehler nachzudenken. Sie und Siuan hatten eine Freundin zurückbekommen, von der sie gefürchtet hatten, dass sie ihnen ein Jahr lang vorenthalten bleiben würde. Siuan schlug sogar vor, Sheriam an ihrer Suche zu beteiligen, und es dauerte Stunden, ihr das auszureden. Nicht, dass Moiraine befürchtete, Sheriam würde sie an Tamra verraten, aber im Quartier der Aufgenommenen war Sheriam eine der schlimmsten Klatschtanten gewesen. Sie verriet nie das, was sie versprochen hatte, für sich zu behalten, aber sie würde einfach nicht dazu fähig sein, keine Andeutungen über ein solches Geheimnis zu machen, Andeutungen, dass sie ein Geheimnis hatte – was Siuan hätte wissen müssen. Ließ man andere wissen, dass man ein Geheimnis hütete, würden einige sich bemühen, es aufzudecken; das war ein Naturgesetz. Manchmal war Vorsicht für Siuan ein Fremdwort. Manchmal? Nein, nie.
Schwestern fingen an, von einer Wiederbelebung der Burg zu sprechen, da so viele innerhalb einer so kurzen Zeitspanne die Stola errungen hatten und die eine oder andere es vielleicht noch schaffen würde. Im Einklang mit den unausgesprochenen Regeln erwähnte niemand Ellid, aber Moiraine dachte an sie. Eine Frau tot und drei zur Stola erhoben im Zeitraum von zwei Wochen, aber die einzige Novizin, die in dieser Zeit der Prüfung zur Aufgenommenen unterzogen worden war, hatte versagt und war fortgeschickt worden, und nicht ein neuer Name wurde dem Novizinnenbuch hinzugefügt, während über zwanzig Novizinnen entlassen wurden, weil sie zu schwach waren, um es jemals bis zur Stola zu schaffen. Bei diesem Verhältnis würden die nicht benutzten Gemächer noch Jahrhunderte leer stehen. Bis alle nicht mehr genutzt werden würden. Siuan versuchte sie zu trösten, aber wie konnte sie glücklich sein, wenn die Weiße Burg dazu bestimmt war, ein Denkmal der Toten zu werden?
Drei Tage später wünschte sich Moiraine, sie hätte den Tag der Besinnung auf angemessene Weise verbracht. Sie war nicht abergläubisch, aber wenn man das versäumte, so hieß es, brachte das immer einer Person Pech, die einem am Herzen lag. Sie saß bei der Zweiten Essensausgabe beim Frühstück, löffelte langsam ihren Haferbrei und grämte sich über die Folter der Langeweile durch Schreiber, die sie erwartete, als Ryma Galfrey in den Speisesaal gerauscht kam. Schlank und elegant in gelb geschlitzter grüner Seide und fast so groß wie Moiraine gehörte sie nicht zu jenen, denen sich Moiraine unterordnen musste, aber sie hatte ein majestätisches Auftreten, das noch von den Rubinen unterstützt wurde, die wie eine Krone in ihrem Haar saßen, und trug den hochmütigen Ausdruck im Gesicht, der für Gelbe so typisch war. Überraschenderweise verwebte sie Luft und Feuer, damit man ihre Stimme auch in der letzten Ecke des Saals hörte.
»Vergangene Nacht ist Tamra Ospenya, die Wächterin über die Siegel, die Flamme von Tar Valon, der Amyrlin-Sitz, im Schlaf gestorben. Möge das Licht auf ihre Seele scheinen.« Ihre Stimme war völlig unter Kontrolle, so als hätte sie verkündet, dass es an diesem Tag Regen geben würde, und sie wartete nur lange genug, um sich mit einem kühlen Blick zu vergewissern, dass ihre Worte eingesunken waren, bevor sie wieder ging.
Sofort ertönte an den anderen Tischen aufgeregtes Gerede, aber Moiraine saß völlig starr da. Aes Sedai starben genauso oft wie andere auch vor ihrer Zeit, und im Laufe der Jahre wurden die
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