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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ihren Augen funkelte blaues Feuer.
    »Diese verfluchte Zahnfischfrau wird noch mein verfluchter Tod sein«, knurrte sie. Eine halbe Woche hatte jede Spur der harten Arbeit der Schwestern an ihrer Sprache getilgt. »Fischscheiße! Sie erwartet von mir, wie ein laichender Rotschwanz zu springen! So schnell bin ich nicht einmal gesprungen, als ich noch eine …!« Sie gab ein ersticktes Grunzen von sich, und ihre Augen traten hervor, als der Erste Eid zuschlug. Sie wurde totenblass, hustete und klopfte sich mit der Faust gegen die Brust. Moiraine goss ihr schnell eine Tasse Tee ein, aber es dauerte Minuten, bevor Siuan trinken konnte. Ihre Gedanken mussten gerast sein, um sich so weit zu vergessen.
    »Nun, jedenfalls nicht als Aufgenommene«, murrte sie, als sie wieder sprechen konnte. »Von dem Augenblick an, an dem ich eintrete, heißt es bloß ›Siuan, findet das‹ und ›Siuan, seid Ihr noch nicht fertig?‹. Cetalia schnippt mit den Fingern und erwartet verdammt noch mal von mir, dass ich springe.«
    »So sind die Dinge nun einmal«, sagte Moiraine verständnisvoll. Die Situation hätte viel schlimmer sein können, aber Siuan vertrat dazu offensichtlich nun eine andere Meinung, und sie wollte keinen Streit anfangen. »Es wird nicht ewig dauern, und nur eine Handvoll Schwestern stehen so hoch über uns.«
    »Du hast leicht reden«, knurrte Siuan. »Du musst dich ja auch nicht mit der verdammten Cetalia abgeben, die dich herumkommandiert.«
    Das stimmte allerdings, aber es bedeutete auch nicht, dass ihre Arbeit leicht war. Der neue Unterricht ließ ihr nur wenig freie Zeit, aber sie hatte gehofft, dass die Auszahlung der Gelder ihr gestatten würde, den Lagern einen Besuch abzustatten, die noch immer standen. Stattdessen saß sie jeden Morgen zwei oder drei Stunden lang auf der achten Ebene des Turms in einem fensterlosen Raum, der gerade groß genug für einen einfachen Schreibtisch und zwei Stühle mit geraden Lehnen war. In den vier Ecken standen Messinglampen, die für ein gutes und unbedingt notwendiges Licht sorgten. Ohne sie wäre der Raum auch mittags dunkel gewesen. Normalerweise saß hier ein Seniorschreiber, aber wer auch immer das war, hatte dem Raum keinerlei persönlichen Stempel aufgedrückt. Auf dem Tisch befanden sich lediglich Tintenfässchen, Federschale, Sandstreuer und ein kleines weißes Schälchen mit Alkohol zum Säubern der Federn. Die hellen Steinwände waren nackt.
    In dem beträchtlich größeren Nebenraum drängten sich Reihen von hohen, schmalen Schreibpulten und hohen Hockern, aber sobald sie eintraf, formierten sich die Schreiber zu einer Reihe, die an ihrem Schreibtisch begann und ihren eigenen Raum beinahe einmal umkreiste, und sie brachten ihr Listen von Frauen, die das Geld erhalten hatten, und Berichte über Arrangements, das Geld den Frauen zuzuschicken, die bereits abgereist waren. Die Zahl dieser Berichte war deprimierend. Es gab nur wenige Lager, und die letzten schwanden wie Reif im Sonnenlicht. Keiner der Schreiber und Schreiberinnen benutzte ihren zweiten Stuhl, sie standen immer respektvoll da, während sie jede Seite las und sie unten abzeichnete, dann machten sie einen Knicks oder verbeugten sich und machten wortlos dem nächsten Platz. Moiraine kam sehr schnell zu dem Schluss, dass es tatsächlich möglich war, vor Langeweile zu sterben.
    Sie versuchte, den Vorgang zu beschleunigen – bei den gewaltigen Möglichkeiten der Burg hätte man das auch sicherlich innerhalb einer Woche erledigen können; die Burg beschäftigte Hunderte von Schreibern –, aber Schreiber arbeiteten in ihrem eigenen Tempo. Nachdem sie um etwas mehr Tempo gebeten hatte, schienen sie sogar noch langsamer zu werden. Sie dachte darüber nach, Tamra zu bitten, sie von dieser Arbeit zu entbinden, aber warum sollte sie einen so nutzlosen Versuch unternehmen? Welche bessere Möglichkeit gab es denn, sie in Tar Valon festzuhalten, bis die Pläne des Saals in die Tat umgesetzt waren? Langeweile und Frustration. Aber da war noch immer ihr Plan. Das half etwas. Langsam reifte ein Entschluss in ihr. Sollte es zum Schlimmsten kommen, würde sie fliehen, welche Strafe ihr das auch einbringen mochte. Jede Bestrafung lag in der Zukunft und musste irgendwann zu Ende sein. Der Sonnenthron würde eine lebenslange Strafe sein.
    Am Tag nach dem Lichterfest rief man Ellid zu ihrer Prüfung, allerdings hörte Moiraine erst später davon. Die schöne Aufgenommene, die eine Grüne hatte werden wollen, schaffte es

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