Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
Blattes. Brutstätte von Trollocs und Myrddraal und Schlimmeren. Er hatte zweimal eine Münze geworfen, um zu entscheiden, wo er neu anfangen wollte. Vier Nationen grenzten an die Große Fäule, aber sein Krieg erstreckte sich über die gesamte Länge, vom Aryth-Meer bis zum Rückgrat der Welt. Ein Ort, dem Tod zu begegnen, war so gut wie der andere. Er war fast zu Hause. Fast wieder in der Großen Fäule. Er war zu lange fort gewesen.
Ein trockener Burggraben umgab die Stadtmauer von Canluum, fünfzig Schritte breit und zehn tief; fünf breite Brücken aus Stein führten darüber, jede mit Türmen am Ende, die so hoch waren wie die Türme der Stadtmauer selbst. Trollocs und Myrddraal drangen bei ihren Streifzügen aus der Großen Fäule nicht selten viel tiefer nach Kandor ein als bis Canluum, aber noch keiner hatte es geschafft, die Stadtmauer zu überwinden. Der Rote Hirsch wehte auf jedem Turm. Lord Varan, der Hohe Herr von Haus Marcasiev, war ein stolzer Mann; nicht einmal Königin Ethenielle ließ in Chachin so viele ihrer Banner hissen.
Die Wachen an den äußeren Türmen trugen Helme mit Varans Geweihkamm und den Roten Hirsch auf der Brust; sie schauten in die Wagen hinein, ehe sie ihnen gestatteten, auf die Brücke zu fahren, und gaben gelegentlich jemandem zu verstehen, er solle die Kapuze weiter zurückschieben. Nicht mehr als eine Geste war erforderlich; in jedem Grenzland war es per Gesetz verboten, in einer Stadt oder einem Dorf sein Gesicht zu verbergen, und niemand wollte für einen Augenlosen gehalten werden, der versuchte, sich in die Stadt zu schleichen. Harte Blicke folgten Lan und Bukama auf der Brücke. Ihre Gesichter waren deutlich zu sehen. Und ihre Hadori . Aber in keinen der neugierig blickenden Augen leuchtete Erkennen auf. In den Grenzlanden waren zwei Jahre eine lange Zeit. In zwei Jahren konnten viele Menschen sterben.
Lan fiel auf, dass Bukama still geworden war, immer ein schlechtes Zeichen. »Ganz ruhig, Bukama.«
»Ich fange nie Ärger an«, fauchte sein Begleiter, hörte aber auf, seinen Schwertgriff zu betasten.
Die Wachen auf der Mauer über dem offenen eisenbeschlagenen Tor und jene auf der Brücke trugen nur Rücken- und Brustplatten als Rüstung, waren aber nicht weniger wachsam, besonders angesichts von zwei Malkieri mit nach hinten gebundenen Haaren. Bukamas Mund wurde mit jedem Schritt verkniffener.
»Al’Lan Mandragoran! Das Licht beschütze uns – wir haben gehört, dass Ihr im Kampf gegen die Aiel bei den Leuchtenden Mauern gefallen seid!« Der Ausruf kam von einem jungen Wachsoldaten, der größer als die anderen war, fast so groß wie Lan. Jung, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger als er selbst, und doch schien der Abstand zehn Jahre zu betragen. Ein ganzes Leben. Der Soldat verbeugte sich tief und legte die linke Hand aufs Knie. »Tai’shar Malkier!« Wahres Blut von Malkier. »Ich bin bereit, Majestät.«
»Ich bin kein König«, sagte Lan ruhig. Malkier war tot. Nur der Krieg lebte noch. Zumindest in ihm.
Bukama war nicht ruhig. »Wofür seid Ihr bereit, Junge?« Seine Handkante traf den Harnisch des Wächters direkt über dem roten Hirsch, sodass der Mann in die aufrechte Position gedrückt wurde und einen Schritt zurücktaumelte. »Ihr schneidet Euer Haar kurz und tragt es offen!« Bukama spie die Worte förmlich heraus. »Ihr habt einem Kandori-Lord die Treue geschworen! Mit welchem Recht behauptet Ihr, ein Malkieri zu sein?«
Das Gesicht des jungen Mannes rötete sich, während er nach einer Antwort suchte. Andere Wachen kamen heran, blieben aber stehen, als Lan die Zügel fallen ließ. Mehr nicht, aber jetzt kannten sie seinen Namen. Sie betrachteten seinen braunen Hengst, der still und wachsam hinter ihm stand, fast genauso misstrauisch wie ihn selbst. Ein Schlachtross war eine prächtige Waffe, und sie konnten nicht wissen, dass Katzentänzer erst halb ausgebildet war.
Um sie herum wurde Platz geschaffen, als Leute, die das Tor bereits hinter sich hatten, erst ein Stück weitereilten, bevor sie sich umdrehten, während die auf der Brücke zurückwichen. Aus beiden Richtungen wurden Rufe von Leuten laut, die wissen wollten, was den Verkehr aufhielt. Bukama schenkte alldem keine Beachtung, sondern konzentrierte sich auf den Jungen mit dem roten Gesicht. Er hatte die Zügel des Lastpferds und seines Wallachs nicht losgelassen. Das ließ hoffen, dass sie weitergehen konnten, ohne dass Schwerter gezogen wurden.
Ein Offizier kam aus dem gemauerten
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