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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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deren Reiter nicht minder prunkvoll in Gewänder mit kostbaren Stickereien und Fuchs- oder Marder- oder Hermelinbesätzen gekleidet waren, suchten sich einen Weg durch das Getümmel. Kaum eine Stelle, wo ein Fußbreit Straße frei blieb.
    Lan sah sogar einige Aes Sedai, Frauen mit gelassenen, alterslosen Gesichtern. Genug Leute erkannten sie auf den ersten Blick, sodass sie Wirbel in der Menge bildeten, Strudel, die einen freien Weg schufen. Respekt oder Vorsicht, Ehrfurcht oder Angst – es gab hinreichend Gründe selbst für einen König, einer Schwester den Weg frei zu machen. Einst hätte selbst in den Grenzlanden ein Jahr vergehen können, ohne eine Aes Sedai zu Gesicht zu bekommen, aber seit die alte Amyrlin gestorben war, schienen die Schwestern überall zu sein. Vielleicht lag es an den Geschichten über einen Mann, der die Macht lenken konnte; sie würden ihn nicht lange frei herumlaufen lassen, falls er existierte.
    Lan hielt den Blick von ihnen abgewandt und ging schnell weiter, um kein Aufsehen zu erregen. Der Hadori allein konnte ausreichen, das Interesse einer Schwester zu erwecken, die einen Behüter suchte. Angeblich fragten sie, bevor sie den Bund mit einem Mann eingingen, aber er kannte mehrere Männer, die sich diesem Bund unterworfen hatten, und jedes Mal war es für sie eine Überraschung gewesen. Wer würde schon seine Freiheit aufgeben, um hinter einer Aes Sedai herzulaufen, es sei denn, man wäre mehr als nur höflich darum gebeten worden?
    Schockierenderweise verbargen viele Frauen die Gesichter hinter Spitzenschleiern. Dünne Spitze, fein genug, um zu zeigen, dass sie Augen hatten. Niemand hatte je von einem weiblichen Myrddraal gehört, aber Lan hätte nie gedacht, dass sich das Gesetz einmal der Mode beugen würde. Als Nächstes würden sie die Öllampen auf den Straßen abmontieren und die Nacht finster lassen. Noch erschreckender als die Schleier war, dass Bukama einige dieser Frauen direkt ansah und den Mund hielt. Dann ritt ein hakennasiger Mann namens Nazar Kurenin direkt vor Bukama vorbei, und er blinzelte nicht einmal. Der junge Wachsoldat war ganz sicher geboren worden, nachdem die Große Fäule Malkier verschluckt hatte, aber Kurenin, der das Haar kurz geschnitten und einen gegabelten Kinnbart trug, war doppelt so alt wie Lan. Die Jahre hatten die Spuren seines Hadori nicht vollständig tilgen können. Es gab viele wie Kurenin, und sein Anblick hätte Bukama lospoltern lassen müssen. Lan sah seinen Freund besorgt an.
    Sie näherten sich stetig dem Stadtkern und erklommen den höchsten Hügel, den Hirschberg. Lord Marcasievs festungsartiger Palast beanspruchte den gesamten Gipfel, die der geringeren Lords und Ladys lagen auf den Terrassen darunter. Da oben würde al’Lan Mandragoran in jedem Haus herzlich aufgenommen werden. Wahrscheinlich herzlicher, als ihm im Moment lieb war. Es würde Bälle und Jagden geben, und Adlige aus dem Umkreis von bis zu fünfzig Meilen würden dazu eingeladen werden, auch von jenseits der Grenze zu Arafel. Leute, die darauf brannten, von seinen Abenteuern zu hören. Junge Männer, die ihn auf seinen Streifzügen in die Große Fäule begleiten wollten, und alte Männer, die ihre Erfahrungen mit seinen vergleichen wollten. Frauen, die wild darauf waren, das Bett mit einem Mann zu teilen, den, wie die Geschichten von Narren behaupteten, die Große Fäule nicht töten konnte. Kandori und Arafeler waren manchmal so schlimm wie die Südländer; manche dieser Frauen würden verheiratet sein.
    Und es würden Männer wie Kurenin da sein, die sich bemühten, das untergegangene Malkier zu vergessen, und Frauen, die ihre Stirn nicht mehr mit dem Ki’sain als Zeichen dafür schmückten, dass sie ihre Söhne dazu anhalten würden, den Schatten zu bekämpfen, solange sie atmeten. Lan konnte das heuchlerische Lächeln ignorieren, wenn sie ihn al’Lan Dai Shan nannten, den diademgeschmückten Feldherrn und ungekrönten König einer Nation, die verraten worden war, als er noch in der Wiege lag. In seiner derzeitigen Verfassung war Bukama zu einem Mord fähig. Oder zu Schlimmerem, bedachte man seinen Schwur am Tor. Er würde sich bis in den Tod daran halten. Aber Bukamas Hände und Füße waren gefährlich genug, um einen Mann sein Leben lang zu verstümmeln.
    »Varan Marcasiev wird uns eine Woche oder länger mit Hofprotokoll aufhalten«, sagte Lan und bog in eine schmalere Straße ein, die vom Hirschberg wegführte. »Nach allem, was wir über Räuber und

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