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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dergleichen gehört haben, wird er genauso glücklich sein, wenn ich mich nicht sehen lasse, um meine Aufwartung zu machen.« Das stimmte. Er hatte den Hohen Herrn des Hauses Marcasiev nur einmal gesehen, vor Jahren, aber er erinnerte sich an einen Mann, der ganz in seinen Pflichten aufging. Lord Marcasiev würde diese Bälle und Jagdgesellschaften arrangieren und jede einzelne davon bedauern.
    Bukama folgte ihm ohne einen Laut der Klage über Palastbetten oder vom Koch zubereitete Festmahle, die ihm entgehen würden. Das war beunruhigend. Er würde nicht nur seine eigene Härte wiedererlangen müssen, er musste eine Möglichkeit finden, Bukamas Härte wiederherzustellen, oder sie konnten sich genauso gut sofort selbst die Adern aufschlitzen.

KAPITEL 16

    Die Tiefe
    I n den Bodensenken unweit der Nordmauer ragten keine Paläste auf, nur Geschäfte und Tavernen, Gasthäuser und Stallungen und Remisen. Um die langen Lagerhäuser der Handelshöfe herum herrschte rege Betriebsamkeit, aber keine Kutschen kamen in die Tiefe, und die meisten Straßen waren kaum breit genug für Karren. Aber hier drängten sich so viele Leute wie auf den breiten Straßen, und es war genauso laut. Die Kleidung der Straßenkünstler war hier ziemlich heruntergekommen, aber das machten sie dadurch wett, dass sie umso lauter waren, und Käufer wie Verkäufer brüllten gleichermaßen, als wollten sie auch noch in der nächsten Straße gehört werden. Wahrscheinlich waren einige in der Menge Beutelschneider und Taschendiebe und anderes Diebesgesindel, die ihr morgendliches Geschäft weiter oben beendet hatten oder erst am Nachmittag dort sein wollten. Bei so vielen Kaufleuten in der Stadt wäre es ein Wunder, wenn es anders gewesen wäre. Als zum zweiten Mal unsichtbare Finger in der Menge über seinen Mantel strichen, verstaute Lan seinen Geldbeutel unter dem Hemd. Jeder Bankier hätte ihm eine größere Summe auf die Güter in Shienar vorgestreckt, die ihm bei seiner Mannbarkeit zugesprochen wurden, aber wenn er das Gold verlor, das er bei sich hatte, müsste er die Gastfreundschaft des Hirschbergs annehmen.
    In den ersten drei Gasthäusern, in denen sie ihr Glück versuchten, würfelförmigen Gebäuden aus grauem Stein mit Schindeldächern und bunten Schildern, hatten die Wirte nicht einmal mehr winzige Kammern frei. Sie waren bis unter die Dächer von weniger wohlhabenden Händlern und Kaufleuten belegt. Bukama murmelte etwas davon, in einer Scheune zu schlafen, aber mit keinem Wort erwähnte er die Daunendecken und Betttücher, die auf dem Hirschberg auf sie warteten. Im vierten Gasthaus, dem Zur Blauen Rose , überließen sie Stallknechten ihre Pferde, und Lan trat ein und war fest entschlossen, eine Unterkunft für sie zu finden, und wenn es den Rest des Tages dauern sollte.
    Drinnen führte eine große, hübsche Frau mit grau meliertem Haar den Vorsitz über einen überfüllten Gastraum, wo Gespräche und Gelächter beinahe das schlanke Mädchen übertönten, das zur Zither sang. Pfeifenrauch kräuselte sich unter den Deckenbalken, und aus der Küche drang der Duft von gebratenem Lamm. Kaum sah die Gastwirtin Lan und Bukama, zupfte sie an ihrer blau-weiß gestreiften Schürze und kam mit einem scharfen Blick in den dunklen Augen auf sie zu.
    Bevor Lan ein Wort sagen konnte, packte sie Bukama an den Ohren, zog seinen Kopf herunter und küsste ihn. Kandori-Frauen waren selten zurückhaltend, aber dennoch war es ein bemerkenswert inniger Kuss vor so vielen Leuten. Finger zeigten auf sie, und anzügliches Kichern wurde an den Tischen laut.
    »Ich freue mich auch, dich wiederzusehen, Racelle«, murmelte Bukama mit einem leisen Lächeln, als sie ihn endlich losließ. »Ich wusste gar nicht, dass du hier ein Gasthaus hast. Glaubst du …?« Er senkte den Blick, statt ihr unhöflich in die Augen zu sehen, und das erwies sich als Fehler. Racelle schlug ihm die Faust so fest an den Kiefer, dass sein Haar nach vorn fiel, als er rückwärtstaumelte.
    »Sechs Jahre ohne eine Nachricht …«, fauchte sie. »Sechs Jahre!« Sie packte ihn wieder an den Ohren und gab ihm noch einen Kuss, diesmal länger, nahm ihn mehr, als sie ihn gab. Jeder Versuch seinerseits, etwas anderes zu tun, als gebückt dazustehen und sie gewähren zu lassen, wurde durch ein brutales Ziehen an den Ohren vereitelt. Wenigstens würde sie ihm keine Messerklinge ins Herz bohren, wenn sie ihn küsste. Vermutlich nicht.
    »Ich glaube, Frau Arovni könnte irgendwo ein Zimmer für

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