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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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losgemacht wurde und ablegte. Lange Ruder wurden ausgebracht, um die Blaue Schwinge einem riesigen Wasserkäfer gleich durch den Hafen zu manövrieren.
    Nur darum konnte sie beobachten, wie die Hafenmeisterin zur Blauen Schwinge zeigte und mit einem Mann redete, der seinen dunklen Umhang eng um sich gerafft hielt, während er sprach. Sofort umarmte sie Saidar , und alles in Sichtweite wurde klarer und schärfer. Der Effekt war nicht mit einem guten Fernrohr vergleichbar, aber sie konnte das Gesicht des Mannes erkennen, der interessiert aus seiner Kapuze schaute. Frau Dormailes Beschreibung war exakt gewesen. Er war nicht hübsch, sah aber trotz der Narbe im linken Augenwinkel gut aus. Und er war für einen Cairhiener sehr groß, fast zwei Schritte. Aber wie hatte er sie hier gefunden, und warum hatte er sie gesucht? Auf beide Fragen fiel ihr keine erfreuliche Antwort ein, vor allem nicht auf die zweite. Für jemanden, der den Plan des Saals vereiteln wollte, jemanden, der ein anderes Haus als Damodred auf dem Sonnenthron sehen wollte, wäre der Tod der Kandidatin des Saals die einfachste Möglichkeit gewesen. Sie prägte sich das Gesicht des Burschen genau ein und ließ die Macht los. Offensichtlich ein weiterer Grund, große Vorsicht walten zu lassen. Er wusste, auf welchem Schiff sie reiste, und vermutlich kannte er auch jede Anlegestelle zwischen hier und den Grenzlanden. Das war als der beste Ort für den Anfang erschienen, weit weg von Cairhien und leicht durch den Fluss zu erreichen.
    »Ist die Blaue Schwinge ein schnelles Schiff, Kapitän Carney?«, fragte sie.
    Der Kapitän, ein schwerer, von der Sonne verbrannter Mann mit einem schmalen Schnurrbart, dessen Enden zu Spitzen gewachst waren, hörte auf, Befehle zu brüllen, und zeigte so etwas Ähnliches wie ein respektvolles Lächeln. Er war recht erfreut gewesen, das Gold einer Adligen für sie selbst und ihr Pferd zu bekommen. »Das schnellste auf dem Fluss, meine Lady, mit Sicherheit«, sagte er und wandte sich wieder ab, um erneut seine Mannschaft anzuschreien. Er hatte bereits die Hälfte des Goldes und brauchte nur genug Respekt zu zeigen, um sicherzugehen, dass er den Rest bekam.
    Jeder Kapitän hätte das Gleiche über sein Schiff gesagt, aber als der Wind das Dreieckssegel füllte, schoss die Blaue Schwinge wie ihr Namensvetter los und flog förmlich aus der Hafeneinfahrt.
    Das war der Augenblick, in dem Moiraine dem Amyrlin-Sitz gegenüber ungehorsam wurde. Oh, Sierin hätte es sicher in dem Moment so interpretiert, in dem sie die Burg verließ, aber Absicht war keine Handlung. Die Buße, die die Frau zusammenstellen würde, würde sicherlich eine Mischung aus Arbeit, Mangel, Demütigung des Fleisches und Demütigung des Geistes sein. Darüber hinaus wurde sie sehr wahrscheinlich von einem Meuchelmörder verfolgt. Moiraines Knie hätten in Furcht vor Sierin schlottern müssen, wenn nicht vor Meister Gorthanes, aber als Tar Valon und die Burg hinter ihr verblassten, stieg in ihr nur das Gefühl von Freiheit und Aufregung empor. Jetzt konnten sie sie nicht mehr auf den Sonnenthron setzen. Bis der Saal sie gefunden hatte, würde jemand anders darauf sitzen und seine Position gefestigt haben. Und sie war aufgebrochen, um den Jungen zu finden. Sie war zu einem großartigen Abenteuer aufgebrochen, wie es noch keine Aes Sedai zuvor erlebt hatte.

KAPITEL 15

    In Canluum
    D er frische Duft des neuen Frühlings lag in der Luft von Kandor, als Lan in das Land zurückkehrte, wo er sterben würde, was er immer schon gewusst hatte. Nachdem der Frühling in den südlicheren Ländern schon vor Wochen Einzug gehalten hatte, zeigten die Bäume das erste Rot des neuen Wachstums, und dort, wo keine Schatten auf verschneite Flächen fielen, sprossen ein paar vereinzelte Wildblumen aus dem winterbraunen Gras, doch verglichen mit dem Süden spendete die blasse Sonne wenig Wärme; ein kalter, schneidender Wind drang durch seinen Mantel, und graue Wolken kündeten von mehr als nur Regen. Vielleicht hatte der Süden ihn mehr verweichlicht, als er gedacht hätte. Falls das stimmte, war es eine Schande. Er war fast zu Hause. Fast.
    Generationen hatten die breite Straße beinahe so hart gestampft wie den Fels der umliegenden Berge, daher wurde kaum Staub aufgewirbelt, obwohl ein beständiger Tross von Ochsenkarren den Bauernmarkt in Canluum verließ und Händlerkarawanen aus hohen Wagen, die von berittenen Wachen mit Stahlhelmen und Rüstungen umgeben waren, auf die hohe

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